Steckenborn. In guter Absicht, dem Gemeinwohl zu dienen und zur finanziellen Entspannung der Simmerather Haushaltssituation beizutragen, hatten die politischen Vertreter des Ortes Steckenborn gehandelt, als sie im Gemeinderat mit beschlossen hatten, dass die Gemeinde sich von vier ihrer insgesamt 31 Spielplätze trennen sollte. Auf der Streichleiste befand sich auch der Spielplatz am Steckenborner Dorfplatz.
Dieser Beschluss aber sorgte in der Bevölkerung für Emotionen und Gegenwind, so dass das Ortskartell die Frage „Spielplatz-Rückbau oder Spielplatz-Erhalt?“ nun zum Thema einer Dorfversammlung machte. Bei dieser Zusammenkunft zeichnete sich ein klares Bild ab: Die Steckenborner wollen ihren Spielplatz behalten und sogar mit Eigenleistung zu dessen Aufwertung beitragen. Die Konsequenz für die politischen Vertreter fasste Ortsvorsteher Ralph Löhr zusammen: Gemeinsam mit den anderen Steckenborner Ratsvertretern werde man einen Antrag für den Erhalt des Spielplatzes stellen. Die Beschlussfassung darüber soll in der Sitzung des Tiefbauausschusses am 15. November erfolgen.
Rund 60 Bürger hatten sich im Saal Stollenwerk eingefunden, die der Wunsch verband, den Spielplatz nicht aufzugeben. Ortskartell-Vorsitzender Christof Hilger hatte zuvor noch einmal die Situation zusammengefasst, nachdem die interfraktionelle Projektgruppe „Finanzen“ des Rates vier Spielplätze in der Gemeinde Simmerath zur Disposition gestellt hatte. Die Spielplätze in Bickerath an der Kall und an der Franz-Becker-Straße in Einruhr werden ohnehin schon nicht mehr genutzt wie auch der Spielplatz in Dedenborn Auf den Feldern. Warum also gerade Steckenborn? Wo bleibt das Gleichbehandlungsprinzip?“, fragte man sich nicht nur beim Ortskartell. Unbestritten sei, dass die Anlage kein „Vorzeigeplatz“ sei und die marode Rutsche bereits abgebaut worden sei. Dennoch werde der Spielplatz genutzt, unter anderem regelmäßig vom Kindergarten.
Komitee zur Instandhaltung
Der Alternativvorschlag der Verwaltung, dass neben dem Spielplatz in Hechelscheid ja auch noch das Spielgelände an der Grundschule in nur 200 Meter Entfernung genutzt werden könnte, erweise sich als wenig praktikabel, so Hilger, da wegen des Betriebs der offenen Ganztagsschule der Platz erst ab 16 Uhr zur Verfügung stehe.
Der Spielplatz am Dorfplatz, sagte der Ortskartell-Vorsitzende weiter, sei auch ein Ort der Begegnung, und die maximale Einsparung von 4000 Euro für die Gemeinde beim Rückbau von zwei Spielplätzen sei aus seiner Sicht kein überzeugendes Argument. Das sei ein „Kleinstbetrag“. Der weite Weg zum Spielplatz Hechelscheid sei nicht zumutbar, und mit dem Wegfall des Spielplatzes würde auch der Dorfplatz an Attraktivität einbüßen.
Seitens des Ortskartells habe man daher zunächst einmal eine anderweitige Verwendung des Spielplatz-Grundstückes gestoppt und der Gemeinde die Argumente vorgetragen. Leider habe man auf das Schreiben vom 27. Juli noch keine Antwort erhalten. Auch eine Unterschriftenliste für den Spielplatz-Erhalt macht bereits die Runde. Das Ortskartell wolle nun ein Komitee gründen, um den Spielplatz auch mit Hilfe von Sponsoren instand zu setzen und aufzuwerten. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Bevölkerung bereit sei, sich aktiv einzubringen. „Wenn die Bevölkerung den Erhalt des Spielplatzes wünscht, dann werde ich mich nicht dagegen stellen“, nahm Ortsvorsteher Ralph Löhr als Arbeitsauftrag aus der Versammlung mit.
Hintergrund: Bauland gewinnen
Die Idee des Ortsvorstehers zielte ursprünglich in ein andere Richtung. Um dem an ihn herangetragenen Wunsch nach verfügbaren Baugrundstücken der Gemeinde nachzukommen, habe er im Spielplatz eine Möglichkeit dafür gesehen. Da die Kirche aber inzwischen ihre Bereitschaft erklärt habe, Bauparzellen Im Hech zu veräußern, habe sich die Situation wieder entspannt. Auch Löhr machte unmissverständlich deutlich, dass eine Aufwertung des Spielplätze nur mit Hilfe der Bevölkerung umzusetzen sei.
Bei den Kollegen der CDU-Fraktion habe er sich bereits des nötigen Rückhalts für einen Antrag zum Spielplatz-Erhalt versichert. Auch SPD-Ratsherr Gregor Harzheim will den Antrag mittragen. Ausgangspunkt der Überlegungen sei seinerzeit gewesen, ob nicht jeder Ort in der Gemeinde Simmerath mit einem Spielplatz auskommen würde. Das Ergebnis dieses Sparvorschlages sei am Ende aber „sehr enttäuschend“ gewesen. Auch Gisela Kampfshoff-Enderle will seitens der Grünen den gemeinsamen Antrag mittragen und dem Wunsch der Bevölkerung Rechnung tragen. Andererseits aber müsse man auch die Sparbemühungen der Kommune verstehen.
In Laufe der Diskussion warnten Bürger nachdrücklich davor, den Spielplatz als Baufläche auszuweisen. Damit wäre diese Fläche für alle Zeiten der Allgemeinheit entzogen. Auch die Nutzung des unmittelbar angrenzenden Dorfplatzes werde stark eingeschränkt, da mit Sicherheit die Problematik der Lärmbelästigung auftreten werde.
Als Fazit der Versammlung hielt Christof Hilger fest, dass der Arbeitskreis Spielplatz nun seine Arbeit aufnehmen könne. Die ersten Interessenten, die bei der Beschaffung von neuen Spielgeräten tatkräftig mitarbeiten möchten, meldeten sich bereits.
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