Eifeler Zeitung, Peter Stollenwerk

Sechs Anlagen produzieren bereits Strom

Windpark Lammersdorf: Ende des Jahres soll auch die siebte Anlage zugeschaltet werden. Bis Ende Januar läuft der Probebetrieb.

Lammersdorf. Noch vor einem Jahr gab es kräftigen Gegenwind für den Bau des Windparks im Lammersdorfer Wald. Zwölf Monate später drehen sich nun bereits die rot-weißen Flügel hoch über den Wipfeln der Fichten.

Leichte Erschütterungen

Bis Ende Januar 2017 läuft nun zunächst noch der Probebetrieb.

Eva Wußing
Pressesprecherin der Stawag

Im Zuge des Baugenehmigungsverfahrens hatten sowohl der geologische Dienst NRW wie auch die Erdbebenstation Bensberg vor Erteilung der Baugenehmigung für den Windpark Lammersdorf mit einer Eingabe für leichte Erschütterungen gesorgt. Es wurde die Befürchtung geäußert, dass die geplanten Windräder negative Auswirkungen auf die in der Nähe befindlichen Erdbebenmessstationen haben könnten. Es sei zu befürchten, dass die von den Windrädern ausgehenden Erschütterungen die Messergebnisse verfälschen und Stationen im schlimmsten Fall gar unbrauchbar machen könnten, hieß es in der Eingabe, die allerdings von Seiten der Genehmigungsbehörde, der Städteregion Aachen, zurückgewiesen wurde. Im Genehmigungsbescheid für den Windpark Lammersdorf, der Ende November 2015 erteilt wurde, hieß es dazu: Es handele sich um „pauschale Einwendungen“, die „nicht nachvollziehbar“ dargelegt seien. Die Städteregion sprach von einer „allgemeinen Besorgnis“, die zum Ausdruck gebracht werde.

Außerdem seien schon längst Windkraftanlagen im näheren Umfeld der Messstationen vorhanden, deren Auswirkungen aber nicht benannt würden.

Störfeuer abgewendet

Nachdem dieses Störfeuer nun abgewendet worden war, stand der Umsetzung nichts mehr im Wege. Aus der Gemeinde Simmerath selbst war kaum Gegenwind spürbar, wohl aber vom Verein Natur-Landschaftsschutz-Nordeifel e.V. mit Sitz in Rott, der das Argument, dass es sich um Anlagen im Wirtschaftswald handele, der ohnehin der forstwirtschaftlichen Nutzung diene, nicht gelten ließ. Es sei eine grundsätzlich verfehlte Politik, Wirtschaftswald „zur Industrialisierung“ freizugeben.

Alle sieben Windkraftanlagen sind inzwischen errichtet, und trotz ihrer beträchtlichen Höhe wirken sie kaum wuchtiger als die benachbarten Anlagen des Windparks Domäne Lammersdorf. Pro Anlage im Lammersdorfer Wald mussten 0,5 Hektar Wald gerodet werden. Die Hälfte der gerodeten Fläche soll allerdings wieder aufgeforstet werden.

Die erste Anlage ging bereits am 15. November ans Netz, und sechs Anlagen produzieren inzwischen Strom, der ins Netz eingespeist wird. Am vergangenen Dienstag ging die sechste Anlage ans Netz, die Großkräne sind bereits abgerückt. Die siebte Anlage soll ebenfalls noch in diesem Jahr, nämlich am 30. Dezember, zugeschaltet werden.

Bei den sieben Windrädern handelt es sich um den Anlagentyp V 112. Der Turm einer jeden Anlage misst 140 Meter, der Rotor verfügt über einen Durchmesser von 112 Metern, so dass man auf eine Gesamthöhe der Anlagen von jeweils 196 Metern an der Rotorspitze kommt. Es handelt sich um 3,3 Megawatt-Anlagen, von denen jede einzelne zwölf Millionen Kilowatt Windstrom pro Jahr produzieren sollte. Der von einer Anlage produzierte Strom entspricht dem Verbrauch von 3400 Haushalten. Im optimalen Fall würde die im Lammersdorfer Wald produzierte Strommenge ausreichen, um fast 24 000 Haushalte durchgehend mit Strom zu versorgen. Betreiber des Windparks ist die Aachener Stawag Energie GmbH, die in der Gemeinde Simmerath auch als Stromlieferant im Geschäft ist.

500 000 Euro Pachteinnahmen

Der ehrgeizige Plan des Betreibers lautete, dass bis Ende des Jahres 2016 der Anlagenbau abgeschlossen sein sollte und die Windräder zumindest auch teilweise schon Strom produzieren. Das Projekt wurde exakt nach Zeitplan umgesetzt. Auch ein kleiner Wintereinbruch konnte den Baufortschritt nicht stoppen.

An einer zügigen Umsetzung des Windprojektes war auch die Gemeinde als Flächeneigentümer des Gemeindewaldes Lammersdorf interessiert, da sie jährliche Pachteinnahmen in Höhe von 500 000 Euro in ihren Haushaltsplan einstellen kann. Seitens der Verwaltung ist immer wieder betont worden, dass diese Einnahmen allen Bürgern dienlich seien, da dadurch Steuererhöhungen abgewendet werden könnten.

Ziel der Stawag ist es, den Strombedarf des in der Region Aachen ansässigen Gewerbes zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien eigener Produktion zu decken. Dazu muss ein Jahresbedarf von 600 Kilowattstunden bereitgestellt werden. Derzeit werden 50 Prozent durch erneuerbare Energien aus Stawag-Projekten abgedeckt. In der dafür eigens gegründeten Stawag Energie GmbH sind 40 Mitarbeiter in diesem Geschäftsfeld aktiv.

45 Millionen Euro kostete die Errichtung des Windparks Lammersdorf. Erst in vielen Jahren wird sich das Projekt durch die Stromlieferungen bezahlt machen.

Stawag-Sprecherin Eva Wußing: „Bis Ende Januar 2017 läuft nun zunächst noch der Probebetrieb. Danach wird die Baustelle endgültig geräumt.“

Auch Windpark Höfen-Brath vor der Umsetzung

Auch der Windpark Höfen-Brath in der Stadt Monschau steht nach langer Planung und Abwägung kurz vor der Verwirklichung. Bürgermeisterin Margareta Ritter sagte, dass die Genehmigung nach Bundesimmissionsschutzgesetz „auf dem Postwege“ sei. Zu Beginn des neuen Jahres soll mit dem Bau der insgesamt fünf Anlagen ähnlichen Typs wie in Lammersdorf im Waldgebiet begonnen werden. Flächeneigentümerin ist die Stadt Monschau. Die Stawag wird den Windpark betreiben. Einwendungen von Seiten des Naturschutzes hatten in einem langwierigen Verfahren dazu geführt, dass die Zahl der Windkraftanlagen von ursprünglich acht auf fünf reduziert wurde.

Gefällt's? Empfehle uns weiter!