Planungsausschuss bewertet großes Baugebiet „Am Meisenbruch“ in Simmerath durchweg positiv und leitet das Planverfahren ein.
Simmerath. Wer von „Am Gericht“ kommend nach Simmerath fährt, wird heute von viel Grün rechtsseitig und dem immer tipptopp gepflegten Kreisverkehr mit der Losung „Natur genießen“ empfangen. Wenn jene Pläne Wirklichkeit werden, die der Planungsausschuss der Gemeinde jetzt einstimmig auf den Weg brachte, dann beginnt die Ortslage Simmerath in absehbarer Zeit schon 200 Meter früher in Richtung Monschau. Denn ein für Eifeler Verhältnisse riesiges Baugebiet mit 130 Baustellen für Ein- und Zweifamilienhäuser soll in der Gemarkung „Am Meisenbruch“, südöstlich der Hauptstraße sowie „In der Mahr“ gelegen, entstehen.
71 300 Quadratmeter netto
Raumplaner Dieter Reininghaus vom Büro Weber Consulting aus Pforzheim nannte imposante Zahlen zum Vorhaben: Die Bruttofläche des Gebiets ist rund zehn Hektar groß, auf der 71 300 Quadratmeter netto genutzt werden sollen. „Das ist ein Abzug von 24 Prozent – in der Regel liegen wir dabei unter 20 Prozent“, sprach Reininghaus von einem Baugebiet mit viel Natur. Entstehen sollen auf dieser Nettofläche 130 Bauplätze mit einer durchschnittlichen Größe von 500 bis 550 Quadratmeter. Die Tiefe des Bereichs an der Hauptstraße erlaube vier Gebäudezeilen mit einem innenliegenden Grünbereich für Gärten und insgesamt rund 50 Baustellen. Der andere Teil des Gebiets, der sich an die vorhandene Bebauung rechts der Hauptstraße und an die bebauten Grundstücke der südlichen „Mahr“ anschließt, hält sich weitgehend an bestehende Flurgrenzen und geht in östlicher Richtung sogar noch über die dortige Bebauung hinaus. In allen Bereichen seien aber auch Grünlandflächen ausgewiesen, die nicht überplanbar seien und als Ausgleichsfläche oder als Spielplatz genutzt werden könnten, so Reininghaus. Die Baustruktur wird Einzel- wie Doppelhäuser ausweisen, in der Höhe werden höchstens zwei Vollgeschosse erlaubt sein.
Ein wichtiger Punkt, so der Planer, ist die äußere Erschließung eines solch großen Gebiets. Hauptsächlich soll die Zuwegung über einen vierten Arm im Kreisverkehr am Ortseingang erfolgen. Weitere Zufahrten in das Wohngebiet sollen nach Meinung der Planer über eine Querverbindung zu „In der Mahr“ sowie am östlichen Ende des Gebiets zur Heustraße/Heldter Weg möglich sein.
Jens Wunderlich
CDU
Dies, wie auch die Gesamtplanung wird Gegenstand des Verfahrens sein, das der Ausschuss nun auf den Weg brachte. Nach dem Aufstellungsbeschluss machen sich die Fachplaner und Gutachter für Entwässerung, Verkehr und Artenschutz ans Werk, „da ist dann eine große Litanei an Fachthemen abzuarbeiten“, meinte Dieter Reininghaus. Er empfahl, für die eigene Kostenübersicht frühzeitig die Straßen- und Entwässerungsplanung anzugehen und mit den Eigentümern in das Umlegungsverfahren einzusteigen.
Die Eigentümer hatte die Gemeinde bereits eine Woche zuvor über die Pläne informiert, wie Jürgen Förster vom Bauamt der Gemeinde berichtete. Es habe an diesem Abend eine „positive Grundstimmung“ vorgeherrscht, so Förster. Entscheidend seien für die Eigentümer die Kosten, die auf sie zukämen, „und die liegen natürlich noch nicht vor“, meinte der Sprecher der Verwaltung.
Bereits im FNP angestrebt
„Wir freuen uns auf die Erschließung“, sagte CDU-Sprecher Jens Wunderlich nach der Vorstellung der Pläne. Und mit Blick auf das ein oder andere Projekt in der Gemeinde, das aus artenschutzrechtlichen Gründen gescheitert oder geschrumpft ist, meinte Wunderlich augenzwinkernd: „Hoffentlich kommt hier nicht noch irgendein blauschillernder Nachtfalter angeflattert …“ Den Ausbau dieses Gebietes habe man bereits vor Jahren im Flächennutzungsplanverfahren vorangetrieben, erinnerte Wunderlich, der sich für seine Fraktion lediglich noch eine höhere Durchmischung von Einzel- und Doppelhäusern sowie unterschiedlichen Grundstücksgrößen wünschte.
Manfred Sawallich sprach für die SPD von beträchtlichen Flächen, die mit dieser Planung der Landwirtschaft entzogen würden. Andererseits sei Simmerath ein Siedlungsschwerpunkt der Gemeinde, es herrsche eine hohe Nachfrage nach Bauflächen und man habe bereits beim Flächennutzungsplan vor acht Jahren den Willen zum Ausdruck gebracht, hier die Ortslage zu erweitern. Das Gebiet sei so zu entwickeln, „dass es gesteuert abläuft und nicht zu einer Explosion der Preise kommt“, sagte Sawallich. Daher sei es vielleicht eine Überlegung wert, die gesamte Fläche durch die Entwicklungsgesellschaft anzukaufen und gemeinsam mit einem Partner wie der Sparkasse zu vermarkten, regte der SPD-Sprecher an. Für diese Variante fehle der Gemeinde schlichtweg das Kapital, erwiderte Jürgen Förster. Bei einem Gebiet mit so vielen Grundstücken, werde sich der Preisanstieg aber in einem vertretbaren Rahmen bewegen, meine Förster.
Während Walter Heinrichs für die UWG „vollauf begeistert“ die Pläne zur Kenntnis nahm, berichtete Ben Steinborn (FDP), der „In der Mahr“ wohnt, von einem „regen Zulauf der Nachbarn vor meiner Haustür“ nach Bekanntwerden der Pläne. Gerade diesen Bereich bat er durch geringere Geschosshöhen zu schonen, und auch die Erschließung sei „noch nicht optimal gelöst“. Um die Bewohner des Gebiets mehr an den Ort anzugliedern, sei ein Fußgängerüberweg über die vielbefahrene Hauptstraße sinnvoll, so der Simmerather Sprecher der Liberalen.
„Mehr vermietbaren Wohnraum“
Diesen Vorschlag unterstützte auch Klaus Stockschlaeder (Grüne). Er sah im Plan „zu viele Einfamilienhäuser“ und empfahl wegen des demografischen Wandels mehr „vermietbaren Wohnraum“ an der Hauptstraße.
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