In Kesternich kann auch im kommenden Jahr eine Eingangsklasse gebildet werden. Sinkende Zahlen machen den Erhalt schwer.
Simmerath. An der Grundschule in Kesternich kann auch im kommenden Jahr eine Eingangsklasse gebildet werden. Dafür ist aber wichtig, dass die Eltern auch weiterhin ihre Kinder dort und nicht an einer anderen Schule anmelden. Dies würde der Politik Zeit geben, eine Lösung für den dauerhaften Erhalt der Schule zu finden.
Das Problem sind die sinkenden Schülerzahlen und die Vorschriften durch das Schulgesetz NRW. Demnach können Grundschulen mit weniger als 92 Schülern nur als Teilstandorte geführt werden. Aber auch für einen Teilstandort sind immer noch mindestens 46 Schüler nötig, sonst droht die Schließung. In Kesternich wurde die Grenze von 92 Schülern letztmalig im Schuljahr 2010/2011 überschritten. Aktuell werden dort 75 Schüler unterrichtet. Da die Zahlen weiter sinken, wird zum Schuljahr 2019/2020 sogar die Grenze von 46 Schülern unterschritten. Auch in Steckenborn sinken die Schülerzahlen und würden im Schuljahr 2019/2020 mit 98 Schülern nur noch knapp über der Grenze von 92 Schülern liegen.
Infoveranstaltung für Eltern
Auf der Suche nach Lösungen für dieses Problem hat es Gespräche zwischen der Gemeindeverwaltung, Schulamtsdirektorin Renate Katz und den Schulleitungen gegeben. Dabei war auch noch zu berücksichtigen, dass nach den Sommerferien ein Schulleiterwechsel an der Grundschule Steckenborn stattgefunden hat. Heike Bittner, bis dahin Leiterin der Grundschule Kesternich, wechselte nach Steckenborn und wurde gleichzeitig für einen befristeten Zeitraum beauftragt, die Schule in Kesternich weiter zu leiten.
Außerdem gab es am 29. Oktober eine Informationsveranstaltung für die Eltern. Dort wurden den Eltern die rechtlichen Grundlagen, die zu erwartenden Schülerzahlen und die möglichen Auswirkungen vorgestellt.
In einer Sondersitzung des Generationen-, Schul- und Sozialausschusses wurden den Mitgliedern am Donnerstagabend die von der Schulaufsicht, Schulleitung und Verwaltung favorisierte Lösung vorgestellt. Demnach würde zum Schuljahr 2015/16 letztmalig in Kesternich eingeschult. Im Schuljahr 2016/17 würde dann dort keine Eingangsklasse mehr gebildet. Da mit zehn Schülern keine Eingangsklasse gebildet werden kann (nötig sind mindestens 15), würden diese an der Grundschule Steckenborn eingeschult. Zum Schuljahr 2017/18 würden dann alle Schüler aus Kesternich mit ihren Lehrern nach Steckenborn wechseln und der Standort in Kesternich aufgelöst werden.
In der Informationsveranstaltung für die Eltern wurde von diesen der Wunsch geäußert, die Grundschule Kesternich auch über das Schuljahr 2017/18 hinaus fortzuführen. Dazu wurde vorgeschlagen, gegebenenfalls Kinder aus Rurberg, Woffelsbach oder Dedenborn in Kesternich zu unterrichten. Diskutiert wurde auch die Möglichkeit jahrgangsübergreifenden Unterrichts. Außerdem merkten die Eltern an, dass der Ort durch den Wegfall der Grundschule an Attraktivität für junge Familien verlieren würde. Außerdem solle man bedenken, dass der Ort durch Neubaugebiete und den Verkauf von Grundstücken eventuell neue Familien hinzugewinnen würde und damit die Schülerzahlen in den kommenden Jahren steigen könnten. Einvernehmen bestand darin, dass man das Anmeldeverhalten der Eltern im kommenden Jahr abwarten müsse, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen werden kann.
