Nach Schließung der Notunterkünfte wurden Simmerath 80 weitere Flüchtlinge zugewiesen . Konflikte belasten auch Ehrenamtler.
Simmerath. Knapp eineinhalb Jahre nach dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle in Europa sieht sich die Gemeinde Simmerath mit neuen Problemen rund um geflüchtete und asylsuchende Menschen konfrontiert. Nach der Schließung der Notunterkunft in Einruhr zu Jahresbeginn erfährt die Eifelkommune derzeit eine verstärkte Zuweisung von Asylbewerbern und ist dringend auf der Suche nach Wohnraum für diese Menschen. Zudem berichtete das Sozialamt am Dienstag im Simmerather Generationen-, Schul- und Sozialausschuss von „massiven Problemen mit einzelnen Bewohnern der zentralen Unterkunft auf Langschoß“.
Vorteil durch Notunterkünfte
Das Wort von der „Flüchtlingsproblematik“ macht seit Herbst 2015 in Deutschland die Runde, als Hunderttausende Menschen vor Krieg, Unterdrückung und Armut nach Europa und auch in unser Land strömten. Die viel zitierte Flüchtlingswelle stellte die Gemeinde Simmerath jedoch vor keine allzu großen Probleme, da hier zwar kurzfristig zwei Notunterkünfte – in Einruhr und im BGZ – eröffnet wurden, diese jedoch in der Verantwortung des Landes bzw. der Städteregion verblieben. „Natürlich war auch unser Sozialamt in diese Abläufe involviert, aber die finanzielle, technische und personelle Verantwortung lag bei den übergeordneten Behörden“, erläuterte Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns.
Infolge der Notunterkünfte hatte die Gemeinde Simmerath (wie auch die Stadt Monschau) in dieser Zeit sogar den Vorteil, keine weiteren anerkannten, sogenannten kommunalen Flüchtlinge aufnehmen zu müssen. Dieser Vorteil aber entfiel mit der Schließung zunächst in Simmerath (BGZ) und im Januar 2017 dann in Einruhr (in Monschau: Haag und Höfen). „Wir bekommen deshalb seit Jahresbeginn deutlich mehr Flüchtlinge zugewiesen, diesmal aber in Finanz- und Betreuungsverantwortung der Gemeinde Simmerath“, sagte der Bürgermeister im Sozialausschuss.
Sozialamtsleiterin Monika Johnen nannte Zahlen: „Der Gemeinde Simmerath wurden 80 zusätzliche Flüchtlinge angekündigt. Davon sind jetzt etwa 40 hier, zurzeit kommen jede Woche etwa noch fünf bis zehn weitere Personen“, sagte Johnen. Man habe die bisher zugewiesenen 40 Menschen auch noch unterbringen können – nun aber werde der Wohnraum knapp, erläuterte die Amtsleiterin. „Wir suchen derzeit dringend Wohnungen oder Häuser für die weiteren angekündigten 40 Menschen, insbesondere für Familien, Singlefrauen und Frauen mit Kindern“, erläuterte Karl-Heinz Hermanns.
Monika Johnen
Leiterin des Sozialamtes der Gemeinde Simmerath
Bei der Unterbringung verfährt die Gemeinde Simmerath derzeit so, dass diese genannten Gruppen – Familien sowie Frauen, die allein oder mit Kind(ern) gekommen sind – dezentral, also in Wohnungen und Häusern „auf den Dörfern“ und männliche Einzelpersonen in der Einrichtung auf Langschoß untergebracht werden.
Die letztgenannte Personengruppe aber bereite derzeit allen Beteiligten „ganz enorme Probleme“, sagte der Bürgermeister und wurde konkreter: „Das Verhalten einiger junger Männer auf Langschoß ist kaum tolerabel und belastet sehr das Verhältnis zu den Damen des Sozialamtes und auch zu den ehrenamtlich auf Langschoß tätigen Mitarbeitern des Flüchtlingskreises“, so Hermanns. Die betreffenden Männer lehnten jegliche Mitwirkung bei der Reinhaltung der Räumlichkeiten auf Langschoß ab und übernähmen keinerlei Verantwortung für die Gemeinschaftseinrichtung, die deshalb in einem erschreckenden Zustand sei, so der Bürgermeister. „In den Erstaufnahmeeinrichtungen wurde für diese Menschen geputzt und gekocht; nun aber sollen sie dies in Eigenverantwortung tun, was jedoch einige von ihnen ablehnen“, erläuterte Karl-Heinz Hermanns und wählte noch drastischere Worte: „Ihr Verhalten ist entmutigend für die Ehrenamtler und nicht angemessen für jemanden, der hier Gast ist.“
Simmeraths Bürgermeister
Karl-Heinz Hermanns
Genau das Gegenteil ist jedoch bei den anderen Personengruppen unter den Flüchtlingen der Fall. „Diese Menschen sind dankbar; hier gelingt die Integration sehr gut“, sagte Monika Johnen. Dies sei vor allem auch ein Verdienst der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer. „Diese Gruppe von etwa 20 bis 25 Personen um Frau Lepers aus Rott hilft den Menschen im praktischen täglichen Leben, begleitet sie zu Behörden, zur Arbeit oderSchule, zu Vereinen oder Deutschkursen“, erläuterte die Sozialamtsleiterin. „Die Menschen, die zu uns kommen, sind so unterschiedlich, wie Menschen nur sein können. Umso höher ist der ehrenamtliche Einsatz anzurechnen“, würdigte Monika Johnen die Flüchtlingsarbeit. Diesem Lob schlossen sich auch der Bürgermeister und alle Sprecher im Sozialausschuss an. Karl-Heinz Hermanns schloss in seinen Dank ausdrücklich auch die katholische Pfarrgemeinde Steckenborn und deren Leiter Pfarrer Michael Stoffels ein, die seit fast drei Jahren unentgeltlich das Pfarrheim für die Unterbringung von Flüchtlingsfamilien zur Verfügung stellen. „Das ist wirklich ein christliches Zeichen“, bekräftigte der Bürgermeister.
Hilfe durch Sozialarbeiter?
Zur Problematik auf Langschoß regte Gisela Kampshoff-Enderle an, zu prüfen, ob hier eine Fachkraft, also ein Sozialarbeiter unterstützend eingesetzt werden könnte. „Wir dürfen das Ehrenamt hier nicht überfordern“, mahnte die Grünen-Vertreterin und stellte allgemein fest: „Langschoß komprimiert nun mal Personen, die Probleme mit sich bringen. Das muss uns allen bewusst sein.“
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