Eifeler Zeitung, Marco Rose

„Seilbahn keine Alternative für die Tram“

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Professor Heiner Monheim hält die Idee einer Seilbahn-Anbindung nach Aachen für abwegig. „Regiotram muss das Ziel sein.“

Nordeifel Vor Jahren hat er im Landesverkehrsministerium in Düsseldorf verbissen für den Erhalt der Vennbahn gekämpft: Professor Heiner Monheim, der 1995 zur Universität Trier wechselte und als führender Experte für Seilbahnsysteme gilt. Die Vennbahn ist jedoch Geschichte, was inzwischen mancher bedauert. Denn ohne eine funktionierende Alternative zum Auto droht die Eifel mittelfristig abgehängt zu werden. Auch wenn Heiner Monheim nicht müde wird, Seilbahnen als Alternative für den urbanen Verkehr von morgen zu bewerben – für die Eifel hält der gebürtige Aachener solche Systeme für ungeeignet. „Wenn es um ein System zur Verkehrsentlastung gehen soll, dann führt an einer Stadt-Umland-Bahn wie der Regiotram auf Dauer kein Weg vorbei. Das muss das Ziel sein.“

Eine Regiotram-Süd wird inzwischen von den Bürgermeistern aus Simmerath und Roetgen sowie der Rathauschefin aus Monschau befürwortet. Die drei drängen auf eine Machbarkeitsstudie, um das Projekt voranzubringen. Die UWG Simmerath hatte unterdessen die Idee einer Seilbahn ins Spiel gebracht und damit auch bei manchen Eifeler Grünen Interesse geweckt.

Kreuzung der Bundesstraßen 258 und 399 bei Fringshaus: Entlang der „Kleinen Himmelsleiter“ könnte die Trasse der Bahn Richtung Roetgen verlaufen.

Denn Seilbahnen gelten als unterschätzte Alternativen im Öffentlichen Personennahverkehr. Erst vor drei Jahren hatte die Stadt Bonn in einer Machbarkeitsstudie die Vorteile von Seilbahnsystemen herausgestellt: Diese haben einen geringen Platzbedarf und sind vergleichsweise günstig im Bau und im Unterhalt, außerdem ist vergleichsweise wenig Personal nötig. Derzeit streiten in der ehemaligen Bundeshauptstadt Befürworter und Gegner des Projekts leidenschaftlich, der Oberbürgermeister hat sich als Befürworter geoutet. Und auch in Köln wird der Bau einer 33 Kilometer langen Strecke entlang des Rheins ernsthaft erwogen. „In Großstädten sind solche Projekte durchaus sinnvoll, wie Beispiele in Südamerika zeigen“, sagt Monheim. In der ländlichen Eifel sehe das aber anders aus: „Eine Seilbahn von Monschau oder Simmerath nach Aachen sprengt den Rahmen, den man bislang bei solchen Seilbahnsystemen vor Augen hat.“ Es gebe durchaus Seilbahnen über Strecken von bis zu 60 Kilometer. Meist handle es sich dabei aber um Güterseilbahnen für abgelegene Regionen etwa im Iran, in denen es kaum Straßen gebe. Monheim: „Sieben Kilometer gilt derzeit als Grenze des Sinnvollen und Machbaren.“ Eine Seilbahn hält der emeritierte Hochschullehrer allenfalls für die Verbindung einer Regiotram-Haltestelle mit der Monschauer Altstadt für sinnvoll.

Ein Hauptgrund: Je länger die zu überwindende Strecke ist, desto unattraktiver wird eine Seilbahn. Die Beförderungsgeschwindigkeit endet laut Monheim „irgendwo bei 23 Kilometer pro Stunde“. „Seilbahnen könnten auch etwas schneller fahren, aber das wird für die Passagiere eher ungemütlich – dann gleicht das der Fahrt in einer Achterbahn.“ Knackpunkt sind zudem die Haltestellen: „Seilbahnen werden sehr langsam gebremst und brauchen deshalb rund zwei Minuten pro Halt.“ Würde man auf einer Strecke zwischen der Eifel und Aachen etwa zehn Haltestellen einplanen, verliere man so schon einmal 20 Minuten, rechnet der Experte vor. „So bekommt man im Resultat keine konkurrenzfähigen Reisezeiten, um Autoverkehr zu ersetzen.“

Die Steigung an der Himmelsleiter ist für eine Tram kein Problem.

Professor Heiner Monheim,
Verkehrsexperte

Monheim kennt sich aus in der Nordeifel, wo er einst gemeinsam mit dem damaligen Monschauer Stadtdirektor Helmut Etschenberg an der Verkehrsentlastung der Monschauer Altstadt arbeitete und sich erfolgreich für einen Verkehrsentwicklungsplan für den Aachener Südkreis stark machte. Die Regiotram-Initiative hält er für „absolut richtig und ohne wirkliche Alternative“. Deutschland stehe an einer „Zeitenwende, was die Zukunft des Schienenverkehrs angeht“.

„Es gibt im Bereich der Schienentechnik eine rasante Entwicklung. In der Vergangenheit gab es immer wieder Schwierigkeiten mit der Realisierung von solchen Projekten, weil die Bundespolitik für die Förderung sehr hohe Schwellenwerte angesetzt hat.“ Inzwischen werde die Technik aber immer günstiger. „Ging man früher zum Beispiel von Kosten von rund zwei Millionen Euro für einen Triebwagen aus, gibt es in Großbritannien neue Fahrzeuge, die nur noch ein Drittel oder weniger kosten.“ Auch alternative Antriebsformen – etwa mit Wasserstoff – seien denkbar.

Die Trasse nach Aachen stelle technisch gesehen zudem kein Hindernis dar: „Die Steigung an der Himmelsleiter ist kein Problem. Es gibt vergleichbare Strecken in Würzburg oder Ulm.“ Als Referenzprojekte für eine Regiotram-Süd nennt Monheim die gut funktionierende Regiotram in Kassel oder die Stadt-Umland-Bahn in Saarbrücken. „Etwas Vergleichbares lässt sich auch in der Region Aachen realisieren. Das ist eine große Chance für die Eifel.“

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