Eifeler Nachrichten, Andreas Gabbert

Die Bestattungskultur ist im Wandel

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Der Anteil der Urnenbeisetzungen steigt immer weiter. Das hat auch Folgen für die Finanzierung der Friedhöfe und Kapellen.

Nordeifel. Die Sargbestattung im Reihengrab war in der Nordeifel jahrzehntelang die Regel und die Beisetzung in einer Urne eher die Ausnahme. Das hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert. Die Bestattungskultur ist im Wandel, und darauf müssen die Kommunen reagieren.
In der Gemeinde Simmerath ist die Anzahl der Aschenbeisetzungen seit dem Jahr 2000 kontinuierlich um durchschnittlich fünf Prozent im Jahr gestiegen. Im Jahr 2009 überstieg der Anteil der Urnenbeisetzungen mit 53 Prozent erstmals den Anteil der Erdbestattungen. Im Jahr 2015 waren schon fast drei Viertel der Beisetzungen Urnenbeisetzungen, im Jahr 2016 erhöhte sich die Zahl nochmals.

Alternative Formen gesucht

In der Stadt Monschau ist eine ähnliche Tendenz zu erkennen. Auch hier entscheiden sich immer weniger Menschen für eine Sargbestattung. Der Anteil der Urnenbeisetzungen liegt inzwischen bei über 75 Prozent. Von 156 Bestattungen im Jahr 2016 waren 118 Urnenbeisetzungen und nur 38 Sargbestattungen.

Urnenbestattungen sind deshalb so gefragt, weil die zu pflegende Grabfläche kleiner ist als bei Erdreihengräbern.

Madeleine Behlke
Gemeinde Roetgen

Auch in der  Gemeinde Roetgen hat sich die Form der Bestattungen geändert. Wurden vor zehn Jahren die meisten Verstorbenen noch eher im Erdreihengrab beigesetzt, ist hier ebenfalls festzustellen, dass es heute tendenziell mehr Urnenbeisetzungen gibt. Im Jahr 2007 gab es noch 34 Erdbestattungen und 22 Urnenbeisetzungen. Im Jahr 2017 gab es bisher erst sechs Sargbestattungen aber schon 38 Urnenbeisetzungen. „Urnenbestattungen sind heute deshalb so gefragt, weil die zu pflegende Grabfläche kleiner ist als bei Erdreihengräbern“, sagt Madeleine Behlke, die bei der Gemeinde Roetgen für die Friedhöfe zuständig ist. Generell würden die Angehörigen bei der Auswahl der Grabstätte mittlerweile fast ausschließlich zu pflegefreien Gräbern tendieren. „Vielleicht sind Gründe dafür, dass viele Angehörige nicht mehr in Roetgen wohnen oder die familiären Bindungen nicht mehr so stark sind“, sagt Behlke.

Die Gemeinde Roetgen habe deshalb auch nach alternativen Bestattungsformen als Ergänzung zum klassischen Friedhof gesucht. So seien auf Rasenflächen pflegefreie Gräber entstanden, die nur mit einer Gedenktafel gekennzeichnet sind.

Sehr gut angenommen würden auch die Urnenstelenwände auf dem Friedhof an der katholischen Kirche in Roetgen. Das sind Kammern zur oberirdischen Beisetzung von Urnen. In diesen Kammern können innerhalb von 30 Jahren (mit der Möglichkeit der Verlängerung des Nutzungsrechtes) zwei Urnen bestattet werden. Die Pflege und Unterhaltung dieser Grabarten übernimmt die Gemeinde.

Aufgrund der geringen Nachfrage an Erdbestattungen würden auch auf den Friedhöfen in der Gemeinde Roetgen nicht mehr alle Flächen benötigt, sagt Behlke. Besonders viele Freiflächen gebe es auf dem im Jahr 2010 entstandenen Waldfriedhof. Es werde überlegt, wie man diese Freiflächen zukünftig besser nutzen könne.

Der Gebührenhaushalt der Gemeinde Simmerath sei im Friedhofswesen bisher immer defizitär gewesen, so dass seitens der Verwaltung versucht werde, durch eine gemäßigte Erhöhung der Gebühren entgegenzuwirken, teilt die Gemeinde auf Anfrage mit. Eine weitere Möglichkeit, die Einnahmen zu erhöhen, habe die Gemeinde im erweiterten Angebot der Bestattungsmöglichkeiten gefunden, da der Trend zur pflegefreien Grabstätte erkennbar gewesen sei. Die im Jahr 2010 geänderte Friedhofssatzung erweiterte das Angebot um Beisetzungen im Gemeinschaftsgrabfeld, Baumbestattungen, das Verstreuen der Asche und die Beilegung von Urnen in bereits belegten Grabstätten.

Einhergehend mit dem steigenden Anteil der Urnenbeisetzungen vermindere sich auch der Flächenbedarf auf den Friedhöfen. Die Ende der 1990er Jahre noch vorgesehenen Erweiterungsflächen seien teilweise wieder der ursprünglichen Nutzung zugeführt und aus der Pflege herausgenommen worden. Eine weitere Möglichkeit, den Unterhaltungsaufwand zu reduzieren, bestehe im Belassen natürlicher Vegetation durch Schaffung von Blühwiesen.

Eng verbunden mit dem Rückgang der Sargbestattungen sei der Rückgang der Inanspruchnahme der Leichenhallen und somit auch der Rückgang der Einnahmen für diese Nutzung. Daher sehe man sich veranlasst, die Gebühr für die Nutzung anzuheben, um eine höhere Kostendeckung zu erreichen, teilt die Verwaltung mit.

Ähnlich sieht es in der Stadt Monschau aus. Mit einer neuen Friedhofssatzung sei es gelungen, den Wünschen der Bevölkerung entgegenzukommen, sagt Bürgermeisterin Margareta Ritter. Ziel sei, eine möglichst große Vielfalt an Bestattungsformen, insbesondere mit Blick auf pflegefreie Gräber, zu ermöglichen.

An Vereine übertragen

Wegen des immer weiter sinkenden Anteils der Sargbestattungen, würden die Kosten für die Friedhofskapellen steigen. „Daher suchen wir gemeinsam mit den Orten nach Lösungen, die Friedhofskapellen an örtliche Vereine zu übertragen und so die Kosten zu minimieren“, sagt Ritter. Ein Beispiel sei der Ort Rohren, wo dem dortigen Heimatverein die Friedhofskapelle übertragen wurde und jetzt nur noch geringe Gebühren für die Nutzung bei Sargbestattungen anfallen würden.

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