Eifeler Zeitung, Sarah-Lena Gombert

Ein alter Werkstoff mit großer Zukunft

Die Aachener Fachhochschule investiert zehn Millionen Euro in ein Institut für Holzbauforschung in Simmerath.

AACHEN/SIMMERATH Weniger als 18 Prozent aller neuen Gebäude, die in Deutschland entstehen, werden aus Holz errichtet. Daran soll sich etwas ändern, findet die Fachhochschule Aachen, und errichtet nun in Simmerath in der Eifel ein neues Zentrum für Holzbauforschung. In dem Werkstoff sehen die Wissenschaftler großes Potenzial.

Holzgebäude stehen schneller als Steinhäuser. Holz bindet viel Co2. Und Holz macht nach dem Abriss eines Gebäudes nicht so viel Dreck wie andere Baustoffe. Die Vorteile, die Holz als Werkstoff im Hausbau bietet, liegen für Volker Stempel, Kanzler der Fachhochschule Aachen (FH), also klar auf der Hand. Verständlich also seine Freude darüber, dass die Regierungspräsidentin des Regierungsbezirks Köln, Gisela Walsken, am Montagmorgen an die FH gekommen war, um einen Förderbescheid über knapp zehn Millionen Euro vorbeizubringen. Mit dem Geld wird die Hochschule ein Zentrum für Holzbauforschung aufbauen, und zwar in Simmerath.

Prüfhalle mit Klimakammern

Bis 2022 soll in der Eifelgemeinde eine Prüfhalle entstehen, in der Platz für ein Holzbaulabor mit Prüfmaschinen, mit Klimaräumen und Büros für etwa zwölf Mitarbeiter sein wird. Ziel ist es, die Forschung in den Bereichen Laubholzverwendung, Hybridbauweisen, Verbindungstechnik und Dauerhaftigkeit weiter auszubauen.

„Für Simmerath haben wir uns ganz bewusst entschieden, weil erstens Holz in der Eifel schon lange ein wichtiges Thema ist“, sagte Stempel. Außerdem gebe es dort, direkt am Bildungszentrum (BGZ) der Handwerkskammer eine ideale Möglichkeit zur Kooperation mit Leuten aus der Praxis. Auch Dieter Philipp, Präsident der Aachener Handwerkskammer, zeigte sich angetan von dem Gedanken, dass in Simmerath gleich ausprobiert werden kann, was gerade erst erfunden oder entdeckt worden ist.

Mit Holz als Werkstoff wird man sich am Zentrum für Holzbauforschung beschäftigen. Vom Erfolg des neuen Instituts sind Dieter Philipp, Präsident der Handwerkskammer, Regierungspräsidentin Gisela Walsken sowie die Professoren Thomas Uibel, Leif Arne Peterson und Wilfried Moorkamp überzeugt. Foto: Andreas Steindl

Auch wenn Holz ein Werkstoff ist, mit dem man sich im Bauwesen schon lange beschäftigt, gibt es immer noch eine Menge Arbeit für Forscher, wie Professor Wilfried Moorkamp aus dem Lehrgebiet Holzbau und Nachhaltiges Bauen erklärte. „Unsere Aufgabe ist es beispielsweise, Werte zu ermitteln, um die Statik von Holzbauwerken besser berechnen zu können.“ Interessant seien da vor allem die Eigenschaften von Verbindungsmitteln, beispielsweise Leimen, und auch von Holzarten, die bislang eher weniger Verwendung fanden. „Wer offenen Auges durch unsere Wälder geht, wird feststellen, dass die Nadelhölzer durch die Trockenperioden und den Borkenkäfer arg gelitten haben.“ Alternativen müssen her.

Dass Holzbau eine Alternative zu anderen Bauweisen sein kann, davon ist Professor Leif Arne Peterson vom gleichen Lehrgebiet überzeugt. „Aktuell liegt die Holzbauquote in Deutschland bei 17,8 Prozent“, sagte er. Auch durch die Kooperation der Fachhochschule mit den Meistern der Handwerkskammer erhoffe er sich, die Quote etwas erhöhen zu können.

Bennet Gielen, Dezernent der Gemeinde Simmerath, betonte, dass sich der Ort bemühen werde, für die Studierenden aus Aachen ein attraktiver Arbeitsplatz zu sein. So sei unter anderem geplant, die Busverbindung aus Aachen über den Simmerather Bushof bis zum BGZ zu verbessern.

Dass die Fachhochschule sich mit ihrem Konzept gegen „eine Vielzahl von Konkurrenten“ durchgesetzt habe, liege auch daran, dass Umwelt- und Klimaschutz derzeit unglaublich wichtige Themen seien, erklärte Gisela Walsken. Die knapp zehn Millionen Euro innerhalb von drei Jahren zu verbauen, das sei ein ambitioniertes Ziel. Aber wenn die Umsetzung gelingt, dann könne an dem Zentrum für Holzbauforschung in der Eifel viel Gutes entstehen.

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