Bilanz ein Jahr nach der Rettung der Abteilung. Eifelklinik St. Brigida hat derzeit elf und sucht weitere Hebammen.
SIMMERATH Ein knappes Jahr nach der Rettung der Geburtshilfe in der Eifelklinik St. Brigida zieht Klinikleiter Andreas Grbic ein positives Fazit. Die Personalsituation bleibt aber weiterhin angespannt, weitere Unterstützung wäre der Klinik eine große Hilfe.
Derzeit arbeiten elf Hebammen in Simmerath, fünf davon angestellt, sechs als Beleghebammen. „Wir haben nach der Hebammenkrise alle Kräfte mobilisiert“, erinnert sich Andreas Grbic. Das habe super funktioniert, mit Hilfe von Politik, Medien und Hebammenvereinen sei weiterer Zulauf bei der Geburtsstation erreicht worden. Insgesamt 140 Geburten hat es seit Beginn des Jahres gegeben (Stand 28. Mai). Im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres waren es 142. 2017 lag die Zahl bei 103, die Tendenz ist also steigend. „So, wie wir das aufgezogen haben, sind eigentlich alle happy“, sagt Grbic.
Das habe auch zur Folge, dass viele Hebammen einen längeren Anfahrtsweg auf sich nehmen, um in Simmerath zu arbeiten. Claudia Klein zum Beispiel kommt aus Herzogenrath und fährt jedes Mal über 100 Kilometer, obwohl sie auch in Wohnortnähe einige Krankenhäuser hat. Und warum tut sie sich das an? „Weil ich noch in keinem Krankenhaus eine solche Wertschätzung gegenüber meiner Arbeit erfahren habe“, sagt die 53-Jährige. Auch die Stimmung im Team passe einfach.
Mangel deutlich spürbar
Das ändert aber nichts daran, dass Hebammen auf dem Markt weiterhin Mangelware sind. „Der Bedarf ist wieder da“, berichtet Grbic. Zwischenzeitlich sei man gut aufgestellt gewesen, momentan fehle aber wieder Personal. Zum einen liegt das daran, dass eine Hebamme längerfristig erkrankt ist. Aber auch die Arbeitszeiten der einzelnen Hebammen seien oft eingeschränkt. „Viele sind selber Mütter und in den Ferien eingebunden“, erklärt Grbic und fügt hinzu: „Außerdem haben wir auch geringfügig Beschäftigte, die nur an bestimmten Tagen in der Woche arbeiten können.“
Daraus resultiert eine schwierige Planung. 720 Stunden im Monat müssen abgedeckt werden. „Wünschenswert ist ein Puffer von etwa 20 Prozent, um Urlaub und Krankheiten aufzufangen“, sagt Grbic. Da aber keine Hebamme in Vollzeit arbeitet, stellt sich die Zusammensetzung des Dienstplanes oft kompliziert dar. „Aufgrund der aktuellen Marktsituation können wir uns das aber nicht aussuchen“, weiß Grbic. Man müsse flexibel sein und auf jede Situation reagieren. Aber: Das Personalproblem gibt es nicht nur in Simmerath. „Im Moment gibt es vermutlich kein Krankenhaus, das nicht Hebammen sucht“, sagt der Klinikleiter und will ausdrücklich keine Panikmache generieren.
Stattdessen soll informiert und um Hebammen geworben werden. „Mittelfristig brauchen wir mehr personelle Unterstützung.“ Das existierende Team sei aber sehr zufrieden. Auch der gute Zuspruch gibt der Auffassung recht, dass die Eifelklinik oft als Musterbeispiel für die Rettung einer Geburtshilfestation angeführt wird. „Das ist ein wunderbares Kompliment und für alle der Beweis, dass sich der Kampf um den Erhalt der Abteilung gelohnt hat“, zeigt sich Geschäftsführer Benjamin Behar zufrieden.
Wer die Klinik als Hebamme unterstützen möchte, kann sich bei Chefarzt Dr. Andreas Cousin melden. Auch Hilfe in den Urlaubszeiten wird gerne angenommen.
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