Bürgerinfo zur Entwicklung des Zentralorts Simmerath. Planer informiert, Bürger bringen Ideen und Meinungen ein.
SIMMERATH Zur Entwicklungsplanung des Zentralortes hatte die Gemeinde in den Sitzungssaal des Simmerather Rathauses geladen, und fast 70 interessierte Bürger fanden sich ein, um nicht nur den Ausführungen von Professor Heinz Jahnen vom Büro „HJP Planer“ aus Aachen sowie Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns zu folgen, sondern sich auch selbst mit Vorschlägen einzubringen.
Im Hinblick auf die Bautätigkeit stellte Hermanns zu Beginn fest: „Wie Sie sehen, ist im Zentralort weiterhin Bewegung. Wir dürfen aber nicht den Blick in die Zukunft vergessen und haben daher ein integriertes Handlungskonzept für die künftige Entwicklung der Gemeinde erstellt.“ Damit hatte man bereits im letzten Jahr angefangen, als man ebenfalls auf einer Bürgerinfo ein „Gestaltungshandbuch Wohnen für Simmerath“ vorstellte, welches vom Planungsbüro von Jahnen in zweijähriger Arbeit erstellt wurde. Danach wurden im vorigen Jahr viele weitere Anregungen von Bürgern aufgenommen, damit die künftige städtebauliche Entwicklung in geordneten Bahnen verläuft.
40-minütiger Vortrag
Wie Professor Jahnen in seinem 40-minütigen Vortrag erläuterte, wurden diese Anregungen nun in einem umfangreichen Vorentwurf (Handlungskonzept) gebündelt, den er in Kurzform den Anwesenden vorstellte. Dabei stehe auch weiterhin der Kernbereich Simmeraths, der im Bereich Hauptstraße, Kammerbruchstraße, Humboldtstraße zu einer „neuen Mitte“ zusammenwachsen soll, im Fokus. Hier sollen innerörtliche „Reserveflächen“ aktiviert werden. In diesem Zusammenhang kam die Standortfindung für das von vielen Seiten begehrte Kulturzentrum mit einer angedachten Nutzfläche von rund 2000 Quadratmetern zur Sprache.
Nach dem Wegfall einer zentralen Feierstätte (Saal Wilden) hat dieses Projekt offensichtlich hohe Priorität. Welche Veranstaltungsformen (Geburtstagsfeiern, Vereinsversammlungen und -veranstaltungen, Ausstellungen?) im künftigen Kulturhaus stattfinden sollen und was dort ansonsten noch untergebracht werden soll (Café, Geschäft, Bücherei?) ist derzeit noch offen. Auf jeden Fall sollen die Bürger auch hier eingebunden werden, wozu die Gemeinde weiterhin Anregungen und Vorschläge entgegen nimmt.
Sowohl Hermanns, als auch Jahnen wiesen zudem darauf hin, dass beim gesamten Entwicklungskonzept die Förderfähigkeit durch die Landesregierung eine wichtige Rolle spiele. Jahnen erläuterte ausführlich die vielfältigen Fördermöglichkeiten aus verschiedenen Töpfen und öffnete damit bei den Anwesenden neue Horizonte und vermutlich auch neue Gelüste, die Jahnen allerdings ausbremste: „Das Ganze darf nur so viel kosten, wie die Gemeinde bezahlen kann.“ Zudem sei eine gewisse Eile gegeben, da die entsprechenden Anträge bis Ende September bei der Landesregierung eingereicht werden müssen.
Hervorgehoben wurde auf der Veranstaltung auch, dass die Hauptstraße weiterhin Hauptgeschäftsstraße bleiben soll und keine Notwendigkeit für weitere Geschäfte im Zentrum besteht. Hermanns: „Da sind wir sehr gut aufgestellt.“ Rund um das Rathaus soll das Einzelhandels- und Dienstleistungsangebot lediglich verdichtet werden.
Shuttle-Bus vom Rursee?
Auch im Bereich Tourismus, der hauptsächlich am Rursee boomt, ist man laut Jahnen gut aufgestellt. Allerdings würden die Gäste oft in die umliegenden Städte und nicht nach Simmerath fahren. Dies müsse man – beispielsweise durch ein Bus-Shuttle vom Rursee in den Zentralort – ändern. Jahnen: „Es muss eine Verknüpfung von Tourismus und Zentralort stattfinden.“
Zur geplanten Verlegung des aus allen Nähten platzenden Bauhofs von Simmerath ins Rollesbroicher Gewerbegebiet, hielt Jahnen schmunzelnd fest: „Das ist ein typischer Klassiker. Je nachdem, was man damit macht, ist es klug, das Gebäude zu behalten.“ Das ließ vor allem bei den anwesenden Vereinsangehörigen aufhorchen, da sich hier eine neue und vor allem große Veranstaltungsstätte abzeichnete, die in Simmerath mehr denn je von Nöten ist. Bürgermeister Hermanns stellte klar, dass er sich dafür bei der Bezirksregierung vehement einsetzen wird.
Am Ende der Versammlung schließlich viele Fragen und Anregungen der anwesenden Bürger zu kostenfreien Parkplätzen, der steigenden Verkehrsbelastung, bezahlbarem Wohnraum und dem Wunsch, auch im Ortskern die jetzt noch vorhandene historische Bausubstanz zu erhalten. All dies wurde aufgenommen und soll in die künftigen Planungen einbezogen werden, wobei erneut klar wurde, dass das gesamte Konzept letztlich auch eine Gratwanderung zwischen Fachwerk- und Mehrfamilienhäusern ist, deren häufig anzutreffende „Schuhkartonform“ sich nicht allgemeiner Beliebtheit erfreut.
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