Eifeler Zeitung, Peter Stollenwerk

Der Discounter ist jetzt das Dorfgespräch

Derzeit wird der Zeltaufstellplatz in der Dorfmitte als willkommene Lagerfläche für die laufenden Straßenbauarbeiten genutzt, aber ansonsten liegt die optisch wenig attraktive Fläche an rund acht Monaten im Jahr brach. Foto: P. Stollenwerk

Franz-Josef Hammelstein: Über die Frage, ob sich in Lammersdorf eine Norma-Filiale ansiedelt, soll das Meinungsbild der Bevölkerung den Ausschlag geben

Lammersdorf. Vorhang auf für das Sommertheater in Lammersdorf: Nachdem am Wochenende durchdrang, dass die Discounter-Kette Norma plant, auf dem Dorfplatz in Lammersdorf eine Filiale zu errichten, heißt es Bühne frei für eine wortreiche Kontroverse. Die Planung für eine Umnutzung des Dorfplatzes ist jetzt das Dorfgespräch und sorgt an der Theke, auf der Straße und natürlich, wie stets, in den sozialen Netzwerken für ein buntes Meinungsspektrum (siehe auch die Leserbriefe im Innenteil).

Wie berichtet, möchte Norma sich auf der jetzigen Zeltaufstellfläche des Otto-Junker-Platzes niederlassen. Wenn die Pläne Wirklichkeit werden, könnte nach der erforderlichen Änderung des Bebauungsplans Anfang 2019 das Geschäft eröffnen.

Nach einer Zusammenkunft am vergangenen Donnerstag mit Vertretern des Ortskartells, der Ortsvereine und den örtlichen Ratsvertretern, zu der Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns eingeladen hatte, war die Planung bekannt geworden. Eigentlich sollte das Vorhaben zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in die Öffentlichkeit gelangen, da die Vereinsvertreter zunächst einmal die Stimmungslage in den eigenen Reihen erspüren wollten.

Besichtigung neuer Filial-Typen

Das Meinungsbild in der Bevölkerung ist auch für den Lammersdorfer Ortsvorsteher Franz-Josef Hammelstein der entscheidende Faktor bei der neuen Planung für den Dorfplatz, unabhängig davon, dass die Vereinsvertreter einhellig das Vorhaben begrüßt hatten. Bei einem Vorhaben an solch exponierter Stelle habe es ihn nicht überrascht, dass eine intensive Diskussion in Gang gesetzt wurde. Er sei auch bereits mehrfach auf das Projekt angesprochen worden. Für ihn sei es „maßgeblich, ob die Ortsbevölkerung mehrheitlich eine solche Planung wünscht oder ablehnt“. Außerdem gelte es, herauszufinden, ob ein Norma gewünscht sei, und wenn ja, an welchem Standort. Es sei allerdings noch zu überlegen, wie ein solches Meinungsbild erstellt werde. Bislang, zeigt sich Hammelstein überzeugt, „sind wir den richtigen Weg gegangen“.

Noch sei keine Entscheidung gefallen. Die Planung sei aufgrund der vielfach in Lammersdorf geäußerten Klagen über nicht ausreichende Einkaufsmöglichkeiten aufgenommen worden. Anfang Dezember bis zum Ende der Karnevalszeit ist der Platz bislang für das Zelt reserviert.

Sehr ernst genommen würden auch die Einwände der Karnevalsfreunde, deren Zeltplatzfläche ja aufgegeben werden müsste, sagt der Ortsvorsteher weiterhin. Bei der Zusammenkunft seien Bedenken geäußert worden, ob ein möglicher neuer Platz für das Zelt im Bereich der früheren Junker-Kantine nicht an Attraktivität gegenüber dem bisherigen Standort einbüße. Auch müsse man dem Verein behilflich sein, wenn es um eine Lösung für die erst kürzlich von den Karnevalsfreunden mit hohem Aufwand auf dem Dorfplatz errichtete Toilettenanlage gehe. Seitens der Verwaltung habe er bereits einige positive Signale vernommen.

