Bürgermeister und Ortsvorsteher setzen in der Diskussion um eine mögliche Norma-Ansiedlung in Lammersdorf auf die Fakten
Lammersdorf. Eine aufgeheizte und emotionale Stimmungslage kennzeichnet die aktuelle Diskussion um die mögliche Ansiedlung eines Norma-Discounters auf dem Dorfplatz (Otto-Junker-Platz) in Lammersdorf. Die erste Meinungsumfrage läuft seit Dienstagnachmittag (siehe weiteren Bericht auf dieser Seite), aber auch viele Spekulationen sind im Umlauf.
In dieser Situation sehen Simmeraths Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns und Ortsvorsteher Franz-Josef Hammelstein den Zeitpunkt gekommen, um die Diskussion zu beruhigen, zu versachlichen, die Faktenlage über einen möglichen Teilverkauf der Fläche in den Blickpunkt zu rücken und verschiedene Vorwürfe zurückzuweisen.
Vor- und Nachteile abwägen
„Es gibt noch keine verbindliche Planung“, versicherte am Dienstag Bürgermeister Hermanns und appellierte an die Lammersdorfer Bevölkerung, sich „nicht vorschnell an einer Meinungsumfrage zu beteiligen, ehe die Planung nicht vollständig bekannt ist“.
Auch Ortsvorsteher Hammelstein warnt davor, sich zum jetzigen Zeitpunkt festzulegen. Es gehe bei der Anfrage von Norma „um eine große Entwicklungschance für den Ort“, über die am Ende aber „die Lammersdorfer Bürger zu entscheiden haben“.
Die Ansiedlung eines Discounters auf der jetzigen Zeltaufstellfläche biete viele Vorteile, aber auch Nachteile, die es abzuwägen gelte. Nicht in Betracht aber komme für den Discounter ein alternativer Standort wie in der jetzt gestarteten Meinungsumfrage suggeriert werde. „Norma möchte nur auf dem Dorfplatz oder gar nicht in Lammersdorf bauen“, betont Franz-Josef Hammelstein. Diese Alternativlosigkeit des Standortes, ergänzt Karl-Heinz Hermanns, habe das Unternehmen am Morgen noch einmal bestätigt.
Norma hatte unmittelbar nach dem Beschluss über die Erschließung des Baugebietes Hasselfuhr mit 80 Wohneinheiten gegenüber dem Dorfplatz sein Ansiedlungs-Ersuchen bei der Gemeindeverwaltung eingereicht, um an zentraler Stelle das steigende und auch überörtliche Einkaufspotenzial auszuschöpfen. Nachdem Gespräche der Verwaltung mit der Firma Junker die Möglichkeit eröffneten, auf dem Betriebsgelände unterhalb der Wagenhalle einen alternativen Zeltstandort zur Verfügung zu stellen, war für den Bürgermeister der Weg frei für Verhandlungen.
Die anschließende Infoveranstaltung im Rathaus unter Beteiligung des Ortskartells, der Vertreter von 14 Ortsvereinen und der Ratsvertreter habe allein dazu gedient, frühzeitig eine Rückmeldung aus den Reihen der Vereine, insbesondere von Seiten des Karnevalsvereins, zu erhalten, betont der Bürgermeister, der eine breite Zustimmung zu den Norma-Plänen aus diesem Gespräch mitnahm.
In einem nächsten Schritt, am Mittwoch, 20. September, folgt nun die Bürgerinformation. „Vorher wird es keinerlei Festlegungen über den Grundstücksverkauf geben“, versichert der Bürgermeister. Ohnehin entscheide darüber der Gemeinderat, der sich am Votum der Lammersdorfer Volksvertreter orientieren werde. Die Infoveranstaltung diene dazu, über den zu diesem Zeitpunkt aktuellen Stand des Verfahrens zu berichten.
Ortsvorsteher Franz-Josef Hammelstein findet zwar, dass man darüber streiten könne, ob der Informationsfluss ideal gelaufen sei, aber von „Klüngel“ könne keine Rede sein. Sein oberstes Ziel sei es, „die Bevölkerung auf dem Laufenden zu halten, denn am Ende müssen die Lammersdorfer entscheiden“. Neben den kritischen Stimmen habe er auch viel Zustimmung zu der Planung vernommen.
