Damit will sie als Modellschule anerkannt werden. Die Sozialkompetenz der Kinder steht bei dem Konzept im Fokus.
STECKENBORN Mit viel Engagement und Zielstrebigkeit hat das Team der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Steckenborn in den zurückliegenden zwei Jahren ein neues Leitbild mit sorgfältig ausgearbeiteten Konzepten entworfen und bereits im Schulalltag erprobt. Weil die Schulgemeinschaft mit Beginn des vergangenen Schuljahres neu zusammenwuchs, war es der Schule nun ein Herzensanliegen, das neue Gesicht der Grundschule einmal einer breiteren Öffentlichkeit bei einem bunten und ausgedehnten Präsentationstag vorzustellen.
Umdenken durch Zusammenlegung
Heike Bittner
Leiterin der GGS Steckenborn
Doch dieser Punkt wie auch die in Kürze anstehende bauliche Erweiterung des Schulgebäudes waren allenfalls Randthemen beim erstmals stattfindenden Präsentationstag. An diesem Tag fand von acht bis zwölf Uhr ganz normaler Unterricht statt, und die rund 350 Besucher konnten hautnah erleben, wie Unterricht heute geht. In allen Räumen fanden Unterrichtseinheiten statt, und das Lehrerkollegium gab Einblicke in klassische und digitale Lernmethoden. Ein persönliches Gespräch mit den Lehrkräften konnte die Eindrücke noch vertiefen. Das neue Leitbild zielt vor allem auf die Sozialkompetenz der Schüler ab, ebenso auf Achtsamkeit und einen respektvollen Umgang miteinander. „Sozial-kooperatives Verhalten schafft die Voraussetzung für gutes Lernen“, betont Heike Bittner, die für die Schule „eine eigene Handschrift“ entwickeln wollte. Damit übernimmt die GGS Steckenborn auch eine Vorreiterrolle in der Gemeinde Simmerath, und das nächste Ziel des zehnköpfigen Kollegiums lautet nun, als Modellschule im Grundschulbereich anerkannt zu werden.
Die konkrete Umsetzung des Leitbildes erfolgt auf unterschiedliche Weise. Da gibt es zum Beispiel die „Herz-Zeit“ an jedem Montagmorgen. Diese 60-Minuten-Einheit wird jahrgangsübergreifend für die 150 Schüler in den sieben Klassen angeboten. Die etwas andere Schulstunde ohne festgelegten Unterrichtsstoff bietet je nach Neigung vielfältige Aktivitäten von Basteln bis Sport an und soll dazu dienen, einen sanften und stressfreien Übergang vom Wochenende in die neue Schulwoche zu ermöglichen. Die Kinder sind davon ebenso begeistert wie vom „Leo-Konzept“. Für besonders soziales Verhalten oder Einsatz für die Allgemeinheit im täglichen Umgang miteinander gibt es sogenannte Leo-Taler, die an jedem Freitag als Belohnung verliehen werden. Die Taler werden eingetauscht gegen einen Stempel, und bei zehn Stempeln haben die Kinder einen kleinen Wunsch frei, sei es, dass sie im Sportunterricht ein Spiel bestimmen dürfen, in der Klasse einen Dienst ihrer Wahl übernehmen oder auf Wunsch auch einmal von den Hausaufgaben freigestellt werden.
Neue Herausforderungen
„Der Erziehungsaspekt hat in unserer täglichen Arbeit enorm an Bedeutung zugenommen“, sagt Heike Bittner und verweist damit auf die heutigen, neuen Herausforderungen für eine Grundschule im gesellschaftlichen Kontext. Die logistische Herausforderung beim ersten Präsentationstag bestand die Schule jedenfalls mit Bestnote; die positive Gesamtstimmung während des Vormittags dürfte auch in den Rückmeldungen der Eltern und Besucher ihren Niederschlag finden und damit das Anliegen von Heike Bittner stärken, „dass sich jeder Besucher heute vom freundlichen und sozial kompetenten Miteinander an unserer Schule überzeugen konnte“.
INFO
Begleitung durch Sozialwissenschaftler
Auf ihrem Weg zu einem neuen Leitbild wurde die Gemeinschaftsgrundschule Steckenborn begleitet vom Institut für angewandte sozialwissenschaftliche Forschung aus Berlin, dessen Direktor Günther Hennig sich beim Präsentationstag ebenfalls vor Ort von der Konzeptumsetzung überzeugte. Das Institut ist Kooperationspartner des Programms „Gemeinsam leben lernen“ unter der Schirmherrschaft von Dr. Eckart von Hirschhausen. Für Henning, zuvor beschäftigt im Schulministerium beim Land Brandenburg, ist das „unglaublich begeisterungsfähige Kollegium“ der GGS Steckenborn in guter Erinnerung geblieben. „Da herrschte bis zum Schluss Struktur und Klarheit“. Über 1100 Seminare hat der 70-Jährige deutschlandweit bereits geleitet. Seine lange Erfahrung hat Hennig gelehrt, „dass die Berufsgruppe der Lehrer heute viel stärker als früher und dazu gleich auf mehreren Ebenen gefordert ist“. Er sieht die Grundschulen bei der Herstellung des gesellschaftlichen Gleichgewichtes immer stärker in der Verantwortung. Mit seinem Zertifizierungs-Angebot für die Schulen wolle er auch einen Beitrag dazu leisten, dass Eltern und Kinder in ihren Seelen spürten, „dass jeder auf seine Weise wichtig für die Gesellschaft ist“.