Die in einigen kritischen Äußerungen angesprochene räumliche Nähe des Discounters zur Grundschule sieht Hammelstein nicht als vorrangiges Problem. Es war die Sorge geäußert worden, dass die durch Einkaufswagen verursachte Geräuschentwicklung auf dem Discounter-Parkplatz den Unterricht stören könnte. Franz-Josef Hammelstein hält den Kritikern entgegen, dass diese die Pläne nicht kennen würden. Vorbeifahrende Lkw stellten aus seiner Sicht das größere Lärmproblem dar.

Bei der Umgestaltung des Dorfplatzes zum Parkplatz will der Ortsvorsteher darauf achten, „dass noch genügend Grünfläche übrig bleibt“. Wie die Aufteilung des Parkplatzes einmal konkret aussehen soll, sei noch offen. Außerdem habe man auch die Möglichkeit, die Baugenehmigung mit bestimmten Gestaltungsvorgaben zu verbinden.

Weitere Erkenntnisse erhofft man sich am heutigen Dienstag von einer kleinen Informationsfahrt in den Kreis Euskirchen, wenn man gemeinsam mit Lammersdorfer Vereinsvertretern und Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns zwei Norma-Filialen der neuen Generation besichtigt, die laut Discounter-Kette ein verändertes Gesicht zeigen.

Auch die Verwaltung will die Bürger in den Neugestaltungs-Prozess auf dem Lammersdorfer Dorfplatz einbinden. Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns will, wie berichtet, Mitte September zu einer Bürgerversammlung einladen, um über den Stand des Vorhabens zu berichten. Bei den Überlegungen der Verwaltung hatte auch die kürzlich erfolgte Ausweisung des Neubaugebietes Hasselfuhr eine zentrale Rolle gespielt.

Eine wichtige Rolle bei der weiteren Planung für den Otto-Junker Platz kommt auch dem Ortskartell Lammersdorf zu: Grundsätzlich stehe auch das Ortskartell der Schaffung einer neuen Einkaufsadresse in Lammersdorf positiv gegenüber, hieß es in einer Stellungnahme.

September: Bürgerversammlung

„Bei den Vertretern der Lammersdorfer Vereine bestand bei dem Informationsgespräch im Simmerather Rathaus ganz klar Einvernehmen darüber, dass durch die Ansiedlung eines Discounters das Einkaufsangebot in Lammersdorf wesentlich verbessert werde“, berichtet Ortskartellvorsitzender Karl-Heinz Hoffmann.

Wenn man sich nach der Besichtigung eines Norma-Marktes der neuen Generation vom angesprochenen neuen Konzept des Discounters ein Bild gemacht habe, werde man die Vertreter der Lammersdorfer Vereine hierüber umgehend informieren, damit diese das Ergebnis „als Meinungsmultiplikatoren“ ins Dorf tragen könnten. Das Ortskartell begrüße die geplante Informationsveranstaltung der Verwaltung. Hoffmann: „Letztlich entscheiden dann nach der Bürgerinformation im September die Lammersdorfer Bürger darüber, ob das Projekt umgesetzt wird.“

Der Bund der Steuerzahler stellt Fragen

Kaum, dass die Planung für den Otto-Junker-Platz in Lammersdorf am Wochenende öffentlich bekannt geworden ist, tritt auch bereits der Bund der Steuerzahler (BdSt) NRW auf den Plan. Zur „Veräußerung des Dorfplatzes“ hat die Vereinigung bereits am Montagmorgen einen Fragenkatalog an die Gemeinde Simmerath geschickt, da „die interessierte Bürgerschaft sich an uns gewandt hat und kurzfristig um eine Einschätzung zur geplanten Veräußerung“ gebeten habe. Man beabsichtige, in der Mitgliederzeitschrift darüber zu berichten. Daher bitte man um eine „umfassende und ausgewogene“ Information. Unter anderem interessiert sich der BdSt dafür, aus welchen Gründen die Gemeinde beabsichtige, den Platz zu veräußern. Auch möchte man wissen, ob ein Interessenbekundungsverfahren stattgefunden habe und inwiefern eine Einbindung beziehungsweise Unterrichtung der Einwohner Lammersdorfs erfolgt sei. Auch wird gefragt, durch welche Gruppen der Dorfplatz bislang genutzt werde und ob der Dorfbevölkerung eine Ersatzfläche zur Verfügung stehe.

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