Kontroverse Diskussion um Fläche an der Kirche in Rollesbroich. Unterschiedliche Lösungen gegen wildes Parken.
ROLLESBROICH Es geht um eine Brachfläche von vielleicht 800 Quadratmetern, zugegebenermaßen in günstiger zentraler Lage. Die Meinungen, was mit der Freifläche an der Dürener Straße in Rollesbroich passieren soll, gehen aber weit auseinander und reichen von der Wildblumenwiese über einen Parkplatz bis hin zum Container-Standort für einen Dorfladen. Jetzt hat der Tiefbau-, Verkehrs- und Denkmalausschuss sich mehrheitlich für eine Lösung entschieden.
Bereits seit 2017 wird vor allem in Rollesbroich verstärkt diskutiert, was mit dem langen, aber schmalen Eckgrundstück entlang des Kirchhofsweges passieren soll. Nachdem die SPD im November 2017 beantragt hatte, ein „Dorf-Bio-Top“ als Leader-Projekt zu verwirklichen, schlugen die Sozialdemokraten nun, nach Rücksprache mit Bürgern und Vereinen, vor, zumindest die Hälfte der Fläche mittels Rasengittersteinen zur Parkfläche zu machen.
Intensive Beratungen
Man habe das Thema sehr intensiv im Rollesbroicher Ortskartell diskutiert, wobei sich eine sehr breite Mehrheit aller Vereine und Gruppen gegen eine Wildblumenwiese, aber für zusätzlichen Parkraum ausgesprochen habe, berichtete Rollesbroichs Ortsvorsteher und SPD-Sprecher Marc Topp. Musiktreibende Vereine, Schützen und Feuerwehr sowie Karnevalsverein und Pfarrgemeinderat hätten dabei auf den Parkplatzmangel im Ort hingewiesen, der vor allem bei größeren Veranstaltungen, aber auch bei jedem Gottesdienst und regelmäßigen Vereinsaktivitäten zutage trete. Deshalb plädiere nun auch die SPD dafür, zumindest die Hälfte der Fläche als Parkplatz zu nutzen und die andere Hälfte als Grünanlage.
Zu diesen beiden Nutzungsoptionen hat sich zu Jahresbeginn eine dritte gesellt: Im Januar wandten sich mehrere Bürger aus Rollesbroich an den Bürgermeister, die einer Arbeitsgruppe „Dorfladen“ angehören. Diese Gruppe hatte sich im Nachgang zu einer Bürgerversammlung in Rollesbroich im vergangenen Jahr gebildet. Diese Gruppe hält nach einer ausführlichen Befragung aller Haushalte im Ort den Platz neben der Kirche für gut geeignet, um hier mittelfristig einen Dorfladen zu etablieren. Bei der Befragung in Rollesbroich sprachen sich 290 Haushalte für einen Dorfladen und nur 33 dagegen aus. Nicht erreicht wurden 55 Rollesbroicher Haushalte, wie Beigeordneter Bennet Gielen im Tiefbauausschuss verlas. Ortsvorsteher Topp begrüßte grundsätzlich die Initiative der Bürger für einen Dorfladen und auch die Bildung der AG; er bewertete aber grundsätzlich die Zukunftschancen eines Dorfladens zurückhaltend: „Das hat ja leider damals hier in Rollesbroich nicht funktioniert, wohl auch deshalb, weil wir nur drei Autominuten von den Einkaufszentren in Simmerath entfernt sind“, erinnerte sich der Ortsvorsteher. Ob ein Dorfladen, möglicherweise auch in Containerform, bereits jetzt eine Option für die Nutzung der Freifläche sei, könne er nicht beurteilen, meinte Marc Topp. „Dafür wissen wir einfach noch zu wenig über das Projekt.“ Die AG Dorfladen hatte sich ihrerseits für die Fläche „eine Naturwiese ohne zeitliche Verpflichtung“ gewünscht, um „die Parzelle flexibel nutzen zu können“, sprich: um Zeit für die Planung eines Dorfladens zu gewinnen.
Reinhold Köller, UWG-Vertreter aus Rollesbroich, räumte ein, dass es zu gewissen Zeiten einen Mangel an Parkplätzen im Zentrum gebe, aber man müsse heute nicht mehr so viele Parkplätze „nur für ein paar Tage und Veranstaltungen im Jahr“ schaffen. „Das war vor zehn Jahren vielleicht noch anders, aber heute ist die Zeit und Denkweise da eine andere“, meinte Köller, der auch auf den Naturschutzgedanken verwies. Das Bürgerbegehren für Insektenschutz in Bayern habe gezeigt, „dass auch hier bei uns eine Wildblumenwiese nicht die schlechteste Lösung“ sei. Und hohes Parkaufkommen zu Gottesdienstzeiten gebe es auch in anderen Orten der Gemeinde.
Option Dorfladen bleibt
Heribert Linscheidt (CDU) bewertete die Erfolgsaussichten für einen Dorfladen ebenfalls eher vorsichtig: „In Einruhr sind wir sogar zehn Fahrminuten von Simmerath entfernt, aber auch hier hat ein Dorfladen es schwer“, meinte der CDU-Sprecher und verwies auch auf „Parkplatznot in einer ganz anderen Dimension“ in Einruhr. Linscheidt vertrat ebenfalls die Meinung, dass die Gemeinde nicht für die Kirche und für die Vereine den Parkraum für Spitzenzeiten schaffen könne.
Bennet Gielen resümierte, „dass wohl alle hier grundsätzlich offen sind für die Idee eines Dorfladens“, dass die Planungen dafür jedoch noch in einem sehr frühen Stadium seien. „Wenn wir jetzt die Hälfte der Fläche zum Parkplatz machen, wäre das eine gewisse Vorentscheidung gegen den Dorfladen an dieser Stelle“, begründete er den Verwaltungsvorschlag, die Parzelle in eine Naturwiese umzuwandeln, „auch um dem wilden Parken hier entgegenzutreten“, so Gielen.
Diesem Vorschlag folgte der Ausschuss schließlich gegen die fünf Stimmen der SPD, die anschließend ihrerseits mit dem Antrag, zumindest die Hälfte der Fläche als Parkplatz zu versiegeln, scheiterte.
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