SPD und DGB diskutieren in Aachen über Wege aus der Ungleichheit. NRW-Minister Schmeltzer fordert offene Gehaltsstatistiken.
Aachen. Am 19. März war Equal Pay Day, der auch diesmal an den meisten Menschen unbemerkt vorbeigezogen sein dürfte. Es ist jener Tag im Jahr, bis zu dem Frauen – aufgrund des Lohnunterschiedes zu ihren männlichen Kollegen – rechnerisch umsonst gearbeitet haben. Noch in diesem Jahr will die SPD darum auf Bundesebene den Entwurf für das sogenannte Entgeltgleichheitsgesetz vorlegen. Auch in Aachen diskutierten am Montagabend Mitglieder der nordrhein-westfälischen SPD und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) über diese noch immer bestehende Ungleichheit.
Mit über 22 Prozent weniger Lohn und fast 60 Prozent weniger Rente sei Deutschland im europäischen Vergleich das Schlusslicht, wenn es um die finanzielle Gleichstellung der Geschlechter gehe, so NRW-Arbeits- und Sozialminister Rainer Schmeltzer (SPD). „Darauf kann man nicht stolz sein, und trotzdem ist das für viele noch ein Thema des vergangenen Jahrhunderts.“ Er sprach sich dafür aus, ähnlich wie in skandinavischen Ländern die Gehaltsstatistiken innerhalb der Betriebe offenzulegen.
Etwa in Schweden und Norwegen seien die Gesellschaften weitaus egalitärer aufgestellt, weil diese aufgrund ihrer relativ kleinen Bevölkerungen auf die Arbeitskraft der Frauen angewiesen seien, bestätigte die Aachener SPD-Landtagsabgeordnete Daniela Jansen. „Generell sind Frauen auch oft etwas zu bescheiden und treten zu wenig selbstbewusst auf im Berufsleben“, fügte sie an. Und sie forderte mehr Impulse aus den Betriebsräten, wenn es um Entgeltgleichheit gehe. Gerade zwischen vermeintlichen Männer- und Frauenberufen seien erhebliche Unterschiede feststellbar, obwohl beide ähnlichen Belastungen ausgesetzt seien, beispielsweise beim Bäcker und der Bäckereifachverkäuferin.
DGB-Abteilungsleiterin für Frauen-, Gleichstellungs- und Familienpolitik, Stefanie Baranski-Müller, berichtete von ihren eigenen Erfahrungen. „Ich habe während meines Studiums selbst bei Schlecker gearbeitet und – wie viele Frauen – die Arbeit angenommen, auch wenn ich erst einmal weniger verdient habe.“ Weil Frauen wegen der Familie besonders oft Unterbrüche in ihrem Lebensrhythmus hätten, müsse vor allem die Rückkehr in die Vollzeitbeschäftigung erleichtert werden, forderte sie.
Arbeitsminister Schmeltzer sah indes gute Chancen, in den kommenden Jahren den Arbeitsmarkt bundesweit dahingehend zu reformieren. Mit dem Mindestlohn habe man jetzt „einen Fuß in der Tür“ um für die stärkere Regulierung von Leih- und Zeitarbeitsverträgen sowie für gleiche Entgelte für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu kämpfen. In welchem Maße dies möglich sein wird, hänge allerdings von der Gunst der Wähler ab.
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