Eifeler Zeitung, Peter Stollenwerk

„Die Flächen sind nicht vermehrbar“

Eine als Ausgleichsmaßnahme für die Errichtung von Windrädern angepflanzte Baum- und Strauchgruppe durchzieht den Buhlert. Für Landwirt Frank Ewert wurde damit nicht nur wertvolle Fläche unbrauchbar, sondern auch die Bewirtschaftung erschwert. Foto: P. Stollenwerk
Eine als Ausgleichsmaßnahme für die Errichtung von Windrädern angepflanzte Baum- und Strauchgruppe durchzieht den Buhlert. Für Landwirt Frank Ewert wurde damit nicht nur wertvolle Fläche unbrauchbar, sondern auch die Bewirtschaftung erschwert. Foto: P. Stollenwerk

Schaffung von Ausgleichsmaßnahmen wird auch für Landwirte in der Gemeinde Simmerath immer mehr zum Problem

Simmerath. Ein Satz, den Frank Ewert damals bei seinem Besuch der Landwirtschaftsschule gehört hat, hat sich bei ihm nachhaltig eingeprägt. „Die Flächen sind nicht vermehrbar“, hatte der Dozent festgestellt. Diese einfache, aber nicht von der Hand zu weisende Tatsache hat für den Vollerwerbslandwirt aus Lammersdorf in den zurückliegenden Jahren eine zusätzliche Bedeutung erhalten, weil der 57-Jährige inzwischen selbst immer stärker vom zunehmenden Flächenverbrauch zu Lasten der Landwirte betroffen ist.

Frank Ewert führt einen Grünland- und Milchviehbetrieb (60 Hektar Fläche und 150 Stück Milchvieh). Der kontinuierliche Rückgang der landwirtschaftlichen Flächen hat ihm schon so manche schlaflose Nacht bereitet.

Wie stark ihn das Thema emotional beschäftigt, wurde zuletzt auch in der Sitzung des Simmerather Planungsausschusses deutlich, dem Ewert für die CDU als Mitglied angehört.

Konkreter Anlass war die Thematik der „Ortslagenabgrenzung“ in Witzerath, wo es um die Erschließung von vier neuen Baugrundstücken am Ortsrand ging. Diese Parzellen sind im Flächennutzungsplan der Gemeinde Simmerath als Bauland ausgewiesen. Da es sich um Flächen im Landschaftsschutzgebiet handelt, müssen wegen des Eingriffs in die Natur an anderer Stelle Ausgleichsmaßnahmen erfolgen.

Bei der konkreten Umsetzung dieser Ausgleichsmaßnahme wünschte sich Frank Ewert „etwas mehr Kreativität“.

Täglich 10 Hektar weniger

Als Ausgleich gefordert wird die Anlegung einer Streuobstwiese (13 Bäume) auf einer Fläche von 2270 Quadratmetern sowie die Neuanpflanzung einer Rotbuchen-Landschaftshecke auf einer landwirtschaftlich genutzten Grünland-Parzelle. Diese Hecke nun durchschneidet gemäß Planzeichnung eine Fläche, die ein Landwirt gepachtet hat. Kommt es zu dieser Ausführung, die selbstverständlich dem Eigentümer überlassen ist, dann macht die neue Hecke die Bewirtschaftung der Fläche jedoch nicht gerade einfacher.

Der kontinuierlich zunehmende Flächenverbrauch beträgt laut Angaben des Umweltministeriums derzeit rund zehn Hektar pro Tag in NRW. Das entspricht einer Fläche von rund zehn Sportplätzen. Laut Umweltminister Remmel soll dieser Verbrauch langfristig auf fünf Hektar gesenkt werden.

Frank Ewert weiß, dass er einen fast aussichtslosen Kampf führt, zumal er der Simmerather Verwaltung auch keinen Vorwurf machen möchte, „die letztlich gezwungen ist, die Vorschriften umzusetzen“.

Auch unterstütze er die Entwicklungsabsichten der Gemeinde im Hinblick auf eine Stabilisierung der Zukunft, aber er habe Zweifel daran, ob die Ausweisung neuer Gewerbegebiete überhaupt noch erforderlich sei. Es geht ihm aber nicht nur um die versiegelten Flächen. Bei der Schaffung von Ausgleichsflächen werde die landwirtschaftliche Nutzung ebenfalls in erheblichem Maße verdrängt. „Warum müssen für solche Maßnahmen ausgerechnet wertvolle landwirtschaftliche Nutzflächen geopfert werden?“, fragt sich Ewert. „Wenn uns immer mehr Flächen weggenommen werden, dann wird es eng für einige Betriebe“, spricht er auch im Sinne der insgesamt in der Gemeinde Simmerath noch tätigen etwa zwei Dutzend Vollerwerbsbetriebe.

Andererseits würden die Auflagen des Umweltministeriums immer höher, indem weniger Vieh pro Hektar gehalten werden dürfe und auch der Nährstoff-Eintrag bei der Düngung verringert worden sei. Ewert: „Vor diesem Hintergrund braucht der Landwirt eigentlich mehr Flächen.“

Dass Frank Ewert für die Errichtung eines Windrades an der Jägerhausstraße vor rund 25 Jahren einen Ausgleich erbringen musste, hat er klaglos hingenommen, dass er aber jetzt für den Abbau und die Neuerrichtung an gleicher Stelle erneut eine Ausgleichsmaßnahme leisten musste, kann er nicht nachvollziehen. Auch vor den Folgen des zur Umsetzung anstehenden neuen Windparks Lammersdorf warnt Ewert. Derzeit werde ein Vorschlag, dass als Ausgleichsmaßnahme sechs Hektar Wiesen am Rurufer bei Hammer aus der landwirtschaftlichen Nutzung entfernt werden sollen, geprüft. Auch hier fordert Ewert „mehr Kreativität“ ein, denn den Grundgedanken der Ausgleichsmaßnahmen kann er eigentlich nachvollziehen.

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