„Abstrichzentrum“ in Eschweiler soll Ärzte und Krankenhäuser in Städteregion entlasten. Test nur mit Anmeldung.
ESCHWEILER/AACHEN Seit einer Woche sitzen die Krisenstäbe von Stadt Aachen und Städteregion zusammen, um Vorkehrungen zu treffen gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Bislang wurden sechs Schulen geschlossen und eine Kita. In den Krankenhäusern wurde teilweise das Besuchsrecht eingeschränkt. 24 Menschen, davon mindestens sieben aus Aachen selbst, sind positiv auf das Virus getestet worden. Dass es dabei nicht bleiben wird, kann man sich in der Erkältungszeit und bei der Übertragbarkeit des Erregers durchaus denken.
Ganz neue Situation
„Wir hatten schon Krisenstäbe wegen Hochwasser und wegen Stürmen. Aber das jetzt mit Corona, das ist eine Situation, die wir noch nicht hatten“, sagt Jürgen Wolff, Leiter der Aachener Feuerwehr. Und trotz der ungewohnten Situation zeigen sich die Vertreter von Stadt und Städteregion betont ruhig, als sie eine erste Bilanz ziehen. „Wir haben sehr schnell festgestellt, dass es sinnvoll ist, die beiden Krisenstäbe von Stadt und Städteregion zusammenarbeiten zu lassen“, sagt Marcel Philipp, Oberbürgermeister der Stadt Aachen. Dass diese Zusammenarbeit sich bewährt hat, betont auch Städteregionsrat Tim Grüttemeier: „Wir sitzen zweimal am Tag zusammen, arbeiten sehr eng und sehr vertrauensvoll zusammen, die Arbeitsatmosphäre ist sehr angenehm.“
Und nur in dieser engen Zusammenarbeit ist es möglich gewesen, eine Einrichtung zu etablieren, die die Krankenhäuser und Arztpraxen in der Städteregion deutlich entlasten soll: das sogenannte „Abstrichzentrum“ in Eschweiler. Was das ist, erklärt Monika Gube, Leiterin des städteregionalen Gesundheitsamts: „In diesem Zentrum werden wir Menschen, die als Kategorie-I-Kontakt gelten, auf das Virus testen lassen.“ Wer also mindestens 15 Minuten lang direkten Kontakt zu einer Person hat, die sich mit dem Coronavirus infiziert hat, und – ganz wichtig – selbst Krankheitssymptome aufweist, kann sich in Eschweiler testen lassen.
In dem Zentrum, in dem am Mittwoch um 13 Uhr drei Test-Teams die Arbeit aufgenommmen haben, können täglich bis zu 400 Personen auf Corona getestet werden. „Dreimal täglich werden dann die Tests mit einem Expressfahrzeug zu einem Labor nach Köln gebracht“, sagt Michael Ziemons, Gesundheitsdezernent der Städteregion. „Und dieses Labor hat uns versprochen, zu jedem einzelnen Test in spätestens 24 Stunden eine Rückmeldung geben zu können.“ Ganz wichtig: Nur Menschen, die einen bestätigten Termin haben, werden in Eschweiler getestet. „Alle Menschen, die getestet werden wollen, müssen vorher die neue Telefonhotline 0241/5198-7500 anrufen. Man kann also nicht einfach zum Abstrichzentrum kommen. Und auch mit der Überweisung eines Arztes muss man vorher die Hotline anrufen“, erklärt Michael Ziemons. Vor Ort werde ein Ordnungsdienst eingesetzt, der ausdrücklich nur Personen mit einem Termin von der Hotline in das Gebäude lasse.
Durch dieses Zentrum hoffen die Verantwortlichen, dass Ärztinnen und Ärzte und das Personal in den Krankenhäusern sich wieder mehr auf die Behandlung ihrer Patienten konzentrieren können. In diesem Zusammenhang erklärt Aachens OB Marcel Philipp noch einmal, warum man sich entschieden hat, Stationen in Krankenhäusern nicht zu schließen, auch wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter an Corona erkrankt ist.
Neben dem bekannten Fall auf der Frühchen-Intensiv-Station im UKA gibt es mittlerweile einen weiteren Fall in einer „kritischen Einrichtung“ in einem Krankenhaus der Region. Nun ist auch das städteregionale Rhein-Maas-Klinikum in Würselen betroffen. Laut Tim Grüttemeier gibt es einen bestätigten Corona-Fall beim medizinischen Personal der dortigen Intensivstation. Die Betroffene sei in häuslicher Quarantäne. Auf der Intensivstation laufe der Betrieb weiter. Bei anderen Mitarbeitern seien keine Symptome aufgetreten. In solchen Intensivbereichen seien die Vorsichtsmaßnahmen ohnehin deutlich höher als auf normalen Stationen.
Ein Fall beim Straßenverkehrsamt
Einen bestätigten Corona-Fall gibt es zudem bei der Städteregionsverwaltung selber. Genauer gesagt im Straßenverkehrsamt. Auch hier sei häusliche Quarantäne angeordnet worden. Auch direkte Kontaktpersonen sollen in 14-tägige Quarantäne. Kunden sind laut Grüttemeier nicht betroffen. Die Kundenkontakte seien alle unterhalb der sogenannten 15-Minuten-Direktkontakt-Schwelle gewesen.
Genauso wie bislang wollen die beiden Krisenstäbe mit eventuellen Schul- und Kita-Schließungen verfahren. „Immer, wenn wir einen bestätigten Fall in einer Einrichtung kennen, werden wir gegebenenfalls eine Schließung veranlassen“, betont Tim Grüttemeier. So ist die Kita Biberburg in Alsdorf-Hoengen aufgrund der Erkrankung einer Erzieherin bis zum 8. März geschlossen, ebenso das Heilig-Geist-Gymnasium in Würselen. „Wir werden rechtzeitig vor dem Wochenende kommunizieren, wie wir mit den aktuell geschlossenen Einrichtungen in der kommenden Woche verfahren“, betont Tim Grüttemeier.
Ansonsten hoffen die Krisenstäbe auf die Mithilfe der Bevölkerung: „Wir raten dringend davon ab, Menschen in Altenheimen zu besuchen, wenn es nicht zwingend notwendig ist“, betont Monika Gube. Denn anders als junge Menschen vertragen alte Menschen das Virus sehr schlecht. Sorge, dass zentrale Einrichtungen ausfallen, bestehe nicht, sagt Markus Kremer, der für Personal zuständige Beigeordnete der Stadt Aachen. Alle Einrichtungen, allen voran der Rettungsdienst, werden ihre Arbeit aufrechterhalten können.
I N F O
Das sind die verschiedenen Hotlines
Wer sich im Abstrichzentrum testen lassen will, muss zwingend vorab unter 0241/51987500 anrufen. An der Hotline wird zunächst abgeklärt, ob der Anrufende eine Kontaktperson der „Kategorie I“ ist, und ob der Anrufende entsprechende Krankheitssymptome hat. Sind beide Bedingungen erfüllt, bekommt man eine Einladung ins Abstrichzentrum per E-Mail. Ganz wichtig: Ohne Termin wird niemand ins Gebäude gelassen.
Für allgemeine Informationen rund um das Coronavirus, allerdings nicht für eine persönliche medizinische Beratung, gibt es täglich von 7 bis 21 Uhr die Corona-Info-Hotline unter 0241/510051.
An den Werktagen ist die Behördenrufnummer 115 freigeschaltet, außerdem die Hotline des Gesundheitsministeriums unter 0211/8554774.
Die hausärztlichen Bereitschaftsdienste sind unter 116117 zu erreichen.