Eifeler Zeitung, Andreas Gabbert

Virus schränkt Leben in der Eifel ein

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Ins Rathaus nur nach Anmeldung. Keine Besuche in Heimen und Krankenhäusern. Keine Gottesdienste mehr.

NORDEIFEL Das Coronavirus hat auch in der Eifel weitreichende Auswirkungen auf das öffentliche Leben. Am Montag trafen sich Vertreter der Ordnungsämter  aller zehn Kommunen der Städteregion, um die aktuelle Lage zu besprechen und weitere Maßnahmen zu veranlassen. Dabei ging es auch um Regelungen für Restaurants und Geschäfte in Form einer sogenannten Allgemeinverfügung.

Die Beschlüsse wurden aber noch vor ihrer Veröffentlichung von einem Beschluss der Bundesregierung und der Ministerpräsidenten der Länder überholt. Demnach sollen nun viele Geschäfte und Kneipen dicht machen und der Tourismus eingeschränkt werden. Selbst Spielplätze sollen geschlossen werden.

Aber auch so wären die Bibliotheken, Schwimmbäder, Turnhallen und Sportplätze, Vereinsräumlichkeiten und Einrichtungen wie Musikschule, Volkshochschule, Nationalparktore und Touristinformationen bis auf Weiteres für den Publikumsverkehr geschlossen worden oder waren es bereits.

Auch Rathäuser und Verwaltungsstellen sollen nur noch in dringenden, unaufschiebbaren Fällen aufgesucht werden. Dringend empfohlen wird, in jedem Fall vorher telefonisch einen Termin zu vereinbaren. Die Zugänge zu den Rathäusern in Monschau, Simmerath und Roetgen wurden daher beschränkt. An den Pforten kommt nur vorbei, wer sich vorher angemeldet hat. „Vieles lässt sich ja auch telefonisch regeln“, meint Roetgens Bürgermeister, Jorma Klauss. Das sehen seine Kollegin in Monschau und sein Kollege in Simmerath genauso. Für Dinge, für die ein persönliches Erscheinen nötig ist, müssen Termine vereinbart werden.

Mit Blick auf die Kinderbetreuung sind die Arbeitszeiten „massiv flexibilisiert“ worden. Außerdem werde das Rathaus in Roetgen derzeit öfter gereinigt, erklärt Klauss. „Es ist zu beobachten, dass die Bürger in Roetgen sehr besonnen mit der Situation umgehen, und das ist gut so“, sagt der Roetgener Bürgermeister. „Wir haben es mit massiven Einschränkungen bis in den Kern des menschlichen Alltags zu tun, von denen unser alltägliches Leben immens betroffen ist. Wichtig dabei ist, dass die Versorgungsstruktur aufrecht erhalten bleibt“, sagt Monschaus Bürgermeisterin Margareta Ritter. „Die Mitarbeiter der Gemeinde Simmerath setzen trotz Corona alles daran, für den Bürger in dringenden Fällen auch weiterhin da zu sein“, sagt Simmeraths Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns.

Die gemeinsam tagenden Krisenstäbe der Städteregion und der Stadt Aachen hatten bereits vor Tagen beschlossen, dass Besuche in Heimen auf das Notwendigste zu beschränken sind. „Es gilt die Regel: Je Bewohnerin oder Bewohner im Regelfall eine Person je Tag. Die Besuche sollen maximal eine Stunde dauern und nur noch auf den Zimmern, nicht in Gemeinschaftsräumen stattfinden. Besucher sollen an den Eingängen erfasst und registriert werden, damit im Falle von Infektionen Kontaktpersonen zum Nachweis von Infektionsketten ermittelt werden können“, heißt es.

Auch im Maria-Hilf-Stift in Monschau besteht seit vergangenem Donnerstag ein Besuchsverbot. Ausnahmen müssen mit der Geschäftsführung im Einzelfall abgestimmt werden. Neben dem Besuchsverbot gibt es weitere Vorsichtsmaßnahmen. Das an das Maria-Hilf-Stift angeschlossene Café ist geschlossen. Der ehrenamtliche Dienst ist ausgesetzt. Gottesdienste finden in der Kapelle nicht statt. Neue Bewohner dürfen keine Erkältungssymptome zeigen und benötigen eine aktuelle ärztliche Bescheinigung. Alle Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Ordensschwestern sind eindringlich aufgefordert worden, neben den ohnehin notwendigen Hygienemaßnahmen, nicht auszugehen und soziale persönliche Kontakte auf das absolut mögliche Minimum zu reduzieren. An einer Möglichkeit für die Heimbewohner mit ihren Verwandten und Bekannten online in Kontakt zu bleiben wird gearbeitet.

Besuchsverbot in der Klinik

In der Eifelklinik St. Brigida in Simmerath gilt ebenfalls ein generelles Besuchsverbot. In dringenden Ausnahmefällen wird gebeten, sich vorab telefonisch am Empfang unter 02473/890 zu melden. Patienten, die Symptome aufweisen (Fieber, Husten, Schnupfen, Niesen, Halsschmerzen, Heiserkeit), an anderen ansteckenden Krankheiten leiden oder sich im Vorfeld in einem Risikogebiet aufgehalten haben, können nicht im Rahmen einer regulären Sprechstunde oder Patientenaufnahme empfangen werden. Wer als Notfallpatient in die Klinik kommt, soll zunächst klingeln ohne einzutreten. Anschließend wird der Mensch von einem Mitarbeiter abgeholt, um sie entsprechend auszustatten und zu screenen. In den ambulanten Wartebereichen behält sich die Klinik vor, entsprechende Patienten zu isolieren und mit ihnen ein weiteres Vorgehen zu besprechen.