Ortsvorsteher und Bürgermeister sind sich darin einig, dass ein Teil des Otto-Junker-Platzes für dörfliche Aktivitäten erhalten bleiben muss, ebenso auch ausreichend Grünfläche.
Franz-Josef Hammelstein
Ortsvorsteher Lammersdorf
Für das „Filetstück“ in Lammersdorf erwarte die Gemeinde einen angemessenen Verkaufspreis, sagt Hermanns. In diesem Zusammenhang weist der Bürgermeister Behauptungen zurück, dass der Verkaufserlös der Finanzierung des Kreisverkehrs an der Einmündung Im Pohl/Kirchstraße dienen solle. Dieser Kreisverkehr werde unabhängig von der weiteren Nutzung des Dorfplatz errichtet. Bauherr ist der Landesbetrieb Straßenbau, die Gemeinde Simmerath muss einen Eigenanteil leisten. Diese Planung ist inzwischen beschlossene Sache. Von allen Ratsfraktionen sei in diesen Tagen ein entsprechender Dringlichkeitsbeschluss unterzeichnet worden, sagt Hermanns, der insbesondere das Engagement der Lammersdorfer Ratsvertreter hervorhebt, die sich intensiv in den Informationsprozess einbinden würden.
Was das Meinungsbild in der Bevölkerung betrifft, ist sich Ortsvorsteher Franz-Josef Hammelstein noch nicht über das konkrete Vorgehen im Klaren, wie ein belastbares Votum ermittelt werden kann. „Vielleicht machen wir an einem Sonntag mal eine Ja-Nein-Abfrage.“ Schließlich gibt es auch Stimmen im Ort, die sich mit einem anderen Anbieter als Norma eher anfreunden könnten. Auch in diesem Punkt möchten Hermanns und Hammelstein die Bedenkenträger beruhigen. In der vorigen Woche besichtigte eine Abordnung zwei Norma-Märkte der neuen Generation in Grafschaft und Flamersheim. Das neue Konzept, so das übereinstimmende Fazit, sei überzeugend gewesen.
Die Discounter-Kette plant in Lammersdorf eine Filiale mit entweder 800 oder 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche und 67 Parkplätzen. Das Gebäude dürfte rund 60 Meter lang werden.
Kapelle und Wartehalle sollen weichen und auch Norma-Filiale in Simmerath
Karl-Heinz Hermanns
Bürgermeister Simmerath
Rund um die geplante Norma-Ansiedlung gibt es bereits eine Reihe von Gedankenspielen zur künftigen Funktion des Dorfplatzes Lammersdorf. Die Kapelle, die zentral auf dem Platz steht, muss versetzt werden, während der Brunnen seinen Platz behält. Die überdimensionierte Wartehalle soll mitsamt der integrierten Toilettenanlage abgerissen werden, die ohnehin nur an wenigen Tagen im Jahr geöffnet hat. Als Ersatz soll eine funktionelle und zeitgemäße Toilettenanlage errichtet werden.
Die Zufahrt zum Norma-Parkplatz soll nur von der Kirchstraße aus (etwa gegenüber der Metzgerei Genter) erfolgen. Die Parksituation auf dem Dorfplatz soll neu geregelt werden. Hier soll die Parkzeit begrenzt werden. Das gilt auch für den Norma-Parkplatz, der an zwölf Monaten im Jahr offen bleiben muss. Vom Norma-Parkplatz aus sollen die Schulkinder künftig die Möglichkeit haben, über einen Fußweg das Schulgelände zu erreichen.
Es soll auch überlegt werden, wo ersatzweise für den Dorfplatz in Lammersdorf eine P+R-Möglichkeit beziehungsweise ein Wanderparkplatz angeboten werden kann.
Die Warenanlieferung soll von der rückwärtigen Seite (Spielplatz) erfolgen, um die Lärmbelästigung möglichst gering zu halten. Eine zusätzliche Lärmbelästigung für die Schule wird nicht gesehen, da die Parkplätze seitlich vor dem Gebäude in Richtung Dorfplatz angelegt werden sollen.
Sollte das Projekt in Lammersdorf auf dem Dorfplatz umgesetzt werden (frühester Zeitpunkt wäre 2019) wird Norma seine Filiale in Simmerath schließen, da diese vom Qualitätsstandard nicht mehr ins Bild der veränderten Marktstrategie des Discounters passt.
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