Flüchtlingsunterkunft erneut Thema im Sozialausschuss. Gemeinde Simmerath wehrt sich gegen Kritik aus der SPD.
LAMMERSDORF Die Situation der Flüchtlinge in der Unterkunft Langschoß bei Lammersdorf hat sich nach der Einstellung einer sozialen Betreuungskraft nach Aussage der Verwaltung in den vergangenen Monaten deutlich verbessert. Weitere bauliche Veränderungen an den beiden ehemaligen Militärgebäuden im Wald sollen noch im laufenden Jahr zum Abschluss kommen, wie die Gemeinde Simmerath nun im Generationen-, Schul- und Sozialausschuss ankündigte.
Dennoch erneuerte die SPD-Fraktion im Ausschuss ihre Kritik an der Form der Unterbringung, die bereits in den vergangenen Sitzungen kontroverse Diskussionen ausgelöst hatte. „Es hat sich tatsächlich in den vergangenen Monaten viel getan dort. Doch die bauliche Situation auf Langschoß ist weiterhin desolat, weil es nun mal alte Militärbaracken sind und bleiben“, sagte Fraktionssprecher Franz-Josef Hammelstein, auch Ortsvorsteher von Lammersdorf. Hammelstein wiederholte die Forderung der Sozialdemokraten, „mittelfristig Langschoß als zentrale Flüchtlingsunterkunft aufzugeben und nach Alternativen Ausschau zu halten“.
Thema in Funk und Fernsehen
Vehement wehrte sich Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns gegen das Attribut „desolat“ und übte seinerseits heftige Kritik an der SPD-Fraktion. „Ein Mitglied ihrer Fraktion hat sich in der Sache Langschoß an den WDR gewandt und mit offensichtlich nicht wahrheitsgemäßen Angaben eine Berichterstattung im Rundfunk und im Fernsehen erwirkt. Damit stellen sie die Gemeinde Simmerath in ein sehr schlechtes Licht“, meinte Hermanns an die SPD-Fraktion gewandt. Dabei seien den Journalisten unter anderem falsche Belegungszahlen mitgeteilt und Hinweise auf unsaubere Sanitäranlagen gegeben worden statt auf die gute menschliche Betreuungsarbeit hinzuweisen, die in Langschoß geleistet werde. Auf den Hinweis von Franz-Josef Hammelstein, den anwesenden Mitgliedern der SPD sei nicht bekannt, dass jemand seitens der SPD aktiv auf den WDR zugegangen sei, konkretisierte Karl-Heinz Hermanns, dass der Hinweis an den Westdeutschen Rundfunk wohl vom Fraktionsgeschäftsführer der Simmerather SPD ausgegangen sei.
Bernd Goffart sprach von einer „hervorragenden Willkommenskultur in der Gemeinde Simmerath“ und sprach von einer „never ending Story, die uns die SPD hier immer wieder auftischt“. Entscheidend, so Goffart, sei nicht die Lage oder äußere Ansicht der Unterkunft, sondern wie man mit den Menschen dort umgehe. „Sie aber lassen das Sozialamt und die Ehrenamtler, die sich mit den Flüchtlingen intensiv beschäftigen, in einem ganz schlechten Licht dastehen“, meinte Bernd Goffart. Kurzzeitig wurde es laut im Sitzungssaal des Rathauses, ehe man zur sachlichen, aber weiterhin kontroversen Debatte zurückkehrte.
Gisela Kampshoff-Enderle (Grüne), die die Auffassung der SPD zu Langschoß bei der Diskussion vor Monaten noch weitgehend geteilt hatte, lobte die personelle Verbesserung: „Im Januar 2019 war die Situation wirklich verheerend auf Langschoß. Mittlerweile aber hat sich die Lage dort deutlich verbessert. Der neue Mitarbeiter kümmert sich wirklich gut um die Menschen dort“, so das Grünen-Mitglied.
Betreuer spricht fünf Sprachen
Seit Mitte April 2019 ist auf Langschoß eine soziale Betreuungskraft des Malteser Hilfsdienstes mit 30 Wochenstunden eingesetzt, wie es in der Verwaltungsvorlage hieß. Der Mitarbeiter, der fünf Sprachen spreche, sei bereits seit 2015 im Flüchtlingswesen hauptberuflich tätig und war bisher in den Erstaufnahmeeinrichtungen eingesetzt. „Dadurch ist er in seinem Aufgabengebiet qualifiziert und sehr erfahren“, so die Gemeinde. Der Mann betreue die Flüchtlinge auf Langschoß, aber auch, wenn dies erforderlich sei, die Flüchtlinge in den anderen Unterkünften. „Er unterstützt die Flüchtlinge in vielfältiger Weise, so bei der Übersetzung von Schreiben, Begleitung zu Terminen bei Behörden, Arztbesuchen, Anleitung bei Reinigungsarbeiten, Organisation von Unternehmungen mit den Flüchtlingen, bei sportlichen Betätigungen, bei der Teilnahme an Veranstaltungen oder Kochabenden auf Langschoß“, heißt es im Bericht.
Eine Mitarbeiterin des Caritasverbandes für die Region Eifel e.V., die für den Flüchtlingsbereich in Simmerath zuständig sei, biete neben ihren Beratungsstunden im Haus der Caritas am Rathausplatz in Simmerath einmal wöchentlich Beratung auf Langschoß an. „Zu ihren Aufgaben gehören Beratungs- und Orientierungsangebote bei Fragen zum Asylrecht, Unterstützung in Alltagsangelegenheiten mit dem Ziel der Verselbständigung, Unterstützung bei der Suche nach Integrationskursen, Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie Wohnungen. Diese Beratungsstunden auf Langschoß werden nach Auskunft der Mitarbeiterin des Caritasverbandes sehr gut angenommen“, berichtete Monika Johnen vom Sozialamt.
Fenster werden getauscht
Zur baulichen Verfassung der Unterkunft Langschoß kündigte Bürgermeister Hermanns an, dass auch zukünftig notwendigen Unterhaltsmaßnahmen – wie vergangenes Jahr der Austausch der Heizungsanlage oder beschädigter Türen und Fensterscheiben – von der Gemeinde übernommen würden. „Noch in diesem Jahr werden, wie im Haushaltsplan vorgesehen, die Fenster in beiden Gebäuden ausgetauscht“, kündigte Hermanns an. Zunächst provisorisch verbessert sei die Beleuchtungssituation an der Einfahrt zu Langschoß von der Bundesstraße aus. Da hier keine Zuleitung für eine Straßenlampe liegt, habe man vorerst eine solargesteuerte Leuchte aufgestellt, teilte der Bürgermeister mit.
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