Claudia Moll aus Eschweiler kämpft für die SPD um den Einzug in den Bundestag. Sie hat sich gegen zwei Mitbewerber durchgesetzt.
Städteregion. Die wenigsten Genossinnen und Genossen hatten im Vorfeld Claudia Moll auf der Rechnung. Auch sie selbst hatte nicht wirklich daran geglaubt, dass sie es schaffen würde („Aber träumen darf man ja!“), wie sie nach ihrer Nominierung zur Bundestagskandidatin im Altkreis Aachen für die Wahl im Herbst 2017 gestand. Doch die 47-jährige SPD-Ratsfrau aus Eschweiler, im Hauptberuf Altenpflegerin, setzte sich am Samstag im zweiten Wahlgang mit 41 zu 35 Delegiertenstimmen gegen Markus Conrads aus Alsdorf durch. Die Stichwahl hatte sie mit nur drei Stimmen Vorsprung vor der dritten Kandidatin, Janine Köster aus Roetgen, im ersten Wahlgang erreicht. Diesen hatte Conrads noch mit neun Stimmen Vorsprung für sich entschieden.
„Ich stehe für eine klare Kante, bin bodenständig und verfolge klare Ziele“, sagte Claudia Moll am Schluss ihrer Bewerbungsrede. „Ich traue mich auch, Probleme anzusprechen, und ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann. Was ich euch aber in jedem Fall versprechen kann: Ich werde mich mit all meiner Energie für die Menschen in diesem Wahlkreis einsetzen. Und eins könnt ihr mir glauben: Energie habe ich viel!“
Jeden respektvoll behandeln
Seit fast 20 Jahren ist Claudia Moll Mitglied in der SPD, war und ist in verschiedenen Funktionen in der Partei engagiert und ist seit 2009 Ratsfrau in ihrer Heimatstadt. Ihre Motivation, sich bei der Bundestagswahl zur Wahl zu stellen, sei „das wahre Leben“. Als Altenpflegerin mit gerontopsychiatrischer Zusatzausbildung habe sie seit vielen Jahren mit Menschen zu tun, die am Rande der Gesellschaft stehen, die durchs soziale Netz gefallen seien. „Aber in unserem Sozialstaat darf niemand durch ein Raster fallen“, stellte sie klar. „Diese Menschen haben kaum erfahren, was es bedeutet, respektvoll behandelt zu werden.“ Aber darauf habe jeder Mensch Anspruch. „Mir ist nicht wichtig, was man hat oder ist, sondern nur das, was dich als Mensch ausmacht.“
Sozialdemokraten müssten gerade diejenigen ansprechen, die unzufrieden sind, die das Gefühl haben, ausgeschlossen zu sein. Es bereite ihr große Sorgen, dass eine Gruppe in den Bundestag einziehen könne, deren „demokratisches Verständnis gegen Null tendiert“. Deshalb „müssen wir alles dafür tun, dass diese Rattenfänger keinen Tritt fassen“.
Vier Themen liegen Claudia Moll, die seit 26 Jahren verheiratet ist und zwei erwachsene Töchter hat, besonders am Herzen: Pflege, ein gerechtes Gesundheitssystem, Bildung und Arbeit. Gerechtigkeit ist dabei das, worauf es ihr ankommt, und dabei sucht sie den Schulterschluss mit den Gewerkschaften. Auch beim Thema Strukturwandel in der Region. Dass die Braunkohlentechnologie keine Zukunft mehr habe, wisse jeder. Aber: „Der Ausstieg aus der Braunkohle muss zeitlich geordnet und vor allen Dingen sozialverträglich gestaltet werden.“
Nach ihrer Wahl versicherte SPD-Parteichef Martin Peters: „Du hast die volle Unterstützung der Partei. Nicht nur die Inhalte deiner Rede, auch die Art und Weise, wie du sie vorgetragen hast, zeigen, dass wir mit dir eine starke Stimme für die SPD haben.“
Stärkste Fraktion werden
Das knappe Ergebnis des ersten Wahlgangs zeige, dass alle drei Kandidaten „eine überzeugende Vorstellung abgegeben haben, jeder auf seine Weise“, hatte Martin Schulz zwischen den Wahlgängen gesagt. „Egal, wer heute gewinnt: Wir können stolz auf alle drei sein.“ Der EU-Parlamentspräsident war als Delegierter im Euregiokolleg in Würselen, nutzte aber die Gelegenheit, mit gewohnt deutlichen Worten der SPD Mut für die Bundestagwahl zu machen. „Die SPD muss den Anspruch erheben, die stärkste Fraktion zu werden. Wenn wir anfangen, uns mit dem zweiten Platz zufriedenzugeben, dann wird es keinen Wechsel geben“, mahnte er. Aber es gebe eine Wechselstimmung im Land. Eine sozial gerechte Gesellschaft sei die Basis für eine stabile Demokratie – und dafür stehe die SPD.
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