Claudia Moll ist Altenpflegerin und Direktkandidatin der SPD. Die Eschweilerin setzt auf Bildung, Strukturwandel, Arbeit und Rente.
Städteregion. Urlaub hat sie in diesem Jahr noch nicht gemacht. Vom Meer kann sie derzeit nur träumen. Der Wahlkampf geht vor. Claudia Moll will in den Bundestag. „Die SPD wollte eine Arbeiterin als Kandidatin. ,Könnt ihr haben!‘, hab‘ ich gesagt.“ Die 48-jährige Eschweilerin, die seit zwei Jahrzehnten der SPD angehört, kennt als examinierte Altenpflegerin das Leben auch von seinen oft nur schwer zu ertragenden Seiten. Jahrlang hat sie mit Menschen gearbeitet, die am Rand der Gesellschaft leben. „Leute, die nie erfahren hatten, ernstgenommen oder respektvoll behandelt zu werden.“ Sie hat bittere Armut kennengelernt, kennt die Sorgen und Probleme Alleinerziehender, ihren Kampf mit Ämtern und Bürokratie. Und kann den Spruch „Uns geht‘s doch gut!“ nicht mehr hören. „Ich kenne etliche Leute, die sich notwendige Medikamente einfach nicht leisten können – das ist unvorstellbar!“
Claudia Moll
Direktkandidatin der SPD
Menschen, denen sie ihre großen politischen Themen nahebringen will.
Pflege ist eines davon. „Jeder spricht vom Pflegenotstand, jeder betont, was da geleistet wird – aber keiner kümmert sich ernsthaft um Verbesserungen. Dabei ist das nicht nur eine Sache der Bezahlung, sondern auch der Eignung und insgesamt besserer Bedingungen. Mit der fixen Umschulung Arbeitsloser zu Pflegekräften ist da nichts gewonnen“, sagt die Frau, die vor ihrem Staatsexamen eine dreijährige Ausbildung absolviert hat. Bildung, regionaler Strukturwandel, Arbeit und Rente sind ihre weiteren Themen.
Eins bedingt das andere. „Es kann nicht angehen, dass Rentner arbeiten gehen müssen, um nicht zum Sozialfall zu werden“, sagt sie. Ein weiteres Thema: die fortschreitende Digitalisierung, „Ich habe etwas Angst, dass gerade die einfachen Arbeitsplätze dadurch untergehen.“
Ihre Aussichten, gewählt zu werden, schätzt die Dürwisserin als „gut“ ein. „Helmut Brandt hat doch für die Region nichts gebracht“, kritisiert sie ihren CDU-Gegenkandidaten. „Der Propsteier Wald zum Beispiel ist immer noch nicht geöffnet. Und was wäre der für eine Bereicherung für die Region!“ Entsprechend sieht Claudia Moll auch die viel zitierte Politikverdrossenheit etwas differenzierter: „Wir haben keine Politik-, sondern eine Abgeordnetenverdrossenheit!“ Gerade die Jugend sei politisch sehr interessiert.
Dass die Arbeit im Bundestag für einen Neuling kein Wunschkonzert ist, ist Claudia Moll klar. „Aber die sollen mir zumindest gefälligst zuhören!“
Sollte es mit der Wahl allerdings nicht klappen, „geht das Leben weiter. Aber ich wäre sicher traurig, alleine schon für die Menschen, die mich begleiten und eine Menge Zeit und Energie investieren. Also will ich gewinnen! Nicht für mich als Person, sondern für alle!“
Nicht nur ihr Wahlkampfteam, auch ihre Familie (Ehemann Michael ist Elektrotechniker, Tochter Jennifer Erzieherin und Tochter Christiane Rettungsassistentin) steht voll hinter dem Engagement der Frau, die in ihrer knappen Freizeit gerne Schwedenkrimis liest, lieber Queen als Helene Fischer hört, als Schwester des Eschweiler Ex-Prinzen Marco (Zimmermann) jecke Tön aus dem Effeff beherrscht und morgendliche Runden mit ihrem Hund über den dann stillen Dürwisser Trimmpfad genießt. „Seit 30 Jahren haben mein Mann und ich immer alles gemeinsam entschieden. Der hat nur einmal rigoros Nein gesagt: als ich auf Kreta Esel befreien wollte.“
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