Eifeler Zeitung, Heiner Schepp

„Wir möchten eine Schule für alle sein“

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Melanie Müller (36) ist neue Konrektorin der Sekundarschule in Simmerath. Aufbau beendet, Entwicklung geht weiter.

SIMMERATH „Ich würde mich freuen, wenn viele Eltern mit ihren Kindern sich die Zeit nehmen, unsere Schule und die sehr gute Arbeit, die hier geleistet wird, einmal persönlich kennenzulernen.“ Diesen Wunsch äußert Melanie Müller (36), die seit drei Wochen zum Leitungsteam der Sekundarschule Nordeifel gehört und hier wichtige Führungsaufgaben am Standort Simmerath übernommen hat.

Am letzten Schultag vor den Herbstferien hat sich Albert Rieger, Rektor der Sekundarschule Nordeifel, Standort Simmerath, in den Ruhestand verabschiedet. Am gleichen Tag übernahm Melanie Müller die Funktion der stellvertretenden Rektorin an der Einrichtung.

An erster Stelle Pädagogin

Seit 2015 ist Melanie Müller Lehrerin der Sekundarschule Nordeifel in Simmerath, zuvor unterrichtete sie fünf Jahre lang an der Elwin-Christoffel-Realschule in Monschau, die bekanntlich im vergangenen Sommer aufgelöst wurde. „Es hat mich damals gereizt, den Aufbau einer ganz neuen Schule zu erleben und dabei mitzuwirken“, schildert die 36-Jährige ihre Beweggründe für den Wechsel, der weniger dem Umstand geschuldet war, dass die ECR keine Perspektive mehr besaß. Schon bei der Gründung der Sekundarschule im Jahr 2013 hatte Melanie Müller in Erwägung gezogen, von der ersten Stunde an in Simmerath dabei zu sein, mochte sich jedoch damals vor allem noch nicht von ihrer Klasse an der Realschule trennen und wollte die Kinder noch ein Stück weiter begleiten.

Am Unterrichten und an ihrer Klasse 8c an der Sekundarschule in Simmerath hängt auch jetzt ihr Herz, obwohl mit der Übernahme der Schulleitung viele neue, vor allem organisatorische Aufgaben hinzugekommen sind. „Wenn es irgendwie geht, möchte ich das auch beibehalten, weil ich an erster Stelle Pädagogin bin“, sagt Melanie Müller, die Geschichte, Katholische Religion und Deutsch unterrichtet.

Wir möchten, dass die Menschen unsere Schule nicht als Notlösung betrachten, sondern sich ganz bewusst für uns entscheiden.

Melanie Müller
Konrektorin der Sekundarschule Nordeifel

Ihr Aufgabenfeld in der Schulleitung ist weit gespannt und umfasst Aufgaben in der Verwaltung, die Erstellung der Stundenpläne und Vertretungspläne und die Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen, Eltern und mit dem Schulverband. Auch bei Konflikten mit Schülern ist die 36-Jährige Ansprechpartnerin am Standort Simmerath, wo sie ausschließlich arbeitet und nicht wie Schulleiterin Ursula Mertens zwischen den Standorten Kleinhau und Simmerath pendeln muss.

Melanie Müller ist vom Konzept der Sekundarschule und der Umsetzung in der Nordeifel überzeugt und begeistert. „Die Entwicklung, die diese Schule in den fünf Jahren seit ihrer Gründung genommen hat, ist schon rasant und ging gleichsam von Null auf Hundert“, beschreibt sie den Aufbau. „Ständiges Wachstum, jedes Jahr ein neuer Jahrgang mit neuen Anforderungen und Aufgaben, die Entwicklung von Angeboten und Projekten, der Aufbau der Berufswahlorientierung“, zählt Melanie Müller auf.

Mit der Jahrgangsstufe 10 im laufenden Schuljahr sei man nun vollständig, „und doch sind wir weiterhin in der Entwicklung, sehen, wo noch Verbesserungspotenzial ist und wollen immer noch besser werden“, sagt die neue Konrektorin. Dabei sei die Kommunikation, der Austausch zwischen Schule, Eltern und Schülern der wichtigste Faktor, um die Qualität einer Bildungseinrichtung zu steigern. „Es nützt nichts, wenn man unzufrieden mit irgendetwas ist und die Kritik an der falschen Stelle äußert“, sagt Melanie Müller, bittet um einen offenen, ständigen Austausch und verspricht: „Wir nehmen uns die Zeit für die Anliegen der Eltern.“

