Das neue Internatsgebäude für das BGZ in Simmerath ist ihnen zu nah an der vorhandenen Wohnbebauung geplant.
SIMMERATH Für rund 10 Millionen Euro will die Handwerkskammer an der Walter-Bachmann-Straße in Simmerath ein neues Internatsgebäude für das BGZ errichten. Es soll gegenüber dem Hauptgebäude entstehen, wo sich zurzeit noch das Freizeitzentrum des BGZ befindet. Das soll für den Neubau weichen.
Als jetzt im Planungsausschuss der Gemeinde Simmerath der Entwurf des entsprechenden Bebauungsplans vorgestellt wurde, begrüßten die Politiker die Pläne zwar grundsätzlich, ihre Zustimmung verbanden sie aber mit der Maßgabe, den vorgesehenen Abstand zur vorhandenen Wohnbebauung um 80 Zentimeter zu vergrößern.
In den Plänen des Architekten ist ein Abstand von 4 Metern vorgesehen. Abhängig von der Höhe schreibt die Landesbauordnung hier aber einen Abstand von 4,80 Metern vor. Rechtlich gesehen wäre aber eine Unterschreitung dieser Vorgabe möglich, wenn die Regelungen aus dem Baugesetzbuch Anwendung finden würden, weil dann Bundesrecht vor Landesrecht gelten würde.
Bundes- gegen Landesrecht
Der Vertreter des beauftragten Planungsbüros erläuterte, der Gedanke des Architekten sei gewesen, einen Anschluss an die Wohnbebauung zu schaffen und deren Flucht aufzunehmen. Dies setze eine gewisse Enge voraus. Wenn man weiter von der vorhandenen Bebauung abrücke, sei die Idee des Architekten so nicht zu verwirklichen. In der Konsequenz bedeute das auch, dass auf der anderen Seite des Gebäudes sechs bis acht Stellplätze für Pkw wegfallen würden.
Für Manfred Sawallich (SPD) war das schwer nachvollziehbar. Er sah hier eine Kollision mit den Interessen der Anwohner. Wenn es nur eine Frage der Ästhetik sei, solle der Architekt „noch mal nachdenken“. Auch sein Fraktionskollege Gregor Harzheim konnte sich nicht vorstellen, dass der Entwurf an 80 Zentimetern mehr oder weniger Abstand scheitern würde.
„Hier ist die Planung auf den Entwurf des Architekten ausgerichtet, es sollte aber umgekehrt sein. Der Architekt sollte sich an die Planung halten“, sagte Helmut Keischgens (UWG), dem zusätzlich auch die geplante Höhe des Gebäudes Kopfschmerzen bereitete. „12 Meter sind nicht prickelnd“, sagte er und forderte eine Absenkung.
„80 Zentimeter können nicht weh tun“, sagte Jens Wunderlich (CDU). Die Notwendigkeit eines geringeren Abstands sei nicht hinreichend begründet. Deshalb müsse man das Gespräch mit dem Architekten suchen. Auch Stephan Weber (CDU) wollte die Begründung nicht akzeptieren, schließlich seien dem Architekten das Grundstück und die Voraussetzungen bekannt gewesen. „Die Akzeptanz der Nachbarn wird sicher höher ausfallen, wenn die Vorschriften eingehalten werden“, sagte er. Auf Sawallichs Frage, ob denn mit allen Anwohnern gesprochen worden sei, erläuterte der Planer, dass laut Aussage des Architekten mit vielen geredet wurde, aber nicht mit dem unmittelbar Betroffenen. Das ärgerte Benjamin Steinborn (FDP), worauf der Planer konkretisierte, dass der Betroffene sich nicht auf ein Gespräch eingelassen habe. Der Beigeordnete Bennet Gielen sicherte zu, nochmals den Kontakt zu suchen.
I N F O
Die Pläne der Handwerkskammer
Für den Neubau des Internatsgebäudes hatte die Handwerkskammer einen Wettbewerb ausgeschrieben, für den schließlich 14 Entwürfe eingereicht wurden. Im November hatte der Planungsausschuss der Gemeinde Simmerath beschlossen, das Bauleitplanverfahren einzuleiten. Durch die Verwaltung wurde dann ein Planungsbüro beauftragt, einen Entwurf für den Bebauungsplan zu erarbeiten.
Ursprünglich hatte die Handwerkskammer darüber nachgedacht, die vorhandenen Gebäudeblöcke des Internats mit insgesamt 269 Betten zu sanieren. Der älteste Block stammt aus dem Jahr 1972, die beiden anderen wurden 1980 errichtet. Dann kam die Kammer aber zu dem Entschluss, dass ein Neubau mit 150 Betten die sinnvollste und wirtschaftlichste Lösung sei. Mit den 150 Betten gehen genauso viele Zimmer einher. Mehrbettzimmer wird es im Neubau im Hinblick auf die Privatsphäre der jungen Auszubildenden nicht mehr geben.
Die notwendigen Investitionen können durch die Handwerkskammer aus eigenen Mitteln gestemmt werden. Die drei alten Internatsgebäude werden später abgerissen und die Fläche für Bildungszwecke neu gestaltet. Hier ist an weitere Werkhallen gedacht. Der neue Gebäudekomplex des Internatsgebäudes soll über eine platzartige Ausweitung der Straße mit dem bestehenden Gebäude des BGZ verknüpft werden, so dass ein interner Campus entsteht. Das Internatsgebäude soll zukünftig nicht nur Internat sein, sondern auch Arbeit und Freizeit miteinander verbinden. In dem Zusammenhang plant man einen öffentlichen Bereich mit Foyer und Konferenzbereich, einen halböffentlichen Bereich mit Gastronomie und Sportmöglichkeiten und einen privaten Bereich für Freizeitaktivitäten. Neue Parkplätze sind dann in der Nähe des Biomasse-Heizkraftwerkes vorgesehen.