Eicherscheid. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht: Diese Einschätzung trifft auch für den gepflasterten Straßenbereich des Kirchplatzes in Eicherscheid im Schatten der rund 400 Jahre alten Dorflinde zu. Seitdem dieser Bereich zu Beginn des Jahrtausends umgestaltet und hier rustikales Straßenpflaster verlegt wurde, gibt es immer wieder Ärger: Mal stolpert ein Bürger, mal fährt sich ein Rollstuhlfahrer fest, mal reißt der Schneepflug komplette Pflastersteine heraus. Weil die Beschaffenheit des Belages mit den Jahren immer schlechter wurde und vor allem gehbehinderte Bürger verstärkt Klage darüber führten, dass der Bereich mit Rollatoren oder Rollstühlen kaum noch passierbar sei, wollte die Gemeinde Simmerath auf kurzem Wege für schnelle und auch bezahlbare Abhilfe sorgen. Doch das von einer Straßenbaufirma in den vergangenen Tagen umgesetzte Provisorium mit dem Ziel einer verbesserten Barrierefreiheit stieß in Teilen der Ortsbevölkerung auf wenig Begeisterung.
Diskussion in Ratssitzung
In der jüngsten Sitzung des Simmerather Tiefbauausschusses fasste der Eicherscheider SPD-Ratsherr Otto Jungblut die ersten Reaktionen und seine Sichtweise in wenigen Worten zusammen: „Das ist totaler Murks!“ Als Sofortmaßnahme war an zwei besonders kritischen Stellen das Straßenpflaster auf einer Breite von einem Meter herausgenommen und durch ein quer über die Fahrbahn führendes Asphaltband ersetzt worden. Doch der provisorische Überweg endet jeweils an den ebenfalls in Pflaster gearbeiteten Rinnen, die nun als Stolperstellen weiterhin vorhanden sind.
Das habe nichts mit Barrierefreiheit zu tun, schimpfte Jungblut, der übrigens beim Ausschussvorsitzenden Ralph Löhr auf volles Verständnis stieß. „Wenn das in Steckenborn passiert wäre, hätte ich mich auch geärgert, meinte der dortige Ortsvorsteher.
Bauamt kann Kritik verstehen
Auch von Seiten des Simmerather Bauamtes konnte man die Kritik nachvollziehen. Eigentlich müsste der gesamte Bereich erneuert werden, meinte Marcel Wüller, aber dies könne frühestens in zwei Jahren erfolgen, wenn in Eicherscheid der Endausbau der Straßen anstehe.
Otto Jungblut hat in den zurückliegenden Jahren schon häufig Kritik an der Gestaltung des Kirchplatzes wahrgenommen, besonders von älteren Bürgern. Und auch die Beschwerden von Anwohnern über die durch das grobe Pflaster verursachte Lärmbelästigung seien so alt wie die Maßnahme selbst, obwohl hier Tempo 30 herrsche. Schon im Kommunalwahlkampf 2009 hatte der Eicherscheider Ratsherr die Problematik thematisiert. „Eigentlich sollte das Pflaster den Dorfcharakter aufwerten“, sagt Jungblut, aber das Gegenteil habe sich eingestellt.
Die einzig effektive Lösung wäre aus seiner Sicht eine komplett neue Pflasterung, die der Situation gerecht werde. Wenn es dazu komme, dann soll auf jeden Fall die Bevölkerung in die Neuplanung eingebunden werden.
Die aktuelle Kritik relativieren möchte Simmeraths Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns. Mehrfache Hinweise aus der Bevölkerung an fehlender Barrierefreiheit hätten die Gemeinde zu dieser lediglich 1000 Euro teuren Maßnahme veranlasst, die aus Restmitteln für die Straßeninstandsetzung und als Geschäft der laufenden Verwaltung finanziert worden sei. Mit diesem Provisorium sei die Situation auf jeden Fall verbessert worden. Bei der Asphaltierung habe man die Straßenrinnen nicht mit einbeziehen können, da es sonst zu Problemen mit der Wasserführung gekommen wäre.
Auch Hermanns verweist auf den innerhalb der beiden nächsten Jahre anstehenden Straßenendausbau in Eicherscheid. In diesem Zusammenhang lägen inzwischen drei Anträge von Ortsvorsteher Günter Scheidt vor, in diesem Zuge auch eine Verbesserung der gepflasterten Fläche vorzunehmen.
Blick nach Monschau
Das Pflaster in der Straßenkurve vor der Kirche ist vor rund 15 Jahren im Rahmen einer geförderten Dorferneuerungsmaßnahme verlegt worden. Auch Ortsvorsteher Günter Scheidt weiß, dass sich die Ortsbevölkerung nie so richtig mit dem holprigen Straßenbelag anfreunden konnte. Doch erst jetzt sei es überhaupt möglich, eine Veränderung vorzunehmen, nachdem die 15-jährige Zuschussbindung abgelaufen sei. Mit dem jetzt vorgenommenen Provisorium sei „mit Sicherheit eine Verbesserung“ erzielt worden, aber die Maßnahme hätte nur vorläufigen Charakter. „Die Situation ist noch nicht zufriedenstellend.“ Mit Blick auf den Straßenendausbau verbindet der Ortsvorsteher die Hoffnung, dass ein Konzept umgesetzt werde, um Gehbehinderten einen problemlosen Zugang zur Kirche zu ermöglichen.
Außerdem schaut der Ortsvorsteher mit Interesse in die Nachbarkommune Monschau, wo in der Altstadt demnächst ein Versuch startet, durch mechanische Bearbeitung das Straßenpflaster fußgängerfreundlicher zu gestalten. Vielleicht könne man daraus auch Erkenntnisse für Eicherscheid gewinnen.
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