Vieles spricht für eine Fortführung der Geburtshilfe an der Eifelklinik, doch am Freitag war noch nicht alles in trockenen Tüchern.
Simmerath/Nordeifel. „Leider haben noch nicht alle 13 Hebammen unterschrieben, die wir für den Dienstplan der Rufbereitschaft im Juli vorgesehen haben“, sagte am Freitagnachmittag Leonie Ottmer, die Sprecherin der Artemed-Kliniken und kündigte an: „Wir verlängern also die Frist bis Samstagmittag. Dann können wir die Ampel hoffentlich auf den letzten Metern auf Grün schalten.“ Das Warten geht also in die Verlängerung.
Öffentlicher Druck wirkt
„Die Geburtshilfe an der Eifelklinik Sankt Brigida schließt am 30. Juni 2018 um 24 Uhr, weil das Krankenhaus nicht über genügend Hebammen für eine lückenlose Rufbereitschaft im Juli und August verfügt!“ Diese schlechte Nachricht schwebte Ende Mai wie ein Damoklesschwert über der Eifel und vor allem über vielen Familien in unserem Raum. Doch was wie eine beschlossene Sache klang (und laut Geschäftsführer Dr. Benjamin Behar auch war), geriet in den Folgetagen plötzlich in Bewegung, ausgelöst durch einen immensen öffentlichen Druck, vor allem durch Presse- und Internetveröffentlichungen. Es begann ein großer Kampf aller Beteiligten und Betroffenen um die Fortführung der Geburtshilfe in der Eifel, ähnlich den Anstrengungen um den Erhalt des Krankenhauses vor acht Jahren. Doch die Zeit wurde knapp, und noch am vergangenen Mittwoch, drei Tage vor Ablauf des Monats, wurde öffentlich nach weiteren Hebammen gesucht: „Es wird eng. Wir brauchen Eure Hilfe. Teilt diese Meldung und nutzt alle Eure Freunde, Kontakte und Portale. Es fehlen für einige Tage im Juli immer noch einige Hebammen. Die Folgemonate sehen schon besser aus“, fahndete man öffentlich nach Diensttuenden für zwei Wochenenden und flehte: „Es darf nicht an diesen wenigen Stunden scheitern. Alle Hebammen der ganzen Region können uns mit der Übernahme von Diensten helfen“, schrieb das kurzfristig gegründete „Frauen-Aktionsbündnis für die Rettung der Geburtshilfe St. Brigida“.
Das Bündnis war es dann auch, das am Donnerstag die erste positive Vollzugsmeldung verbreitete: „Es geht weiter! Der Hebammendienstplan für Juli steht und die Perspektive für die Geburtshilfe in der Eifelklinik St. Brigida ist gegeben. Danke an Alle! Bestimmt wird es heute noch eine offizielle Mitteilung der Krankenhausleitung geben“, hieß es da, doch diese offizielle Mitteilung blieb zunächst aus. Zwar habe man mit nunmehr 13 Hebammen den Dienstplan der Hebammen-Rufbereitschaft für den schwierigsten Sommer- und Urlaubsmonat Juli tatsächlich füllen können, doch sei noch kein einziger Arbeitsvertrag unterzeichnet, mahnte Leonie Ottmer, Pressesprecherin der Artemed-Kliniken, zur Zurückhaltung.
Auch am Freitag, also keine 48 Stunden vor Ablauf der Frist, gab es noch keine Vollzugsmeldung aus dem Krankenhaus bzw. aus München (Sitz des Trägers): „Wir sind noch in der Phase, Unterschriften einzuholen, und haben dafür eine Frist bis 16 Uhr gesetzt. Sollten bis dahin noch Verträge offen sein, werden wir die Frist bis zum letztmöglichen Zeitpunkt am Samstag um 12 Uhr verlängern“, teilte Leonie Ottmer am Nachmittag mit.
Warten, das belastet
Das Warten für alle werdenden Mütter – besonders die, die für die ersten Julitage ausgerechnet sind – ging also zunächst weiter. Wie belastend dies für die Familien ist, schilderten zwei Mütter unserer Zeitung.
„Der ursprünglich mit Dr. Cousin abgesprochene Plan war, dass er mich Ende Juni final untersucht und dann den festen Termin für den Kaiserschnitt festsetzt. Er hatte mich allerdings schon mit einem eventuellen Termin in seinem Kalender vermerkt“, erzählt Manuela Völl aus Mützenich. Dieser Plan sei dann aber mit der Ankündigung der Schließung hinfällig geworden, erinnert sie sich und kritisiert: „Leider hat es aber niemand für nötig befunden, sich mal persönlich zu melden, obwohl ich ja nun für eine OP im Kalender vermerkt war“, sagt sie und erfuhr aus der Zeitung, dass sie sich fünf Wochen vor der OP ein anderes Krankenhaus suchen müsse.„Das war wirklich eine bescheidene Situation …“, sagt die junge Frau, die
dann im Marienhospital einen Termin zur Untersuchung und Geburtsplanung bekam, dort sehr freundlich aufgenommen wurde und einen OP-Termin erhielt. „Ich werde den Termin aber absagen, sobald ich eine feste Zusage von Simmerath habe, dass ich da entbinden kann“, so Manuela Völl trotz ihrer Enttäuschung über die Vorgehensweise in Simmerath.
„Was gibt es Schöneres für werdende Eltern, als ortsnah und in so einem familiären Umfeld zu entbinden?“, hat auch Jenni Kalkbrenner aus Simmerath bis zuletzt gewartet und gehofft, an St. Brigida ihr fünftes Kind zur Welt bringen zu können.
„Nach der offiziellen Mitteilung von Dr. Behar, die Geburtshilfestation schließen zu müssen, und dem Anruf von der Klinik mit der Bitte, sich nach einem anderen Krankenhaus umzusehen, mussten wir natürlich aktiv werden, uns andere Krankenhäuser im Umfeld anschauen und landeten beim Marienhospital“, spricht die 30-Jährige von einer „unglaublich belastenden Situation“, denn Kinder hielten sich bekanntlich nie an irgendwelche Pläne und hätten schon im Mutterleib ihren ganz eigenen Kopf, wie die aus Köln in die Eifel gezogene Mutter weiß.
„Umso schöner ist es, dass sich scheinbar zahlreiche Hebammen zusammengefunden haben, die es uns Frauen weiterhin ermöglichen wollen, in unserer Heimat entbinden zu können“, zeigte sich Jenni Kalkbrenner am Freitag optimistisch.
Am Samstag soll nun endlich Klarheit herrschen.