Sanierungsarbeiten an der Dachkonstruktion im Simmbad laufen. Leimbinder werden mit Harz stabilisiert. Ende Mai wieder offen?
Der Eifelsonne und der feinen Beobachtungsgabe von Walter Frings, dem Meister für Bäderbetriebe, ist es zu verdanken, dass ein Bauschaden an der Dachkonstruktion des Simmbades ans Licht kam.
Es war in der Woche vor Karneval 2018, als der Schwimmmeister zufällig seinen Blick über die Deckenkonstruktion wandern ließ. Die tiefstehende Wintersonne stand im schrägen Winkel auf dem Gebäude und das flache Licht hob die Unebenheiten auf den dunkel gebeizten Leimbindern verstärkt hervor. Bei genauerem Hinsehen traute Walter Frings zunächst seinen Augen nicht. Er identifizierte eine auffällige Häufung von kleinen Rissen in den mächtigen Leimbindern, auch wenn diese nur rund 20 Zentimeter unter der abgehängten Decke hervorschauten. Das Gebäude wurde umgehend geschlossen, und es begann eine langwierige und für die Gemeinde Simmerath höchst ärgerliche Geschichte um Baumängel an der erst im Herbst 2012 neu eröffneten Schwimmhalle.
Inzwischen hat die Sanierung der Leimbinder begonnen, und wenn die weiteren Schritte auch noch planmäßig laufen, dann könnte das Simmbad Ende Mai wieder offen sein.
Günter Kaulen
Gemeindeverwaltung Simmerath
Noch aber weist in der Schwimmhalle an der Walter Bachmann-Straße nichts auf einen regulären Badebetrieb hin. Die drei Bereiche im Bad, bestehend aus 25-Meter-Becken, Familienbecken und Planschbecken, sind komplett eingerüstet, damit das derzeitig tätige Fachunternehmen an die Wurzel des Übels gelangt. Ende der Woche soll die Sanierung der Holzkonstruktion abgeschlossen sein.
Jeder Riss wird einzeln verfüllt
Hunderte kleiner Risse, die den Fachleuten aber große Sorgen bereiten, werden jetzt saniert. Besonders betroffen ist der Bereich über dem großen Becken, der von fünf stattlichen Leimbindern, 15 Meter lang und zwischen 1,20 und 1,50 Meter hoch, überspannt wird, die der Badegast sonst nicht sieht. Kaum Schäden wurden dagegen im Bereich des Lehrschwimmbeckens festgestellt. Das Holzbau-Fachunternehmen aus Niederkrüchten saniert derzeit mit Akribie jede einzelne Schadstelle. Die Risse werden zunächst eingeschnitten, dann mit einem Spezialharz verfüllt und mit Holzdübeln verfestigt. Diese Methode gilt als gängiges Verfahren. Die abgehängte Decke war vorab entfernt worden.
Nach Feststellung der Schäden hatten die Verantwortlichen zunächst einmal die Reißleine gezogen und das Bad vorsorglich am 9. Februar geschlossen. Ein hinzugezogener Gutachter bestätigte die Verwaltung in ihrer Reaktion. Der Umfang der Risse wurde als „außerhalb der Norm“ eingestuft, und unter diesen Umständen konnten die Experten die Tragfähigkeit der Dachkonstruktion nicht mehr attestieren. Die Schäden, so hieß es weiter im Gutachten, seien jedoch sanierungsfähig, ohne dass die gesamte Dachkonstruktion ausgetauscht werden müsse.
„Da blieb uns keine andere Wahl, als das Bad bis auf weiteres zu schließen“, erläutert Günter Kaulen, Leiter des Amtes für Strukturentwicklung, beim Ortstermin. Die Gefahr, dass sich Teile der abgehängten Decken gelöst hätten, habe nicht ausgeschlossen werden können.
Die jetzt seit zehn Wochen dauernde Schließung des Bades sei zwar ärgerlich, „aber entscheidend ist, dass keine Person zu Schaden gekommen ist“, betont Kaulen.
Warum die massive Holzkon-struktion nur wenige Jahre nach ihrem Einbau bereits Schäden aufwies, konnten auch die Gutachten bisher nicht klären. Trocknungsrisse sind bei Leimbindern nicht außergewöhnlich, aber im jetzt vorgefundenen Umfang stellen sie ein statisches Risiko dar.
Nicht zutreffend sei die Annahme, dass Leimbinder in einem Schwimmbad als Baumaterial ungeeignet seien, betont Günter Kaulen. „Das ist ein Irrglaube.“ Die Luftfeuchtigkeit in der Halle sei viel niedriger als allgemein angenommen. Die Lüftungsanlage sorge für ein gleichmäßiges Niveau, und die Temperaturen seien das ganze Jahr über konstant.
Wenn die Leimbinder saniert sind, ist das Projekt noch nicht abgeschlossen. Das Gerüst muss abgebaut und anschließend der Wasserwechsel in den drei Bädern gestartet werden, verbunden mit einer Grundreinigung. Anschließend muss die komplizierte Wasseraufbereitungstechnik wieder in Schwung gebracht werden. „Die Anlage muss komplett neu eingestellt werden“, erläutert Walter Frings. Diese Maßnahmen würden üblicherweise in den Sommermonaten während der Schließung vorgenommen. Die Schließung des Bades könne daher auch in diesem Sommer entfallen.
Klärung der Haftung wird dauern
Die Frage der Haftung bzw. der Gewährleistung wird wohl erst lange nach Wiedereröffnung des Simmbades geklärt werden können. Die Gemeinde Simmerath als Bauherr werde alle entstandenen Kosten in das Verfahren einbringen, sagt Günter Kaulen. Man sei aber zunächst einmal in Vorleistung getreten, damit der Betrieb des Bades möglichst rasch wieder aufgenommen werden könne.
„Es scheint alles auf einen Prozess hinauszulaufen“, hatte Beigeordneter Bennet Gielen vor Monatsfrist mitgeteilt. Eine gütliche Einigung sei nicht in Sicht, da Vertragsdetails unterschiedlich interpretiert würden. Auch gegenüber dem Statiker wolle die Gemeinde als Bauherr Gewährleistungsansprüche geltend machen. Gegenüber der ursprünglichen Planung war das neue Simmbad sicherheitshalber auch noch mit einem schneelastsicheren Dach ausgestattet worden.
Vor gut fünf Jahren eröffnet worden
Die neue Simmerather Schwimmhalle direkt neben der Sekundarschule war im Herbst 2012 eröffnet worden. Im Januar 2011 hatte die Gemeinde Simmerath den Auftrag zum Bau des neuen Schwimmbades vergeben. Für den Neubau war ein Kostenrahmen von vier Millionen Euro vorgegeben worden, der auch eingehalten wurde. Der Neubau mit Sport- und Lehrschwimmbecken erfolgte durch einen Generalübernehmer, die Düsseldorfer „SportStadiaNet“.
Im neuen Sport- und Lehrschwimmbecken der Gemeinde Simmerath finden sowohl Schul- und Freizeitschwimmen wie auch die Trainingsstunden der Schwimmabteilung der Hansa Simmerath statt.