Eifeler Zeitung

Langschoß macht Integration unmöglich

Marianne Marburger aus Simmerath schreibt zur Flüchtlingsunterkunft in Simmerath:

Kürzlich zugezogen in Simmerath, habe ich sowohl im Bekanntenkreis als auch in den Medien die Diskussion um die Flüchtlingsunterkunft Langschoß verfolgt. Mit Mitarbeitern des Arbeitskreises bzw. der Flüchtlingshilfe – deren Einsatz vorbildlich und bewundernswert ist – habe ich dieser Tage die Einrichtung besucht. Der Besuch hat mich zu diesem Leserbrief veranlasst.

Zustand der Unterkunft: Angekommen im Dunkeln, sind die beiden Häuser sicheren Fußes nur mit Taschenlampe zu erreichen. Innen fallen als erstes kahle, meist gekachelte Wände, kaltes Neonlicht und ausrangierte, zusammengewürfelte Möbel auf. Gebrauchte, teilweise verschmutzte Matratzen stehen am Eingang, Kabelgewirr hängt von der Decke, Kochgelegenheiten lassen sich bestenfalls als versifft bezeichnen. Dass die Anzahl der Toiletten ausreichend erscheint, täuscht nicht darüber hinweg, dass die Wände Vorstufen von Schimmel zeigen. Fahrräder stehen in den Wohnräumen, Kleider hängen an den Betten, überall gibt es Vorhängeschlösser, eine Schranktür hängt aus den Angeln. In einer Ecke steht ein übervoller Müllbehälter, zu putzen wäre überall.

Lage von Langschoss: Dass die Unterkunft sich mitten im Wald befindet, in unwirtlicher Umgebung, weit ab von der nächsten Siedlung, mit nur drei Busverbindungen wochentags – diese Gegebenheiten machen die geforderte Integration der Geflüchteten in unserer Gesellschaft schlicht unmöglich. Bedingt durch die Lage und den Zustand der Unterkunft wird diese verständlicherweise von den meisten Bewohnern so oft wie möglich verlassen, Berichten zufolge sollen die meisten in ganz Deutschland unterwegs sein. Diese Tatsache hat nicht nur zur Folge, dass die Unterkunft selbst nicht mit der notwendigen Sorgfalt von den Bewohnern gepflegt wird. Sie kann auch ein Sicherheitsrisiko beinhalten, wenn keinerlei Kontrolle über diejenigen besteht, die sich bei uns aufhalten – besonders dann, wenn sie aus einem anderen Kulturkreis mit völlig anderen Wertvorstellungen kommen.

Verantwortung: Es stellt sich die Frage nach der Verantwortung für die geschilderten Zustände. Zwar ließen sich die Wohnverhältnisse in der jetzigen Unterkunft mit vertretbarem Aufwand verbessern – an der absolut integrationsfeindlichen örtlichen Lage würde sich jedoch nichts ändern. Deshalb verwundert es umso mehr, wenn die Gebäude jetzt mit knapp einer halben Million Euro saniert werden sollen. Wäre dieses Geld nicht besser investiert im Bau einer neuen Unterkunft? Angeblich gibt es dafür in Simmerath kein geeignetes Grundstück. Nun stehen in der Gemeinde auch Häuser leer, Grundstücke werden mit Schildern angeboten. Es gibt verschiedene Ortsteile über ein weitläufiges, wenig bebautes Gebiet. Findet sich hier tatsächlich keine Möglichkeit? Natürlich wird jeder Vorschlag, egal für welches Grundstück und für welchen Ort, auch berechtigte Einwände zur Folge haben, vielleicht auch einen Shitstorm vonseiten potentieller Nachbarn. Es ist daher für mich verständlich, wenn keiner der Verantwortlichen sich hier vorwagen will. Trotzdem sollte und muss diese Diskussion geführt werden. Was spricht daher dagegen, sich Hilfe von außen, mit einem neutralen, in der Sachlage kundigen Berater zu holen? Der mit der nötigen Distanz ein heißes Eisen anfassen kann?

Ich bin nach Simmerath gezogen aus einer in der Größe vergleichbaren, politisch ebenso konservativen Gemeinde in Baden-Württemberg. Dort wurde 2016 die Entscheidung zum Bau einer Flüchtlingsunterkunft mit 60 Plätzen getroffen, mit finanzieller Unterstützung des Landes. Als Gemeinderätin habe ich zu dieser Entscheidung beigetragen. Die Akzeptanz der Unterkunft war in der Bevölkerung in keiner Weise ein Problem.

Deutschland ist wirtschaftlich und finanziell ein starkes Land. Daraus erwächst Verpflichtung und Verantwortung, auch in der Flüchtlingspolitik. Eine angemessene, wohnliche Unterbringung der Flüchtlinge ist Aufgabe der Kommune. Davon ist Langschoss weit entfernt. Es ist daher zu wünschen, dass die Gemeinde ihrer Verantwortung hier künftig deutlicher gerecht wird.

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