Eifeler Nachrichten, Peter Stollenwerk

Arbeitskampf weg von den Werkstoren

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Dem Aufruf der IG Metall zum Warnstreik folgen fast 130 Mitarbeiter der Firma Ecoclean . Protest außerhalb des Firmengeländes.

Imgenbroich. Ein Schwerpunkt des derzeit laufenden Tarifkonfliktes in der Metall- und Elektroindustrie NRW war gestern auch der Gewerbestandort Imgenbroich. Wie auch schon beim Warnstreik vor drei Wochen unterstützten erneut zahlreiche gewerkschaftlich organisierte Mitarbeiter der Firma Ecoclean aus Imgenbroich durch einen Solidaritäts-Warnstreik die ganztägigen Aktionen in NRW. In Stolberg beispielsweise wurde die Firma Berzelius 24 Stunden lang bestreikt. Einige wenige Ecoclean-Mitarbeiter fuhren am Nachmittag noch mit nach Stolberg zur Unterstützung der dortigen Kollegen.

Knapp 90 Minuten dauerte die am Mittag stattfindende Solidaritätsaktion der Imgenbroicher Ecoclean-Belegeschaft (früher Dürr). Fast 130 Beschäftigte, etwa die Hälfte der dort beschäftigten Arbeitnehmer, beteiligten sich an der Aktion im Anschluss an die Mittagspause.
Mit roten Fahnen und Trillerpfeifen bewegten sich die Streikteilnehmer vom Firmengelände über die Hans-Georg-Weiss-Straße zum etwa 200 Meter entfernten Sportplatzgelände, wo die IG Metall eine Kundgebung organisiert hatte.

Es geht hier nicht um betriebsinterne Angelegenheiten der Firma Ecoclean, sondern um Tarifpolitik.

Wolfgang Fast
IGM-Vertrauensmann und Betriebsratsvorsitzender

Hausverbot erteilt

Im Vorfeld der zweiten Arbeitskampfmaßnahme beim Imgenbroicher Unternehmen hatten sich Gespräche zwischen den Vertretern der IG Metall Aachen und der Ecoclean-Geschäftsführung verhärtet. Die Unternehmensleitung erteilte den Gewerkschaftsfunktionären ein Hausverbot, so dass diese spontan umdenken mussten und die zunächst auf dem Kundenparkplatz vorgesehene Aktion verlegen mussten.

Achim Schyns, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Aachen, bezeichnete dieses Verbot als „deplatziert“. Man hätte gegen diese Maßnahme gerichtlich vorgehen können, „aber wir wollten eine Eskalation verhindern“, sagte Schyns. Deshalb habe man kurzfristig bei der Stadt Monschau eine Genehmigung für die Verlegung der Veranstaltung in den öffentlichen Raum beantragt. Schyns brachte seine Enttäuschung über die Reaktion der Geschäftsführung zum Ausdruck, da die IG Metall vor allem dort aktiv werde, wo Unternehmen gute Arbeitsbedingungen bieten würden. Die hohen sozialen Standards bei der Firma Ecoclean wolle man auch überhaupt nicht in Abrede stellen, fügte Schyns hinzu, der sich gewünscht hätte, dass man die Situation vor Ort streng von den Tarifverhandlungen getrennt hätte.

Wenig Verständnis für den erneuten Solidaritäts-Warnstreik zeigte Ecoclean-Geschäftsführer Michael Förster. „Dass innerhalb kürzester Zeit bei unserer Firma erneut eine Aktion stattfindet, stößt bei uns auf Ablehnung“, begründete er das Hausverbot auf Anfrage der Lokalredaktion. Das Unternehmen sei bekannt für sein hohes Lohnniveau und sein überdurchschnittliches Sozialpaket. Daher habe man die zweite Aktion auch als „Affront“ empfunden und es abgelehnt, der IG Metall eine Plattform zu bieten. Förster: „Da hätte es andere Möglichkeiten gegeben.“

Bei der Kundgebung ging auch Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Fast in seiner Funktion als IG-Metall-Vertrauensmann auf das Thema Hausverbot ein. „Es geht hier nicht um betriebsinterne Angelegenheiten der Firma Ecoclean, sondern um Tarifpolitik“, forderte auch er eine klare Trennung und hob gleichzeitig die gute Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung hervor, deren Fortsetzung er sich auch in Zukunft wünsche. Die Gespräche mit der Geschäftsleitung im Vorfeld der Aktion hätten leider „nicht gefruchtet“. Als IG-Metall-Vertreter habe er aber seiner inneren Stimme folgen müssen.

Wolfgang Fast freut sich „riesig“ über die gute Resonanz beim Warnstreik trotz des schlechten Wetters. Ebenso groß war seine Freude über das Erscheinen einer kleinen Mitarbeiter-Delegation der Firma Junker aus Lammersdorf. „Wir haben leider erst sehr kurzfristig von der Aktion erfahren, sonst wären noch mehr Kollegen gekommen“, erwiderte Betriebsratsvorsitzender Thomas Breidenich.

Als Gast begrüßt wurde auch Erich Horst, der ehemalige und jahrzehntelange Betriebsratsvorsitzende bei der Firma Dürr. Auch ihm war es Anliegen, in Zusammenhang mit dem Hausverbot darauf hinzuweisen, „dass Tarifauseinandersetzungen nie eine Imgenbroicher Angelegenheit waren“. Er hoffe, dass sich in Zukunft die Situation wieder entspanne. „So wie es jetzt ist, hat niemand etwas davon.“

Harter Tarifkampf möglich

Mit Blick auf den Stand der aktuellen Tarifverhandlungen meinte Achim Schyns unter dem Beifall der Anwesenden, dass die bereits auf einem guten Weg befindlichen Gespräche am vergangenen Wochenende gescheitert seien. Nun wolle man seitens der Gewerkschaft zeigen, „dass wir es ernst meinen“. Auch ein unbefristeter Streik sei derzeit nicht ausgeschlossen. Momentan beteiligten sich bundesweit 283 Betriebe an den 24-Stunden-Warnstreiks. „Damit können wir Geschichte schreiben“, sagte Schyns, der einen harten Tarifkampf nicht ausschließen wollte. Der IG-Metall-Bevollmächtigte brachte noch einmal die wesentlichen Forderungen auf den Punkt, die auch weitgehend Unterstützung in der Gesellschaft finden würden. „Die Arbeitgeber hauen uns im Moment alte Kamellen um die Ohren“, schimpfte er. Es sei eine „Provokation“, wenn die Arbeitgeberseite 3,5 Prozent Lohnerhöhung plus 2,1 Prozent mehr Urlaubsgeld anbiete und dies für 27 Monate festschreiben wolle. „Sechs Prozent mehr Lohn und eine Laufzeit von zwölf Monaten sind gerechtfertigt“, erinnerte Schyns an die Kernforderung der Gewerkschaft. „Dafür lohnt es sich, auf die Straße zu gehen“, ermunterte er die Kollegen, den Arbeitskampf fortzuführen.

„Respekt vor Eurer Leistung“, meinte Schyns abschließend zu den Kollegen, die trotz Kälte und Nieselregen der Kundgebung beiwohnten und anschließend mit belegten Brötchen und Kaltgetränken versorgt wurden.

Auch Wolfgang Fast wünschte sich, dass die Motivation zum Abschluss eines verbesserten Tarifabschlusses erhalten bleibe und appellierte an seine Kollegen, „die Diskussion am Arbeitsplatz weiterzuführen“. Dann löste sich die Veranstaltung auf, und die Mitarbeiter kehrten zurück in den Betrieb, wo genug Arbeit wartete.

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