Eifeler Nachrichten, Peter Stollenwerk

Simmerath möchte städtischer werden

Wie soll der Zentralort in 20 Jahren aussehen? Stadtplaner stellt in einem Handbuch Vorschläge und Visionen zur Diskussion

Simmerath. Simmerath soll Stadt werden, zumindest aber städtischer: Diese Absicht wird unverkennbar deutlich in einem Gestaltungshandbuch unter dem Titel „Wohnen in Simmerath“, das das Stadtplanungsbüro HJP Aachen im Auftrag der Gemeindeverwaltung Simmerath entworfen hat. Schon mehrfach wurde in den Fachausschüssen über dieses Exposé diskutiert, das eine Grundlage für die künftige Entwicklung des Zentralortes Simmerath darstellen soll.

Stadtplaner Professor Peter Jahnen stellte jetzt in der Sitzung des Planungsausschuss erstmals visualisierte Entwürfe vor, die ein Bild davon vermitteln, welche enorme optische Veränderung der Ortskern nehmen könnte, wenn die zeichnerische Darstellung zur Umsetzung käme. Zum jetzigen Zeitpunkt aber handelt es sich noch um eine Vision, und den Beteiligten ist klar, dass die Weiterentwicklung nicht mit einem Schlag, sondern nur schrittweise umgesetzt werden kann.

„Es geht darum, Vorschläge auszuarbeiten, wie Simmerath in 20 Jahren aussehen könnte“, erläuterte der Stadtplaner im Gespräch mit der Lokalredaktion seine Handlungsmaxime. Weiterhin sei es für die Zukunft unverzichtbar, für Simmerath neue Wohnformen anzubieten. Dazu müsse der „Wohnungsmix“ verändert werden, „damit junge Leute ausreichend Angebote vorfinden, um weiterhin im Ort zu leben“.

So sieht der zur Weiterentwicklung Simmeraths vorgesehene Randbereich des Ortskerns heute aus. Viele Freiflächen hinter dem Rathaus bieten auch viele Möglichkeiten der Entwicklung. Foto: Gemeinde Simmerath

„Nordverdichtung“

Im Blickpunkt des Gestaltungshandbuches steht die sogenannte „Nordverdichtung“. Hier möchte das Planungsbüro eine Verbindung zwischen dem Kernbereich (Hauptstraße / Kammerbruchstraße / Markt) und dem Gewerbegebiet herstellen. Verbindendes Element soll das genau dazwischen liegende Rathaus sein. „Eine neue Mitte würde dem Ort gut tun. Sie wollen ja Stadt werden“, sagte Jahnen in der Sitzung des Planungsausschusses, der zahlreiche interessierte Zuhörer beiwohnten. Eine solche Zusammenführung könne gut funktionieren, „da die Entfernungen eigentlich gering sind“.

Im rückwärtigen Bereich des Rathauses befinden sich auch die meisten Freiflächen, die die Fantasie des Stadtplaners stark angeregt haben. Eine Mischung aus öffentlichen Flächen, neuen Geschäften und Wohnen sieht er als Ideallösung.

Thema Geschosshöhe

Der Wohnungsmix in Simmerath muss verändert werden, damit junge Leute ausreichend Angebote vorfinden, um weiterhin im Ort zu leben.

Prof. Peter Jahnen
Stadtplaner

Ein wesentlicher Punkt bei der Zukunftsentwicklung Simmeraths ist auch die Geschosshöhe bei Neubauten. Diese dürfen laut Planer ruhig höher werden, „aber es muss nicht alles fünfgeschossig werden“, sagt Jahnen, der auch bei der Stadtwerdung Simmeraths keine überdimensionierten Maßstäbe anlegen will.
Abschließend betonte der Stadtplaner, dass die gesamte Darstellung „noch ein Stück weit offen ist“. Zunächst einmal müsse in Simmerath eine Grundsatzentscheidung zur zukünftigen Entwicklung getroffen werden. Es sei jetzt nicht der Zeitpunkt, über konkrete Vorhaben zu reden. „Ansonsten würde man zum jetzigen Zeitpunkt das Thema verbrennen.“

In der nachfolgenden Diskussion überwog ebenfalls dieser Gedanke. „Das könnte eine Entwicklung für Simmerath sein“, meinte Jens Wunderlich (CDU), der die Vorschläge „sehr positiv“ sah. Jetzt sehe er gespannt der Diskussion mit den Bürgern entgegen.
Die Verwaltung möchte möglichst noch im Januar zu einer Bürgerinfo einladen.

Gespannt auf Bürgermeinung

Die ganze Palette der Möglichkeiten hat Stadtplaner Professor Peter Jahnen ausgepackt, um seine Vision von der „Nordverdichtung“ des Kernbereiches Simmerath darzustellen. Die Pfarrkirche (oben rechts), das Rathaus (mittig) und das Kraremann-Karree (links) geben dem Betrachter die nötige Orientierung. Zeichnung: Jahnen

„Kongenial umgesetzt“ fand Manfred Sawallich die Visionen, aber mit Sicherheit gebe es noch Diskussionsbedarf. Es stelle sich beispielsweise die Frage, ob man über eine viergeschossige Bauweise hinausgehen solle. Wichtig aber sei grundsätzlich eine Belebung des Ortes, wie auch künftige kulturelle Angebote.

„Sehr gespannt“ auf die Meinung der Bürger zeigte sich Walter Heinrichs (UWG). Das „Umkrempeln des Ortsbildes in diesem Umfang“ erscheine ihm allerdings „zu viel“.

Die Visualisierung zeige, „welches Potenzial im Ortskern von Simmerath steckt“, sagte Benjamin Steinborn (FDP). Eine Herausforderung sehe er auch darin, die Grenzen zwischen Wohnen und Gewerbe festzulegen.

„Ein spannende Geschichte“, stellte Klaus Stockschlaeder (Grüne) fest, deren Umsetzung sich aber wohl „über Jahrzehnte“ hinziehen werde. Gedanklich sollte man aber schon frühzeitig in die Planung aufnehmen, die Ampelkreuzung an Schröders Eck als Kreisverkehr umzugestalten, um zahlreiche Gefahrenpunkte in diesem Bereich zu entschärfen.

Arkaden, Wochenmarkt und öffentliche Flächen

Um das Ziel zu erreichen, den Kernbereich Simmeraths mit dem Gewerbegebiet zu verbinden, wird im Gestaltungshandbuch „Wohnen für Simmerath“ der Vorschlag unterbreitet, auf dem Rathausplatz einen regelmäßig stattfindenden Wochenmarkt anzubieten.
Der Marktplatz, der jetzt im Wesentlichen dem öffentlichen Nahverkehr dient, soll umgeplant und aufgewertet werden. Unter anderem soll die Johanneskapelle wieder an ihren Ursprungsplatz zurückkehren.
In die Planung einbezogen werden soll auch der Simmerather Markt, dessen Radius künftig auch das Gewerbegebiet umfassen soll. Auf der Freifläche vor dem Musikpavillon sollte nach Auffassung des Planungsbüros eine Ladenzeile mit Arkaden entstehen. Umgestaltet werden solle auch der Mitarbeiterparkplatz am Rathaus. Hier könnte eine öffentliche Fläche mit Aufenthaltsqualität entstehen.

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