Eifeler Zeitung, Karl-Heinz Hoffmann

Ortsvorsteher hängt Politik an den Nagel

SPD-Gemeinderatsmitglied Franz-Josef Hammelstein tritt bei der Kommunalwahl im September 2020 nicht mehr an.

LAMMERSDORF Die Entscheidung ist nach langem Überlegen gefallen, und der entsprechende Nagel wurde auch gefunden: Der Sozialdemokrat Franz-Josef Hammelstein, Mitglied im Simmerather Gemeinderat und Ortsvorsteher von Lammersdorf, hängt die Politik an den selbigen und wird bei der Kommunalwahl im September diesen Jahres nicht mehr antreten.

„Ich bin dann seit 26 Jahren in der Kommunalpolitik tätig, was über den Daumen gepeilt ein Drittel eines Menschenlebens ist, und ich finde, das ist jetzt genug“, begründet der 67-Jährige gewohnt sachlich seine Entscheidung und ergänzt noch: „Ich meine, nun sollten auch mal jüngere Leute ihre Chance bekommen.“

Die Entscheidung wird sicher über die Parteigrenzen hinweg aufhorchen lassen, da Franz-Josef Hammelstein auch bei den politisch Andersdenkenden wegen seiner besonnenen Art und Kommunikation geschätzt wurde. Dabei konnte er für die Gegenseite bei seinen Ausführungen und Nachfragen aber auch durchaus nervig werden, wenn er zu einer politischen Predigt ansetzte.

Geprägt wurde der gebürtige Neusser, der seit 1988 in Lammersdorf wohnt, auch durch seinen Beruf. Bevor er in die Kommunalpolitik einstieg, war er viele Jahre hauptamtlich in einem katholischen Jugendverband bundesweit aktiv. Seit 1986 machte er sich, angestellt beim Bistum Aachen, 20 Jahre für Familienpolitik stark, unter anderem als Landesgeschäftsführer der NRW-Familienverbände. Die letzten acht Jahre seines Berufslebens wirkte er als Verwaltungsleiter der Bischöflichen Akademie. Mit Beginn seiner Rente war er auf Wunsch seines Arbeitgebers dann noch einmal ein halbes Jahr als Vermögensverwalter in der Pfarre Konzen tätig.

In der SPD wegen eines Altkanzlers

Da ist es einigen wenigen Leuten gelungen, eine demokratische Abstimmung zu verhindern. Da habe ich schon etwas dran geknabbert.

Franz-Josef  Hammelstein
zur gescheiterten geplanten Ansiedlung eines
Supermarkts auf dem Lammersdorfer Dorfplatz

Dass Hammelstein 1990 in die SPD eintrat, ist letztlich Helmut Kohl zuzuschreiben, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung mitteilte. Das zwischenzeitlich verstorbene Lammersdorfer SPD-Urgestein Edgar Titz habe ihn damals gefragt, warum er Mitglied der SPD werden wolle. Die Antwort Hammelsteins fiel kurz, knapp und überzeugend aus: „Weil ich Helmut Kohl dicke habe.“

In den Simmerather Gemeinderat, dem er seit fünf Wahlperioden angehört, kam Hammelstein schließlich 1994. „Über die Liste“, wie er schmunzelnd ergänzt, „da habe ich noch gegen Marianna Stiel verloren“. Nach der Kommunalwahl 2014, bei der die SPD in Lammersdorf zwei von drei Wahlbezirken gewann, wurde Hammelstein aufgrund des bei der Wahl erzielten Stimmergebnisses (523:490) zum Ortsvorsteher ernannt. Ein Riesenerfolg für die SPD, die damit in Simmerath zwei Ortsvorsteher stellte.

„Nun sollten auch mal jüngere Leute ihre Chance bekommen.“ Franz-Josef Hammelstein will bei der nächsten Kommunalwahl nicht mehr antreten. 26 Jahre war er in der Politik auf lokaler Ebene tätig und seit 2014 Ortsvorsteher von Lammersdorf. Foto: Karl-Heinz Hoffmann

Nach seiner Rückzugs-Entscheidung wird es Franz-Josef Hammelstein bis zur Kommunalwahl nicht langsam auslaufen lassen; kann er auch nicht, da er Anfang Dezember für seine politische „Restlaufzeit“ mit den Stimmen der CDU zum zweiten stellvertretenden Bürgermeister gewählt wurde, womit neue Aufgaben auf ihn zukommen. Auch im privaten Bereich ist das zwischenzeitlich der Fall, da ein Enkelkind den Freizeitrhythmus neu bestimmt.

Wer folgt ihm nach?

Wer bei der Kommunalwahl im September in seinem Wahlbezirk in seine Fußstapfen tritt, steht derzeit noch nicht fest. Aber er ist überzeugt, dass die Simmerather SPD prozentual nicht dort landet, wo sie sich momentan auf Bundesebene befindet. „Wir sind gut aufgestellt, auch mit jungen Leuten. Ich erhoffe eigentlich ein ähnlich gutes Ergebnis wie 2014.“ Da holte man immerhin 32,11 Prozent. „Ich glaube auch“, so Hammelstein weiter, „dass wir mit Gaby Keutgen-Bartosch und Gregor Harzheim zwei sehr gute Leute an der Spitze haben.“

Nach sechs Jahren als Ortsvorsteher ist zum Ende hin die Frage unausweichlich, was positiv und negativ an herausragender Stelle in Erinnerung geblieben ist. „Negativ wird sicher die Norma-Geschichte in Erinnerung bleiben“, so Hammelstein zu der vom Discounter geplanten Ansiedlung auf dem Lammersdorfer Dorfplatz. „Da ist es einigen wenigen Leuten gelungen, eine demokratische Abstimmung zu verhindern. Da habe ich schon etwas dran geknabbert.“ Dafür gab es aber auch schöne Ereignisse. „Nachhaltig in Erinnerung geblieben ist mir die Namensgebung des Otto-Junker-Platzes. Darüber hinaus hat es mir immer viel Spaß gemacht, wenn ich vielen Leuten konkret helfen konnte. Da ist die Dankbarkeit auch direkt spürbar.“

Da auch Ortsvorsteher zum neuen Jahr Wünsche haben, ergänzte Franz-Josef Hammelstein dann noch: „Und für das Jahr 2020 wünsche ich mir, dass wir endlich die längst beschlossene Bebauung des Gebietes Hasselfuhr umsetzen können. Darauf warten viele bauinteressierte junge Familien.“

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