Schulverband Nordeifel möchte der Abwanderung von Schülern mit mehr Information und einem guten Angebot entgegenwirken
Simmerath. Bemerkenswerte 34 Kinder und Jugendliche der Klassen sechs bis neun sind im noch laufenden Schuljahr von allen Schulformen und Schulen der Umgebung zum Sekundarschulstandort Simmerath gewechselt, weitere Anträge liegen vor. Dadurch ist die Schule in Simmerath ab Klasse acht mittlerweile vierzügig. 65 Kinder mit dem unterschiedlichsten Förderbedarf werden hier laut Schulleiterin Ursula Mertens tagtäglich „mit viel Fingerspitzengefühl und großem Engagement“ geführt, betreut und auf einen Abschluss vorbereitet. Und bei den jüngsten Lernstandserhebungen schnitt die Sekundarschule Nordeifel im Vergleich mit allen Schulen der Sekundarstufe I in NRW mit „sehr gut“ ab. Doch trotz dieser vielen positiven Fakten kämpft die noch junge Bildungseinrichtung knapp fünf Jahre nach ihrer Gründung immer noch mit einem Imageproblem und daraus resultierend vor allem mit zu wenigen Anmeldungen für Klasse fünf. Denn wenn es darum geht, das eigene Kind nach der Grundschule auf einer weiterführenden Schule anzumelden, dann entscheiden sich nach Meinung des Schulverbandes immer noch zu viele Eltern für eine Schule außerhalb des Verbandes oder melden den Sprössling trotz eingeschränkter oder gar fehlender Gymnasialempfehlung „lieber erstmal für das Gymnasium an“, wie nun in der Verbandsversammlung des Schulverbandes Nordeifel bedauert wurde.
Ein Patentrezept gegen die niedrigen Anmeldezahlen für die fünfte Klasse und gegen das hemmungslose Abwerben besonders der Schulen aus dem Nachbarkreis Euskirchen hatte die Versammlung am Montagabend im Simmerather Rathaus nicht. Letzteres betrifft im Übrigen auch die anderen Schulen im Verband und im Verbandsgebiet, wie Uli Kühn (CDU) beim Blick auf das Wahlverhalten der Eltern feststellte: „Gymnasialkinder aus Steckenborn gingen früher zumeist zum Gymnasium Vossenack oder nach Monschau; jetzt wechseln 16 nach Schleiden“, bedauerte Kühn, selbst Lehrer am Franziskus-Gymnasium. „Wir müssen den Eltern einfach zeigen, dass ihre Kinder an unseren Schulen gut aufgehoben sind. Und zwar nicht in riesengroßen Werbeanzeigen, sondern durch das, was wir leisten“, sprach Dr. Bernd Gotzen, Direktor des Sankt-Michael-Gymnasiums, für seine Schulleiterkolleginnen und -kollegen.
Dr. Bernd Gotzen
Direktor des Sankt-Michael-Gymnasiums
Der Blick auf das Wahlverhalten der Eltern sei aus Sicht des Schulverbandes „besorgniserregend“, sagte Monschaus Bürgermeisterin Margareta Ritter, die zu Beginn der Versammlung für weitere zwei Jahre zur Verbandsvorsteherin gewählt worden war. Ziel des Schulverbandes sei immer gewesen, dass „möglichst alle Kinder aus dem Verbandsgebiet hier auch nach der Grundschule eine weiterführende Schule besuchen“, erinnerte Ritter. Nach der Abwanderung aus dem Rurtal und dann aus dem Simmerather Raum würden aber nun auch Kinder aus dem Stadtgebiet Monschau künftig täglich nach Schleiden fahren statt nach Simmerath oder zur Haag.
„Es ist auch ein strukturelles Problem“, sagte Ursula Mertens. Für manche Eltern sei die Sekundarschule in Simmerath schon deshalb mehr Haupt- als Realschule, weil sie in der früheren Hauptschule untergebracht sei, so die Schulleiterin. Dieses Problem trete am Standort Kleinhau so deshalb nicht auf. Auch hingen viele Eltern noch am Begriff Realschule und am dreigliedrigen Schulsystem, was mit der Anmeldung zum Ausdruck gebracht werde.
Störfeuer statt Unterstützung
In dieser schwierigen Gesamtsituation kam in dieser Woche seitens der Städteregion Aachen statt Unterstützung ein weiteres Störfeuer hinzu. Wie berichtet, empfahl der dortige Schulausschuss erst nach langer Debatte und knapper Abstimmung, die Sekundarschule für ein weiteres Jahr mit dem Zuschuss zu den Betriebskosten zu unterstützen. „Dieser Zuschuss geht auf eine alte Vereinbarung zwischen dem ehemaligen Kreis Aachen und der Stadt Monschau als Trägerin der Realschule zurück, die dann auch auf die Städteregion überging“, erläuterte Karl-Heinz Hermanns. Auch bei der Gründung der Sekundarschule habe man diese Vereinbarung übernommen, doch werde sie nun von Teilen der Politik und im Zuge der Spardiskussion bei der Städteregion angezweifelt, weil es sich nicht mehr um eine reine Realschule handele, so der Verbandsvorsitzende. „Den Vorwurf, wir hätten nicht die nötige Kostenaufstellung und Bedarfsplanung geschickt, weise ich zurück“, übte Hermanns Kritik und stellte fest: „Mag sein, dass die Sekundarschule formaljuristisch nicht die Nachfolgerin der Realschule ist. De facto ist sie das aber.“ Margareta Ritter sprach von einer „Entledigungsdiskussion“, und Micha Kreitz (CDU) hatte „keine Sternstunde der Städteregionspolitik“ erlebt, wenn man dort ernsthaft überlege, sich aus einer klassischen Aufgabe herauszustehlen. Auch Karl-Heinz Hermanns warnte davor, durch die Kürzung die Sekundarschule in ihrer Existenz zu bedrohen: „Wenn wir die Schule schließen müssen, ist die Städteregion in der gesetzlichen Pflicht, für ein entsprechendes Schulangebot in der Eifel zu sorgen.“
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