Eifeler Zeitung

Claudia Moll – „die letzte Arbeiterin der SPD“

Die Eschweilerin möchte den Wahlkreis Aachen II zum dritten Mal gewinnen. Was die Bundespflegebevollmächtigte antreibt.

Es gibt diese Szene, SPD und CDU hatten sich gerade auf den neuen Wahltermin geeinigt, der Kanzler wartet auf den Aufzug im Bundestag, da geht Claudia Moll auf Olaf Scholz zu. „Wird bei uns aber lustig: Wahlkampf im Karneval, Wählen im Karneval – Jesses Maria!“ Und dann passiert etwas, was vermeintlich nicht so häufig passiert: Scholz grinst, ja er lacht, und klopft der Parteikollegin auf die Schulter.

Die SPD-Politikerin schafft etwas, was viele für beinahe unmöglich halten: Scholz zum Lachen zu bringen. „Entweder bin ich so lustig oder ich traue mich, ihm Dinge zu sagen, die sich andere nicht trauen“, sagt Claudia Moll, auf die Fahrstuhlszene angesprochen. Und überhaupt, Scholz sei gar nicht so ernst, er habe einen ganz eigenen Humor.

Moll ist eine Ausnahme im Bundestag, beinahe 90 Prozent der Abgeordneten sind Akademiker. Nicht selten wird „der Politik in Berlin“ deshalb vorgeworfen, die Lebensrealität und die Probleme der Menschen nicht zu kennen. Bei Moll bekommt man dieses Gefühl nicht. Dass sie nah dran an „den Menschen“ ist, spürt man beispielsweise, wenn die Eschweilerin über eine vermeintliche Banalität beim jüngsten Parteitag spricht. „Da hat ein Kaffee 3,80 Euro gekostet. Stellen Sie sich das mal vor! Bei vier Kaffee hat man fast 16 Euro ausgegeben und hat noch nicht mal ein Brötchen gegessen. Das werde ich in der nächsten Fraktionssitzung ansprechen“, sagt Moll empört bei einem Gespräch in ihrem Abgeordnetenbüro in Eschweiler. 16 Euro am Tag für Kaffee hat nicht jeder, das weiß die Eschweilerin, deren Mutter 50 Jahre lang geputzt hat und deren Mann mal Taxi gefahren ist.

Als sie 2017 nach Berlin ging, sei sie gefragt worden, ob sie Angst vor der „großen Politik“ habe, berichtete Moll in einer Rede im Bundestag. „Nein. Angst hatte ich, als ich im Nachtdienst für 56 schwerstkranke Menschen allein verantwortlich war“, erklärt Moll mit ihrer markanten Stimme, der man die ein oder andere Zigarette anhört.

Moll ist eine Malocherin, keine knallharte Strategin, die permanent nur für sich wirbt. So kommt erst Tage nach dem Gespräch ein Anruf von Moll, sie habe ganz vergessen zu sagen, was sie für die Region in Berlin erreicht habe: zum Beispiel 11,5 Millionen Euro für die Digitalisierung der Krankenhäuser in Stolberg, Eschweiler, Würselen und Simmerath, Millionen für die Förderung eines Pflegehotels in der Städteregion Aachen, um nur zwei von vielen Beispielen zu nennen. Für die Region kämpfen, das will sie auch weiterhin.

Bericht der Eifeler Zeitung – Foto: Heike Lachmann

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