Seit einem Monat ist Melanie Müller im Leitungsteam der Sekundarschule Nordeifel für viele Führungsaufgaben am Standort Simmerath zuständig. Die 36- ährige
möchte mit dazu beitragen, dass die noch junge Schule als attraktives, wohnortnahes Angebot statt als Notlösung wahrgenommen wird. Foto: Heiner Schepp

Das größte Plus der Sekundarschule Nordeifel sieht die neue stellvertretende Schulleiterin darin, „dass wir eine Schule für alle sind – egal ob Gymnasiast oder Realschüler, Haupt- oder Förderschüler“. Dabei gelinge es in ihrer Wahrnehmung dem engagierten und auf über 60 Lehrkräfte gewachsenen Kollegium, „die Kinder und Jugendlichen sehr differenziert zu fördern und sie zum bestmöglichen Abschluss zu bringen“, ist Müller überzeugt.

Dennoch ist es in ihren Augen auch ein Glücksfall, dass seit Schuljahresbeginn die Förderschule wieder Kinder aufnimmt. „Es gibt hier an unserer Schule Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf, die sich wunderbar entwickelt haben und das beste Argument für Inklusion sind. Aber es gibt auch Mädchen und Jungen, die andere Rahmenbedingungen benötigen und Dinge erfordern, die wir hier nicht leisten können“, sagt Melanie Müller. Diese Kinder seien an der Förderschule besser aufgehoben, ist die 36-Jährige überzeugt.

106 Zugänge von anderen Schulen

Mit Sorge blickt auch die neue Konrektorin auf die Anmeldezahlen, die in den vergangenen beiden Jahren nicht für eine Dreizügigkeit am Standort Simmerath reichten. „Wir haben aktuell 43 Kinder im fünften Schuljahr, aber genau doppelt so viele in der Jahrgangsstufe 10“, rechnet sie vor und zeigt damit das Dilemma auf, in dem die Sekundarschule steckt. Sage und schreibe 106 Mädchen und Jungen seien in den vergangenen zweieinhalb Jahren von allen Schulen der Umgebung in die Klassen 6, 7, 8 und 9 der Sekundarschule gekommen – „da stimmt doch irgendetwas im System nicht“, sagt Müller. Selbstverständlich sei der Elternwille oberster Wille bei der Schulwahl, aber wenn diese Entscheidung erst nach ein, zwei oder drei Jahren an der offensichtlich falschen Schule korrigiert werde, sei dies schwer für alle Beteiligten. „Diese Kinder kommen gestresst hier bei uns an, weil sie in ihrem jungen Leben schon ein Scheitern erfahren haben“, stellt Melanie Müller fest und rät allen Eltern, die demnächst wieder vor der wichtigen Entscheidung stehen: „Natürlich will jeder das Bestmögliche für sein Kind. Aber das gibt es auch hier.“

Nicht gelten lässt die aus Gemünd stammende und auch dort lebende Pädagogin die Vorbehalte gegen die Sekundarschule aufgrund des gebundenen Ganztags. „Unsere Schülerinnen und Schüler haben hier drei lange Tage, die um 15 Uhr enden. Dafür gibt es bei uns keine Hausaufgaben“, sieht Müller die Freizeit der Kinder und Jugendlichen nicht mehr eingeschränkt als an Schulen ohne Ganztag. Zudem würden bei den meisten Kindern und Jugendlichen die 50-minütge Mittagspause und auch die Teilnahme an AG’s als Freizeit wahrgenommen, weil die Schule mit der Turnhalle, dem Kunstrasenplatz oder einem Spiele- und Tischtennisraum sowie dem großen Schulhof ausgezeichnet dafür ausgestattet sei. „Wir sind gerade dabei, Achtklässler als Pausenhelfer auszubilden, die den Schülerinnen und Schülern Orientierung und Hilfe bei der Gestaltung der freien Zeiten geben“, verrät Melanie Müller.

Offene Türen am Samstag

Die Pausenhelfer und Freizeitangebote, das Schulleben und die Skifreizeiten, die vielen Abschlussmöglichkeiten und auch ganz normalen Unterricht können Interessierte am kommenden Samstag, 17. November, persönlich kennenlernen, wenn die Sekundarschule am Standort Simmerath zum Tag der offenen Tür einlädt. Um 10 Uhr geht’s los mit den Führungen, die übrigens die Zehntklässler leiten. „Wir möchten bei den Eltern und Kinder als attraktives, wohnortnahes Schulangebot in der Nordeifel wahrgenommen werden. Und wir möchten, dass die Menschen unsere Schule nicht als Notlösung betrachten, sondern sich ganz bewusst für uns entscheiden“, sagt Melanie Müller und hofft, dass ihr eingangs geschilderter Wunsch in Erfüllung geht.

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