„Schwelender Konflikt“: Alina Offermann tritt als Vorsitzende der SPD Simmerath zurück und aus der Partei aus.
Simmerath Die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Simmerath, Alina Offermann, ist von ihrem Amt zurückgetreten. Gleichzeitig verkündete sie auch ihren Austritt aus der Partei. Anfang November 2015 war die damals 18-Jährige bei fünf Enthaltungen, fünf Nein-Stimmen und elf Ja-Stimmen zur Vorsitzenden des Ortsvereins gewählt worden. Nach dem Rücktritt von Siegfried Peeters Ende Juni 2015 war der Posten vier Monate lang unbesetzt geblieben.
Alina Offermann,
ehemalige Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Simmerath, Schriftliche Stellungnahme
Um was es bei diesem Konflikt geht, möchte sie nicht sagen und bleibt unkonkret. Zuvor habe sie versucht, schnell eine Lösung herbeizuführen, da ortsvereinsinterne Wahlen angestanden hätten und immer noch anstehen würden. Im Ortsverein habe man sich aber dafür entschieden, Wahlen abzuhalten, bevor eine Lösung gefunden worden sei. „Aus meiner Sicht ist dies keineswegs konstruktiv und ein weiteres Paradebeispiel für die Arbeit im Ortsverein Simmerath“, sagt Offermann.
Als junge und politisch sehr interessierte Frau wolle sie nicht mit Menschen in Verbindung gebracht werden, die nach ihrem Befinden ein „unprofessionelles und oft zwischenmenschlich unfaires und respektloses Verhalten an den Tag legen“ würden.
Es sei erschreckend, welcher Umgangston geführt würde, wenn man nicht der allgemeinen Meinung zustimme. „Ich konnte mich nicht mehr SPD-Mitglied nennen, während Dinge im Ortsverein Simmerath im Gange waren, für die ich mich in sozialdemokratischer Hinsicht und menschlichem Miteinander absolut geschämt habe“, schreibt Alina Offermann. Ihr Austritt aus der Partei habe nichts mit der Bundes- oder Landespolitik zu tun, sondern sei ausschließlich mit den Vorgängen im Ortsverein Simmerath zu begründen.
„Vertrauen gebrochen“
„Basierend auf gewissen Vorgängen ist das Vertrauen zwischen mir und meinen ehemaligen Vorstandsmitgliedern gebrochen“, schreibt sie. Als junge und dynamische Frau habe sie das Gefühl, dass neue und positive Ideen unterdrückt würden und Weiterbildungsmaßnahmen und aktiver Einsatz nicht als nötig gesehen würden. Dies gehe von einer Männerdomäne aus, „die denkt, man möchte ihr etwas wegnehmen oder sie von ihren Positionen drängen“.
Der Vorsitzende der Simmerather SPD-Fraktion, Gregor Harzheim, räumt auf Anfrage ein, dass es im Ortsverein zwischenmenschliche Probleme gegeben habe. „Das ist so. Offensichtlich sind die betroffenen Personen mit Problemen nicht professionell umgegangen. Vielleicht spielte auch Überforderung eine Rolle“, sagt er.
Wahlen stehen an
In der Tat stünden auch noch Vorstandswahlen an. „Das wird in Kürze geschehen, so oder so“, erklärt der Fraktionsvorsitzende.
Gregor Harzheim
Vorsitzender der SPD-Fraktion im Rat der Gemeinde Simmerath
Die Angriffe auf den Ortsverein seien aber unbegründet und substanzlos. Im Ortsverein habe man gewiss nichts gegen junge Menschen, Frauen und ihre Meinung. „Das ist so banal, dass es schon fast peinlich ist, das sagen zu müssen“, betont Harzheim.
Alina Offermann will ihre Mandate in den Ausschüssen des Rates der Gemeinde Simmerath nun fraktionslos weiter wahrnehmen, „um weiterhin im Sinne der Bürgerinnen und Bürger für die Gemeinde Simmerath als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen und für sie Politik zu machen“.
Personalrat
SPD sieht noch keinen Handlungsbedarf
Der ehemalige Vorsitzende des Gesamtpersonalrats der Stadt Aachen, der in den vergangenen Wochen in die Schlagzeilen geriet, weil ihm ohne nötige Qualifikationen innerhalb von drei Jahren sein Gehalt verdoppelt wurde, ist weiterhin Mitglied der Simmerather SPD und vertritt sie auch im Rat der Gemeinde.
Der Fraktionsvorsitzende der Simmerather SPD, Gregor Harzheim, verweist auf die laufenden juristischen Untersuchungen. Solange mögliche Verfehlungen nicht bewiesen seien, gelte für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung.
Sollte sich im Rahmen der Untersuchungen herausstellen, dass die erhobenen Vorwürfe gerechtfertigt sind, dann müssten die Verantwortlichen dafür einstehen und die Konsequenzen ziehen.
Aus heutiger Sicht sieht Harzheim aber noch keinen Handlungsbedarf für die Simmerather SPD, zumal sich der Betroffene große Verdienste erworben habe.
Gregor Harzheim kritisiert in diesem Zusammenhang, dass in der bisherigen Berichterstattung stets auf den Beruf und den Hauptschulabschluss des Betroffenen Bezug genommen wurde. Darin sieht er eine Stigmatisierung aller Hauptschulabgänger.