Städteregion Aachen. Ist die medizinische Grundversorgung in der Städteregion auch in den eher ländlich geprägten Regionen gesichert? Mit dieser Frage beschäftigt sich auf Antrag der SPD seit gut einem Jahr ein Arbeitskreis mit Fachleuten aus dem Kreis der städteregionalen Gesundheitskonferenz.
Erste Ergebnisse präsentierte deren Geschäftsführer Thilo Koch zunächst allen Konferenzmitgliedern, am Donnerstag stellt er sie im Sozialausschuss vor, der ab 16 Uhr im Haus der Städteregion an der Zollernstraße in Aachen öffentlich tagt.
Dass bundesweit Ärzte – vor allem Allgemeinmediziner – fehlen, steht seit langem in der Diskussion. Doch herrscht auch im Bereich der Städteregion ein Mangel? Eine Frage, die die Experten nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten können. „Eine Bedarfsabschätzung ist schwierig“, sagt Thilo Koch und nennt ein Beispiel: „Man muss dabei unter anderem festlegen, ob Hausarztpraxen in einer ‚zumutbaren Entfernung‘ für die Bevölkerung vorhanden sind. Aber was ist zumutbar? Das ist ein heikles Thema.“
Die Verkehrsanbindung, insbesondere mit Bus und Bahn, spiele da beispielsweise eine Rolle. In einer Stadt wie Aachen sei das kein Problem, aber in der Eifel oder auch Baesweiler könne es sein, „dass man zwar mit dem Bus zum Hausarzt hinkommt, aber nicht mehr zurück“.
Die nackten Zahlen, die etwa die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein für die einzelnen Regionen zugrunde legt, helfen bei der Bewertung auch nicht weiter, sagt Koch. „Die KV betrachtet die drei Eifelkommunen als eine Region, und die ist derzeit rein rechnerisch medizinisch gut versorgt. Denn in Monschau ist die medizinische Grundversorgung sehr gut, in Simmerath mittel und in Roetgen schlecht, macht zusammen eine gute Versorgung.“ Aber in Monschau drohe in absehbarer Zeit eine Unterversorgung in der hausärztlichen Versorgung, ebenso in Roetgen.
Wobei Roetgen gesondert betrachtet werden müsse. Dort kämen zwar rechnerisch deutlich mehr als die durchschnittlich 1671 Einwohner auf einen Kassenarzt, allerdings sei dort auch die Privatarztdichte deutlich höher als anderenorts. „In Roetgen gehen 48 Prozent der Einwohner zu einem Hausarzt im Ort, in Monschau sind es 89 Prozent und in Simmerath 63 Prozent“, verdeutlicht Koch. „Nicht jeder, der einen Hausarzt in der Nähe hat, geht zu diesem. Deshalb ist der Begriff Unterversorgung auch so schwer zu fassen.“
Was man jedoch objektiv feststellen kann, ist die Altersstruktur der niedergelassenen Kassenärzte. Und die weist bei den Allgemeinmedizinern in der Eifel, aber auch in Eschweiler auf eine drohende Unterversorgung hin. Denn in diesen vier Kommunen werden mehr als die Hälfte der niedergelassenen Ärzte in absehbarer Zeit ihre Praxis schließen beziehungsweise sie suchen einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin.
Doch wie gewinnt man junge Leute für die Übernahme einer Praxis in einer ländlichen Region? Der Arbeitskreis der Gesundheitskonferenz hat 38 Einzelmaßnahmen aufgelistet, die helfen sollen, die medizinische Grundversorgung der Einwohner in ländlichen Regionen auch in Zukunft sicherzustellen.
Dazu gehören Vorschläge zur Frage, wie der Patient in die Praxis kommt, ebenso wie Vorschläge für die Entlastung der Ärzte beispielsweise durch mobile Praxisassistenten oder Einsatz von Gesundheitshelfern speziell für ältere Menschen. Vorgeschlagen wird auch die Unterstützung von sogenannten Filialpraxen und Gesundheitshäusern, von mobilen Arztpraxen und von Netzwerken mit allen Akteuren im Gesundheitsbereich. All diese Vorschläge sind umsetzbar. Denn zu fast allen haben Thilo Koch und die Mitglieder des Arbeitskreises deutschlandweit entsprechende Vorbilder ausfindig gemacht.
Der Maßnahmenkatalog soll nun den Verantwortlichen in den Kommunen vorgestellt werden. „Jede Kommune muss dann für sich überlegen, was für sie infrage kommt“, sagt Koch. Auch mit der Kassenärztlichen Vereinigung wird die Städteregion jetzt über die Ergebnisse sprechen, kündigte Dezernent Gregor Jansen an. Denn die war nicht im Arbeitskreis dabei, ist aber bei einigen der Vorschläge für die Umsetzung federführend beziehungsweise muss mit ins Boot geholt werden, etwa bei der Beantragung von Fördergeldern des Landes NRW.
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