Im Ausschuss wurde lange diskutiert, denn am Ende sollte ein einstimmiger Beschluss stehen. Zwei Stunden lang näherten sich CDU und SPD langsam an, um nach einer Sitzungsunterbrechung schließlich doch noch einen gemeinsamen Nenner zu finden. Während die SPD unbedingt eine Formulierung im Beschlussvorschlag sehen wollte, in der man sich für den Erhalt aller Grundschulen ausspricht, wollte die CDU keine Versprechungen machen, die sie aufgrund gesetzlicher Vorschriften vielleicht später nicht halten könne. Allen gemeinsam ist, dass sie den Standort in Kesternich möglichst lange erhalten wollen.
Das betonte auch Bernd Goffart (CDU) und appellierte an die Eltern, ihre Kinder weiter in Kesternich anzumelden, damit 2015/16 noch eine Eingangsklasse gebildet werden kann, verbunden mit der Hoffnung, dass die Schülerzahlen in den Jahren danach doch noch steigen oder eine andere Möglichkeit gefunden wird, die Grundschule zu erhalten.
SPD fordert klares Signal
Franz-Josef Hammelstein (SPD) war es wichtig, ein klares Signal an die Eltern zu geben und sich für den Erhalt des Standortes auszusprechen, da viele Eltern sich sonst möglicherweise schon frühzeitig für eine andere Schule entscheiden und damit alle Hoffnungen zunichte machen würden. Er schlug vor, die Grundschule Kesternich als Teilstandort der Grundschule Simmerath dauerhaft zu erhalten. „Das passt doch zusammen – auch städtebaulich“, sagte Hammelstein.
Darüber habe die CDU auch lange nachgedacht. „Das ist nicht das Ei des Kolumbus. Sie können niemanden zwingen, aus Simmerrath nach Kesternich zu gehen“, antwortete Goffart. Selbst wenn Eltern aus Simmerath ihre Kinder in Kesternich anmelden würden, bliebe es bei zwei Klassen pro Jahrgang in Simmerath, für eine weitere Klasse würde die Bezirksregierung aber keine zusätzliche Lehrkraft bereitstellen.
Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns vermisste mit Blick auf die Grundschule in Steckenborn eine langfristige Lösung oder Perspektive der SPD. „Leider sind die Zahlen so, wie sie sind. Außerdem können wir nicht allein entscheiden, sondern müssen uns an die Vorgaben der Bezirksregierung halten“, erklärte Hermanns.
Stephan Kaever (SPD) sprach sich dafür aus, möglichst alle Grundschulen zu erhalten, wenn nötig eben über Teilstandorte. Zusätzliches Lehrpersonal könne auch im Rahmen der Inklusion bereitgestellt werden.
Ulrich Offermann (CDU) erinnerte an die Aussagen von Schulamtsdirektorin Renate Katz, wonach ein Teilstandort nur genehmigt werde, wenn die Aussicht auf mehr Kinder bestünde. „Die Eltern müssen mitmachen, keiner darf verloren gehen. Jedes Kind aus Einruhr, das wegfällt, lässt die Sache platzen. Wir müssen für die Schule werben, aber die Anmeldezahlen abwarten“, sagte Offermann.
Wünsche von CDU und SPD
Gisela Kampshoff-Enderle (Grüne) erinnerte daran, dass sich alle einig waren, möglichst alle Standorte zu erhalten. Jetzt gebe es aber neue Realitäten. „Wir müssen sehen, was machbar ist und dürfen dabei die demografische Entwicklung nicht ignorieren“, sagte sie.
Nach einer langen Diskussion einigten sich die Ausschussmitglieder schließlich, die Auswirkungen des Schulgesetzes zur Kenntnis zu nehmen und zum Schuljahr 2015/16 in Kesternich eine Eingangsklasse einzurichten, sofern die Anmeldezahlen das ermöglichen.
Auf Wunsch der SPD wurde die Formulierung aufgenommen, dass der Ausschuss begrüßen würde, wenn alle vier Standorte erhalten bleiben. Auf Wunsch der CDU wurde aufgenommen, dass die Verwaltung beauftragt wird, mit der Schulamtsdirektorin und der Schulleitung zu prüfen, ob und wie eine Fortführung des Standortes Kesternich möglich ist.
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