Manfred Sawallich (SPD) zeigte sich nicht unglücklich mit der reduzierten Planung: „So tritt in Simmerath die besondere Situation auf, dass sich durch die Schaffung eines Gewerbegebietes die Bedingungen für den Artenschutz sogar verbessern können.“
Simmerath. Den Konflikt zwischen der geplanten Erweiterung des Gewerbegebietes Simmerath in Richtung Kesternich und dem Artenschutz haben inzwischen bereits Generationen von Ratsvertretern und Gutachtern versucht zu lösen. Nun hat die Gemeinde Simmerath die nächste Runde eingeläutet, in der Hoffnung irgendwann doch noch Expansionsfläche bereitstellen zu können.
Seit rund 15 Jahren läuft das Verfahren, und die modifizierte Planung steht immer wieder auf der Tagesordnung; so auch in der jüngsten Sitzung des Simmerather Planungsausschusses. Diesmal mehren sich tatsächlich die Anzeichen dafür, dass mit der erneut abgeänderten Planung der Durchbruch endlich gelingen könnte –allerdings zu einem hohen Preis: Von der ehemals ins Auge gefassten Erweiterungsfläche von 14 Hektar Größe sind jetzt nur noch vier Hektar übrig geblieben.
Vorgesehen als Erweiterungsfläche war das Gebiet vom Betonwerk Simmerath rechts und links entlang des Wirtschaftsweges bis zur Einmündung in die Kesternicher Höhenstraße/Witzerkuhl. Realistisch gesehen kommt aber jetzt nur noch der Bereich rechts des Wirtschaftsweges in Richtung Kesternich gesehen in Betracht.
In der Sitzung des Planungsausschusses wurde für diese sogenannte südliche Erweiterung des Gewerbegebietes das aktuelle hydrogeologische Gutachten und eine neue gutachterliche Stellungnahme zum Vorkommen des Blauschillernden Feuerfalters vorgestellt. Der Rote Liste-Falter, auch Bläuling genannt, ist der Hauptversuchter des Konfliktpotenzials.
In seinem neuen ökologischen Gutachten aber kommt Diplom-Biologe Ulrich Haese aus Stolberg nun zu der überraschenden Erkenntnis, dass die Erweiterung von Gewerbeflächen sich nicht grundsätzlich negativ auf die Lebensbedingungen des seltenen Schmetterlings auswirken muss. Es sei nicht der Nachweis zu erbringen, dass durch einen Verzicht auf jegliche Erweiterung das Fortbestehen der Falter-Population begünstigt werde. So konnte sich der Gutachter in seinem Fazit auch für eine Fortführung der nunmehr reduzierten Planung aussprechen. Mehr noch: Durch eine Verringerung der Abstandsflächen und durch gezielte ökologische Verbesserungen sowie eine Stabilisierung des Wasserhaushaltes auf den frei werdenden Flächen könne sich unter dem Strich sogar eine Entschärfung des Konfliktes mit dem Artenschutzes ergeben.
Mit anderen Worten: Der Feuerfalter kann nicht nur mit der zurückgefahrenen Planung gut leben, er bekommt sogar die Chance auf eine Verbesserung seiner Lebensqualität, da der Abstand zum Naturschutzgebiet, dem Lebensraum des Falters, von bisher 60 auf nunmehr 170 Meter reduziert wird. Haese: „Die jetzt geplante Bebauung und die Kompensationsmöglichkeiten bieten sogar die Chance, die Lebensbedingungen für den Blauschillernden Feuerfalter zu verbessern.“ Als Kompensationsmöglichkeiten nannte der Biologe die „Rückführung von Ackerflächen und Grünland und die Vermeidung von schädlichen Einträgen in den Wasserhaushalt. Grundsätzlich sollten die an das Naturschutzgebiet angrenzenden Flächen extensiviert werden.
Der Bläuling bewohnt das unterhalb liegende Quellgebiet des Fischbaches. Der geschützte Falter bevorzugt die etwas raueren Klimazonen, wie zum Beispiel die Eifel Sein Vorkommen bei Simmerath ist „besonderes bedeutsam“, wie Ulrich Haese erläuterte. Überhaupt bietet die Eifel deutschlandweit inzwischen das wichtigste Rückzugsgebiet für den Blauschillernden Feuerfalter. Auch im Kalltal und am Laufenbach bei Konzen hält er sich gerne auf.
Auswirkungen abwarten
Die Planung der Gemeinde Simmerath konzentriere sich nun vorerst nur noch auf die südliche Erweiterungsfläche zur Ortslage Kesternich hin, erläuterte Bauamtsleiter Jürgen Förster. Die Auswirkungen dieser Planung müsse man abwarten und dann erneut gutachterlich bewerten. Mehr als fraglich sei daher auch, ob der nördliche Bereich überhaupt noch in Angriff genommen werde.
Manfred Sawallich (SPD) zeigte sich nicht unglücklich mit der reduzierten Planung. „So tritt in Simmerath die besondere Situation auf, dass sich durch die Schaffung eines Gewerbegebietes die Bedingungen für den Artenschutz sogar verbessern können.“
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