Die „Corona“-Krisenstäbe von Stadt und Städteregion Aachen hatten schon vor dem Beschluss der Bundesregierung und der Ministerpräsidenten weitreichende Maßnahmen beschlossen. Foto: Harald Krömer

Die Kirchen haben ebenfalls auf die Situation reagiert und die Gottesdienste bis auf Weiteres abgesagt. Auch Exequien könnten zunächst nicht mehr stattfinden, erklärt die Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Monschau. „Ab sofort finden Beerdigungen als würdevolle Abschiedsfeiern am Grab statt. Wir bitten eindringlich darum, auch in dieser insbesondere für die Angehörigen schweren Situation, die Teilnehmerzahl gering zu halten und den gebotenen Sicherheitsabstand untereinander zu wahren“, heißt es in einem Informationsschreiben. Um den Zusammenhalt aller Gläubigen auch ohne Zusammenkünfte zu stärken, lädt die GdG ein, sich im persönlichen Gebet oder Stille miteinander zu verbinden. Dazu läuten die Kirchenglocken werktags um 19 Uhr sowie samstags und sonntags um 10 Uhr. Viele Kirchen sollen aber geöffnet bleiben. „Unsere Kirchen bleiben offen, damit die Menschen in dieser schwierigen Zeit auch mal eine Kerze anzünden oder im Gebet still verweilen können“, teilt die GdG Simmerath mit.

Die Feuerwehren hatten schon in der vergangenen Woche reagiert und sämtliche Lehrgänge auf Ebene der Städteregion sowie die Aktivitäten der Jugendfeuerwehren und Ehrenabteilungen abgesagt. Alle sonstigen Aktivitäten, die nicht zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft dienen, finden ebenfalls nicht statt. In der Gemeinde Simmerath finden an den verschiedenen Standorten weiterhin Übungen statt. „Es bleibt den einzelnen Löschgruppen überlassen, ob sie das in mehreren kleinen Gruppen machen“, sagt Simmeraths Wehrleiter, Christian Förster. „Wir haben die Übungen auf ein Mindestmaß reduziert“, erklärt der Leiter der Monschauer Feuerwehr, Falk Claßen. In Roetgen werde auch so gehandelt, sagt Wehrleiter Joachim Wynands. Die zurzeit laufende Grundausbildung wird fortgesetzt, allerdings unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen. Die Atemschutz-Grundausbildung gemeinsam mit der Feuerwehr Stolberg hat die Feuerwehr Roetgen aufgrund der aktuellen Situation unterbrochen. Den Feuerwehrchefs ist bislang kein Fall einer Infektion in ihren Reihen bekannt. „Wir sind uns aber bewusst, dass sich das jederzeit ändern kann“, sagt Förster. „Allen Mitglieder mit Erkältungserscheinungen wurde geraten, dem Feuerwehrdienst fern zu bleiben, bis alles durch einen Arzt abgeklärt wurde“, erklärt Wynands.

Tafel verteilt weiterhin

Die Monschauer Tafel wird auch weiterhin zu den normalen Ausgabezeiten (dienstags und donnerstags ab 13.30 Uhr und samstags ab 12.30 Uhr im Himo in Imgenbroich) Lebensmittel an Bedürftige verteilen. Allerdings ist die Auswahl für die Kunden eingeschränkt. Das hat unterschiedliche Gründe. Zum einen steht weniger Ware als sonst zur Verfügung. „Die Geschäfte können zurzeit weniger an uns abgeben“, sagt der Vorsitzende der Monschauer Tafel, Georg Kaulen. Außerdem wird die Ware von den Mitarbeitern der Tafel vorher in Tüten abgepackt und anschließend den Kunden überreicht, um Kontakte weitgehend zu vermeiden und Wartezeiten zu verhindern. „Von unseren Mitarbeitern gehören circa 90 Prozent aufgrund des Alters zur Risikogruppe. Deshalb ist es uns wichtig, die Kontakte so gering wie möglich zu halten“, sagt Kaulen.

Die „Essensretter Monschauer Land“ werden hingegen erstmal keine Lebensmittel mehr verteilen.

    I N F O    

33 Personen in der Städteregion sind wieder gesund

Stand Montagmorgen 11 Uhr gab es in der Städteregion 169 positive Fälle, davon 85 in der Stadt Aachen. Von den insgesamt 169 Fällen sind 33 Personen über so genannte „Frei-Testungen“ nachweislich wieder gesund.

Seit Beginn der Krisenstabsaktivitäten gibt es für allgemeine Informationen (nicht für die persönliche medizinische Beratung) unter 0241/510051 eine Corona-Info-Hotline (an Werktagen von 8 bis 18 Uhr und am Wochenende von 8 bis 15 Uhr). Das NRW-Gesundheitsministerium hat darüber hinaus eine Hotline zum Coronavirus unter der Nummer 0211/91191001 geschaltet. Die hausärztlichen Bereitschaftsdienste sind auch am Wochenende über die Hotline 116117 zu erreichen.

Das Kommunale Abstrichzentrum ist wochentags, 8 bis 18 Uhr, erreichbar. Alle Menschen, die getestet werden wollen, müssen vorher die Telefonhotline 0241/5198-7500 anrufen. Aktuell kommt es zu einem hohen Aufkommen von Anrufen.

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