Simmerath/Lammersdorf. Wenn sich an einem Sonntagmorgen bei ungemütlichem Wetter über 200 Menschen auf dem Lammersdorfer Dorfplatz einfinden, muss etwas Besonderes anstehen. Ortsvorsteher Franz-Josef Hammelstein brachte es bei seiner Begrüßung direkt auf den Punkt: „Wir machen hier heute praktisch eine kleine Geburtstagsfeier. Otto Junker, ein außergewöhnlicher Mensch, wäre heute 115 Jahre alt geworden.“
Damit war der Festakt zur Umbenennung des bisher namenlosen Dorfplatzes in „Otto-Junker-Platz“ schnörkellos eröffnet worden. Mit der Umwidmung des Platzes sollten die Verdienste von Dr. Ing. E.h. Otto Junker als Firmengründer und sozialer Arbeitgeber gewürdigt werden. Hierzu bot sich der Dorfplatz praktisch an, auf dem beim Festakt eine Gedenktafel zu seinen Ehren enthüllt wurde. Die Messingtafel mit den beachtlichen Maßen von 60 mal 90 Zentimetern wurde auf der großen Natursteinsäule angebracht, die sich mitten auf dem Dorfplatz befindet. Auf ihr ist neben einem Bild von Junker Wichtiges aus der Vita des Unternehmers vermerkt, der die 1924 gegründete Otto Junker GmbH im Laufe der Jahre zum größten und wichtigsten Arbeitgeber der Nordeifel machte.
Nach der Enthüllung der Gedenktafel wurde der Festakt im beheizten Zelt, das von den Lammersdorfer Karnevalisten zur Verfügung gestellt wurde, fortgesetzt.
Markus D. Werner, Geschäftsführer der Otto Junker GmbH, dankte hier zunächst einmal allen Ortsvereinen für die Unterstützung zu dieser Feierstunde. An Bürgermeister Hermanns ging ein besonderer Dank für die Überwindung aller bürokratischen Hindernisse bei der Umbenennung des Platzes.
Karl-Heinz Hermanns bezeichnete Otto Junker in seiner Laudatio als Unternehmer und Pionier sowie einen der bedeutendsten Menschen in der Eifelregion. Bemerkenswert fand er, dass Junker ausgerechnet Lammersdorf als Firmenstandort ausgesucht habe, wo 1924 schließlich nur Wald und grüne Wiese war. Nur 600 Quadratmeter war das Firmengelände groß, wobei sich diese Fläche bis 1930 bereits verzehnfacht hatte. „Otto Junker war ein genialer Praktiker und Ingenieur“, erklärte Hermanns, „und über hundert Patente tragen seinen Namen“. Mit 480 Arbeitnehmern sei die Firma Junker heute der größte Arbeitgeber der Gemeinde.
Werner Stegemann, Vorstand der 1970 gegründeten Otto-Junker-Stiftung, erläuterte, dass die Stiftung für den Letzten Willen des Firmengründers stehe, wonach die nachhaltige Sicherung des Unternehmens und der Arbeitsplätze gewollt war. Stegemann ergänzte: „Heute wird ein hoch respektabler Bürger der Gemeinde geehrt.“
Dem schloss sich Dr. Bernd Läufer in seinem geschichtlich fundierten Vortrag zur Person von Otto Junker an. Läufer sprach in diesem Zusammenhang von „einem großen Lammersdorfer“ und zeichnete ein höchst interessantes Bild des bodenständigen Unternehmers; Ort und Umgebung eingeschlossen. Wenn es nach dem Visionär Junker gegangen wäre, hätte Lammersdorf im Ortszentrum eine Berufsschule, einen Sportplatz, ein pädagogisches Zentrum und ein BGZ erhalten. Läufer zeigte vor allem die menschliche Seite von Junker auf, dem das Wohl seiner Arbeitnehmer immer am Herzen lag und der trotz Austritt aus der evangelischen Kirche auch dort viele Projekte nach dem Motto unterstützte: „Tu Gutes und rede nicht darüber“. Läufer weiter: „Otto Junker hat nicht nur in Lammersdorf gearbeitet. Er hat hier auch gelebt. Er wollte schnell ein Eifeler werden.“
Vor dem geselligen Ausklang des Festaktes setzte das Gesangsquartett „Canzona Vocale“ den musikalischen Schlusspunkt.
Seit 1964 auch Ehrenbürger von Lammersdorf
Otto Junker wurde am 6. Dezember 1900 geboren und verstarb am 14. Oktober 1982. Zum Ehrenbürger der RWTH Aachen wurde er 1943 ernannt. 1964 wurden ihm die Ehrenbürgerrechte der Gemeinde Lammersdorf verliehen, die mit der kommunalen Neugliederung zu Ehrenbürgerrechten der Gemeinde Simmerath wurden. Die 1970 gegründete Otto-Junker-Stiftung, die den Fortbestand seiner Firma nach seinem Tod gewährleisten sollte, wurde 1982 alleinige Eigentümerin der Otto Junker GmbH.
Die Stiftung hat die Förderung von Wissenschaft und Technik sowie des Ingenieurnachwuchses an der RWTH Aachen als Stiftungszweck.
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