Bürgermeister Hermanns triumphiert: Großbau im Gewerbegebiet Rollesbroich soll mehr als 40 Arbeitsplätze schaffen
SIMMERATH Es geht um etliche Millionen, um viele neue Arbeitsplätze und um das bisweilen angespannte Verhältnis zweier konkurrierender Nachbarkommunen: Die Monschauer Weiss-Gruppe wird ihre neue Verpackungsdruckerei im Gewerbegebiet Rollesbroich bauen. Diese Hiobsbotschaft für die Stadt Monschau verkündet der Simmerather Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns am Montag mit sichtlicher Genugtuung. „Dies ist eine Investitionsentscheidung für Simmerath und eine Arbeitsplatzentscheidung für die gesamte Eifel.“ Der CDU-Politiker sieht sich damit, das sagt er, in seinem Wachstumskurs bestätigt.
Baubeginn im kommenden Jahr
Der Gemeinderat hatte in der jüngsten Sitzung im nichtöffentlichen Teil grünes Licht für den Verkauf eines 39.000 Quadratmeter großen Areals an der Siemensstraße gegeben. „Damit kauft die Familie Weiss alles, was wir in diesem Bereich noch an Grund haben“, sagt Hermanns. Nähere Angaben zum Verkauf macht der Bürgermeister nicht – Weiss zahle den regulären Quadratmeterpreis für Gewerbeflächen in der Gemeinde Simmerath. Schon im kommenden Jahr solle mit dem Bau begonnen werden. Bereits im ersten Schritt würden durch diese Ansiedlung mindestens 40 „und im Endausbau deutlich mehr neue Arbeitsplätze“ in Rollesbroich geschaffen. Da das Unternehmen eine größere Hallenlänge und auch -höhe benötige, als dies der Bebauungsplan vorsehe, werde der Planungsausschuss noch im November die nötigen Änderungen einleiten.
An die Adresse der Nachbarkommune gerichtet, sagt Hermanns: „Für uns als Gemeinde Simmerath ist diese Investition eine tolle Sache. Wichtig ist diese Entscheidung aber in erster Linie auch für die Menschen in der gesamten Eifel.“ Schließlich habe Weiss genauso gut „in Ostdeutschland oder dem Ausland investieren können“. So profitiere letztlich die gesamte Region von der neuen Druckerei in Rollesbroich.
Das Unternehmen selbst wollte sich gestern weder zum Umfang der Investitionen, noch zu der Entscheidung für den Standort Simmerath äußern. Zuletzt hatte es in Monschau wiederholt Spekulationen um ein Zerwürfnis der Familie Weiss mit der Stadt und ihrer Bürgermeisterin Margareta Ritter (CDU) gegeben. Gegenüber unserer Zeitung hatte sich Unternehmenschef Georg Weiss dazu vor einem Jahr anlässlich seines Rückzugs aus dem Unterstützerkreis des Monschau-Festivals geäußert. „Wenn der Rat, die Stadt und die Bürgermeisterin aber Dinge beschließen, die den Unternehmen in der Stadt Monschau weh tun, dann muss man die Konsequenzen ziehen.“ Weiss war seinerzeit auch aus der CDU ausgetreten – offenbar aus Verärgerung über die Erhöhung der Gewerbesteuer in Monschau. Simmerath hingegen gilt inzwischen als „das Steuerparadies der Eifel“. Im Vergleich mit den umliegenden Kommunen belegt Simmerath sowohl bei der Grundsteuer B als auch bei der Gewerbesteuer den Spitzenplatz der günstigsten Städte und Gemeinden.
Für uns als Gemeinde Simmerath ist diese Investition eine tolle Sache. Wichtig ist diese Entscheidung aber in erster Linie auch für die Menschen in der gesamten Eifel.
Karl-Heinz Hermanns
Bürgermeister von Simmerath
Für Hermanns ist die neue Druckerei unterdessen lediglich ein Baustein seines ambitionierten Wachstumsplans. Ihn ärgert, dass das Statistische Landesamt der Rurseekommune erst vor einigen Wochen langfristig sinkende Bevölkerungszahlen prognostiziert hatte. Im Jahr 2040 würden demnach nur noch 13.626 Menschen in Simmerath leben – und nicht mehr 15.377 (Stand 1.1.2019). Bereits im vergangenen Jahr habe das Landesamt mit seinen Zahlen kräftig daneben gelegen, sagt Hermanns. „Vorhergesagt war ein Rückgang um 44 Bürger, tatsächlich haben wir um 96 Einwohner zugelegt.“ Die Landeszahlen seien eindeutig zu negativ und entsprächen nicht der dynamischen Entwicklung in Simmerath. Die drücke sich selbst in den Geburtenzahlen aus, die in diesem Jahr mit hochgerechnet 140 bis 150 wieder auf dem vergleichsweise hohen Vorjahresniveau lägen.
Ein „Bildungscampus“ für die Eifel
Langfristig ließen sich die Einwohnerzahlen in der Eifel allerdings nur durch Zuzüge halten. Vor diesem Hintergrund sei die Ausweisung weiterer Baugebiete (Am Meisenbruch, Strauch und Steckenborn) von ebenso großer Bedeutung wie die Schaffung neuen Wohnraums im Zentralort. Dort würden allein in den kommenden zwei bis drei Jahren deutlich mehr als 100 unterschiedliche Wohneinheiten entstehen. Mehrere Großprojekte mit einem Investitionsumfang von jeweils deutlich mehr als zehn Millionen Euro sollen den Grundstein dafür legen, dass die Gemeinde für junge Familien attraktiv werde und bleibe.
Hermanns spricht vor diesem Hintergrund ganz unbescheiden von einem „Eifeler Bildungscampus“, der im Kranzbruch entstehen werde. Am Bildungszentrum BGZ errichtet die Handwerkskammer ein neues Wohnheim für Auszubildende und Studenten mit insgesamt 150 Betten. Im Juni 2020 werde voraussichtlich mit den Bauarbeiten begonnen.
Ende kommenden Jahres beginnt dann schließlich die Fachhochschule Aachen mit dem Bau einer Forschungshalle für den Bereich Holzingenieurswesen. Hermanns sieht darin eine „einzigartige Verbindung von Theorie und Praxis“.
Ob es an dem schönen Wetter liegt, dem Trubel des Herbstmarkts vor dem Rathaus oder den vielen positiven Nachrichten: Der Bürgermeister kommt an diesem Tag aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Aufbruchstimmung habe inzwischen selbst Erkensruhr erfasst, wo das in die Jahre gekommene Hotel derzeit für 12,5 Millionen Euro zu einem Wellness-Tempel mit diversen Lodges und Betten für insgesamt 140 Touristen umgebaut wird. Der Bauantrag sei gestellt, bereits im nächsten Jahr werde eröffnet.
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