Eifeler Zeitung, Heiner Schepp

Zwei Abschiede und keine Diskussionen

Außergewöhnliche 37. Sitzung des Simmerather Gemeindeparlaments im großen Sitzungssaal des Rathauses

SIMMERATH Es fiel gleich mehrfach, das Wort von der „denkwürdigen Ratssitzung“, als sich das Simmerather Gemeindeparlament am Dienstagabend in reduzierter Besetzung zu seiner 37. Sitzung im großen Sitzungssaal des Rathauses traf. Die Ausnahmestellung der Zusammenkunft ergab sich natürlich aus der aktuellen Lage um das Coronavirus, die auch die Politiker zu einer aufgelockerten Sitzordnung und einer auf das Nötigste reduzierten Tagesordnung nötigte. Die Volksvertreter unterstützten die Situation dahingehend, dass sie sowohl im Rat, wie auch in der vorgeschalteten Sitzung des Planungsausschusses die wenigen Tagesordnungspunkte in Rekordzeit und ohne Sachdiskussion abhandelten.

Neben den einstimmig und weitestgehend ohne Diskussionen verabschiedeten Bebauungsplänen „Südlich Weißenborn“ in Strauch sowie „Paulushofdamm“ in Rurberg (weiterer Bericht folgt) galt es jedoch auch zwei Personalien „abzuhandeln“, die, so wie die beiden planrechtlichen Angelegenheiten, keinen Aufschub in die Zeit „nach Corona“ duldeten.

Am Tag vor der Ratssitzung hatte der UWG-Ratsvertreter Helmut Keischgens in einem persönlichen Besuch bei Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns mitgeteilt, dass er mit Wirkung zum 31. März 2020 sein Ratsmandat zurückgeben werde. In der öffentlichen Sitzung informierte er dann auch den Gemeinderat über sein Ausscheiden und erläuterte die Hintergründe. Er werde in naher Zukunft aus persönlichen Gründen von Kesternich nach Roetgen umziehen, „da ich leider in der Gemeinde Simmerath keine passende neue Wohnung gefunden habe“, sagte Keischgens. Da ein Wohnsitz im Gemeindegebiet jedoch Voraussetzung für das Ratsmandat sei, müsse er dieses gesetzeskonform zurückgeben, meinte der UWG-Politiker. Helmut Keischgens bedankte sich für die Zusammenarbeit mit den Fraktionen und mit der Verwaltung und kündigte an, beruflich der Gemeinde Simmerath treu zu bleiben. „Außerdem hat Herr Keischgens mir versichert, dass er perspektivisch irgendwann wieder Bürger der Gemeinde Simmerath sein möchte“, verriet Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns.

Auch die Fraktionen im Simmerather Gemeinderat (hier Christoph Poschen, CDU/rechts) dankten Bennet Gielen (Mitte) für sein vierjähriges, kompetentes Wirken zum Wohle der Gemeinde..Foto: Heiner Schepp

Nachfolger von Helmut Keischgens in Reihen der UWG-Fraktion wird nach Informationen der Verwaltung und gemäß der Reserveliste Andreas Brust aus Simmerath.

Hermanns sprach dann noch einen weiteren Abschied an diesem Tag an, der allerdings schon vor längerer Zeit angekündigt worden war. Verwaltungsintern hatte man bereits bei einer Besprechung am Morgen dem Beigeordneten Bennet Gielen gedankt, der am 31. März seinen letzten Arbeitstag bei der Gemeinde hatte und künftig bei der Stadt Kempen arbeiten wird (wir berichteten).

Lob für FC-Köln-Fan

In der Ratssitzung lobten auch die Fraktionen das vierjährige Wirken von Bennet Gielen. Franz-Josef Hammelstein (SPD), Helmut Keischgens (UWG) und Christoph Poschen (CDU) sprachen von einer „außerordentlich guten Zusammenarbeit“ mit dem Beigeordneten, und Klaus Stockschlaeder (Grüne) meinte, es sei „für uns schade, aber aus Ihrer Sicht nachvollziehbar, dass sie künftig näher an ihrem Wohnort arbeiten möchten“. Ben Steinborn (FDP) hielt fest, dass Simmerath mit Bennet Gielen nicht nur einen kompetenten Beigeordneten, „sondern auch einen netten Kerl“ verliere. Und augenzwinkernd fügte Christoph Poschen hinzu, dass die Verwaltung mit Gielen auch „ihre Fußball-Fachkompetenz verliert“. Hintergrund: Bennet Gielen ist – so wie Poschen – bekennender Anhänger des 1. FC Köln, während ansonsten in der Gemeindeverwaltung Borussia Mönchengladbach dominiert …

Bennet Gielen wünschte der Gemeinde Simmerath „alles erdenklich Gute auf ihrem weiteren Weg“ und verwies auf einen Artikel der Tageszeitung, in dem das gute Miteinander von Politik und Verwaltung in Simmerath – im Gegensatz zu einer Nachbarkommune – gewürdigt worden war: „Genau deshalb steht die Gemeinde Simmerath gerade so gut da. Behalten Sie diesen Weg bei“, sagte Gielen, ehe er mit viel Beifall verabschiedet wurde.

Für die Nachfolge von Bennet Gielen gab es bis zum Ende der Frist insgesamt zehn Bewerbungen, teilte Bürgermeister Hermanns am Mittwoch mit. In einem interfraktionellen Gespräch wurden aus diesem Kreis einige Bewerber ausgewählt, die sich in der kommenden Woche persönlich vorstellen werden. „Über die Besetzung der Stelle werden wir dann sehr zügig in einer Sondersitzung des Rates entscheiden, auch vor dem Hintergrund, dass ich den neuen Beigeordneten noch bis zum Ende meiner Dienstzeit am 31. Oktober einarbeiten möchte“, sagte Hermanns.

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