Daniela Jansen (SPD) will Städteregionsrätin werden. Soziales, Arbeit und Bildung sind ihre Themen.
AACHEN Acht Stunden sind kein Tag. Vor allem nicht in Wahlkampfzeiten. Sicher eine Binsenweisheit. Aber es bedarf doch schon einer gehörigen Portion Idealismus, um diesen acht Stunden täglich noch eine gehörige Portion draufzusatteln. Franz-Josef Haselier hat diesen Elan in Sachen Städteregionsratswahl. Sein Herz schlägt links, Überstunden kennt er derzeit nicht. Haselier ist Wahlkampfhelfer für Daniela Jansen, und er steuert das Wahlkampfmobil bis in die entlegensten Winkel der Städteregion. Von Floverich im Norden an der Grenze zum Kreis Heinsberg bis Alzen, das – wie unter Umständen nicht jeder weiß – zu Höfen in der Eifel gehört. Wahlkampftour bekommt da schon eine ganz andere Bedeutung. Das Buhlen um die Gunst der Wähler frisst ordentlich Kilometer.
2017 fehlten 633 Stimmen
Für Daniela Jansen ist das an sich nichts Neues. Wahlkampferprobt ist die 41-jährige Sozialdemokratin auf jeden Fall. Mit durchaus unterschiedlichem Ausgang. 14. Mai 2017: 633 Stimmen fehlen Jansen zum erneuten Einzug in den NRW-Landtag. Sie muss Armin Laschet den Vorzug lassen. Das war fünf Jahre vorher genau andersherum. Die CDU stürzte seinerzeit allgemein in NRW mächtig ab, und Jansen holte das Direktmandat mit einem deutlichen Vorsprung von mehr als 2000 Stimmen. Fünf Jahre Landespolitik mitgestalten – das hat die Sozialdemokratin geprägt. Und das war wohl auch ein Motor, jetzt im Rennen um den Chefposten im Städteregionshaus anzutreten. „Ich will Politik machen“, sagt sie mit ausgesprochener Entschlossenheit. Was nicht gegen ihren aktuellen Beruf als Projektmanagerin für den Bereich Elektromobilität bei der IG Metall gerichtet ist. „Das mache ich mit großem Spaß und mit großem Engagement“, versichert sie, lässt aber unausgesprochen, was der Zuhörer in dem Moment ahnt: Politik, das macht dann sicher doch noch mehr Spaß…
Bereits 2007 hat Jansen Landespolitik gemacht. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Aachener Landtagsabgeordneten Karl Schultheis. In den fünf Jahren Landtag war sie unter anderem Vorsitzende des Ausschusses für Frauen, Gleichstellung und Emanzipation. Zusätzlich war sie im Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Seit 2016 ist sie Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in NRW. Auch auf kommunaler Ebene ist sie aktiv. Seit 2016 als stellvertretende Parteivorsitzende in Aachen, von 2008 bis 2012 als sachkundige Bürgerin im Betriebsausschuss Kultur der Stadt Aachen. Und seit gut vier Jahren ist sie in der Städteregion politisch unterwegs – im Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Senioren und demografischen Wandel.
Daniela Jansen
über das Amt einer Städteregionsrätin
Jansens Themen sind das Soziale, Bildung, Arbeit. Für den Fall der Fälle hat sie den Terminkalender schon einmal mit Themen gefüllt. Eine Konferenz zur Armutsprävention will sie als Städteregionsrätin einberufen. Es geht ihr um eine Vernetzung der Angebote und Hilfeleistungen. Armut der Menschen, so hat sie in ihr Wahlprogramm geschrieben, dürfe nicht länger schon an der Postanschrift ablesbar sein. Die Menschen, so lesen wir an gleicher Stelle „haben viel Potenzial und können und wollen viel mehr leisten, als die städteregionale Verwaltung aktuell zulässt“. Stichwort Bildung: Vielleicht, so Jansen, gehe es bisweilen unter, dass dies für die Städteregion ein ganz zentrales Thema sei. Allein 19 000 junge Menschen besuchen die Berufskollegs. In Zeiten des Fachkräftemangels kommt diesen Institutionen besondere Bedeutung zu. Daher gelte es unter anderem, auf beste Ausstattung zu drängen. Stichwort Arbeit: Eine erste Aufgabe als Städteregionsrätin sieht Jansen auch in einem kommunalen Beschäftigungsprogramm für Langzeitarbeitslose. Kann man die Menschen vor Ort für diese Themen interessieren? Wie funktioniert das im Wahlkampf? Jansen weiß, dass die Städteregion ein schwer zu vermittelndes Produkt ist. Aber sie habe in den vielen Gesprächen an Wahlkampfständen, bei Diskussionsrunden, bei Hausbesuchen mehr Interesse für diese Städteregion erfahren, als es gemeinhin angenommen wird. Eine Herausforderung. Immer wieder. Von morgens am Bahnhof im Gespräch mit Pendlern über den Schulbesuch bis hin zum Politik-Talk in der Kneipe um die Ecke.
Wäre da noch das Thema Tihange. Es hat ihr Kritik eingebracht, dass sie aus ihrer Sicht ein wenig auf die Bremse getreten hat. Nicht, dass die Positionierung der Städteregion in der Phalanx gegen die belgischen Atommeiler falsch wäre. Im Gegenteil. Natürlich steht auch Daniela Jansen für den Anti-Atomkurs in der Region. Ohne Wenn und Aber. Aber: Was das Thema im städteregionalen Wahlkampf zu suchen habe, erschließe sich ihr nicht. Obwohl es ihre Kontrahenten ganz bewusst spielen. Tim Grüttemeier (CDU) hat es zum Plakatmotiv erhoben, Oliver Krischer (Grüne) teilt dem Wahlvolk mit, sich als Städteregionsrat für eine schnelle Abschaltung von Tihange einsetzen zu wollen. „Der hat ja auch kein anderes Thema“, verdüstert sich Jansens Miene schnell, wenn es um den Grünen-Kandidaten geht. Vielleicht, weil auch sie – wie viele andere – mutmaßt, dass dessen Kandidatur in erster Linie gegen sie gerichtet ist. Ob der Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende ernsthaft Städteregionsrat werden will, fragt sich doch mancher.
Auseinandersetzung mit Wählern
Jansen winkt ab. „Das interessiert mich nicht.“ Sie baue auf die Auseinandersetzung mit den Wählern vor Ort. Darauf verwendet sie ihre Energie. Auch heute, elf Tage vor der Wahl. Der Terminkalender ist prall gefüllt: Um 5.30 Uhr geht es los. Am Werktor von Aurubis in Stolberg, anschließend Gespräche mit Pendlern am Bahnhof Aachen-Rothe Erde. Der Nachmittag und frühe Abend gehört Hausbesuchen in Baesweiler. Natürlich wird Franz-Josef Haselier Daniela Jansen auch dorthin chauffieren. „Wahlkampf macht Spaß“, versichert er.
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