Freizeitzentrum am Bildungszentrum Simmerath wird abgerissen. Für 10 Millionen Euro entsteht neues Gebäude.
SIMMERATH Das Bildungszentrum (BGZ) Simmerath bekommt ein neues Internatsgebäude. Der Bau wird gegenüber des Hauptgebäudes an der Walter-Bachmann-Straße errichtet. Das derzeitig dort gelegene Freizeitzentrum wird dann abgerissen, und auch die Parkplätze müssen weichen. Für den Neubau hat die Handwerkskammer Aachen rund 10 Millionen Euro eingeplant.
Sowohl die drei vorhandenen Internatsgebäude des BGZ wie auch das Freizeitzentrum seien schwer in die Jahre gekommen und stark sanierungsbedürftig, sagt Peter Deckers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Im November vergangenen Jahres hatte die Handwerkskammer deswegen bei ihrer Vollversammlung einstimmig beschlossen, massiv in das Bildungszentrum in Simmerath zu investieren. In den kommenden fünf Jahren könnten sich die Investitionen auf insgesamt 20,6 Millionen Euro belaufen. Allein für den Internatsneubau seien rund 10 Millionen Euro eingeplant, teilt Deckers jetzt mit. Die restlichen 10,6 Millionen Euro würden in weitere Modernisierungsarbeiten, die das gesamte Bildungszentrum in Simmerath betreffen, fließen. Teilweise sei das auch schon bei Renovierungsarbeiten und Neuausstattungen in Werkhallen geschehen.
Neubau statt Sanierung
Ursprünglich hatte die Handwerkskammer darüber nachgedacht, die vorhandenen Gebäudeblöcke des Internats mit insgesamt 269 Betten zu sanieren. Der älteste Block stammt aus dem Jahr 1972, die beiden anderen wurden 1980 errichtet. Inzwischen sei die Kammer aber der Meinung, „dass ein Neubau mit 150 Betten die sinnvollste und wirtschaftlichste Lösung ist“, sagt Wilhelm Grafen, Geschäftsführer der Handwerkskammer. Mit den 150 Betten gingen genauso viele Zimmer einher. Mehrbettzimmer werde es nicht mehr geben. Das sei wichtig für die Privatsphäre der jungen Auszubildenden.
Hauptgeschäftsführer Peter Deckers hatte schon bei der Vollversammlung von einem deutlichen Kapazitätsüberhang im Internat gesprochen, weswegen die Bettenanzahl jetzt auch reduziert werde. Zum anderen habe es nach Jahrzehnten intensiver Nutzung einen erheblichen Modernisierungsstau und keine zeitgemäßen Beherbergungsstandards mehr gegeben. Die Umsetzung der Erneuerungen sei jedoch auch wegen offener Finanzierungsfragen nicht so recht vom Fleck gekommen.
Mittlerweile könnten die notwendigen Investitionen aus eigenen Mitteln gestemmt werden. Laut Grafen würden die drei alten Internatsgebäude später abgerissen und die Fläche für Bildungszwecke neu gestaltet werden – „zum Beispiel mit weiteren Werkhallen“.
Platzartige Aufweitung
Der geplante Internatsneubau wird gemeinsam von den Architektenbüros „fischerarchitekten Partnerschaft mbB“ und „B.A.S. Kopperschmidt + Moczala GmbH“ realisiert. Das Gebäude soll über eine platzartige Aufweitung der Straße mit dem bestehenden Gebäude des BGZ verknüpft werden, so dass ein interner Campus entsteht. Der neue Gebäudekomplex soll zukünftig nicht nur Internat sein, sondern auch Arbeit und Freizeit miteinander verbinden. Das Architektenbüro plant einen öffentlichen Bereich mit Foyer und Konferenzbereich, einen halböffentlichen Bereich mit Gastronomie und Sportmöglichkeiten und einen privaten Bereich für Freizeitaktivitäten. Neue Parkplätze sind in der Nähe des benachbarten Biomasse-Heizkraftwerkes vorgesehen.
Für Kammerpräsident Dieter Philipp steht fest, „dass es hier um die berufliche Bildung junger Leute geht und deswegen die Aufenthaltsqualität für den Standort in Simmerath sehr wichtig ist“. Das BGZ sei stets eine ewige Baustelle. Jetzt gehe es endlich in die Realisierungsphase. Voraussichtlicher Baubeginn sei Anfang 2020. Die Fertigstellung soll etwa ein Jahr dauern.
Für den Neubau muss auch der Bebauungsplan der Gemeinde Simmerath geändert werden. Das geschehe in der nächsten Zeit „auch im Einvernehmen mit den Anwohnern“, erklärt Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns. Ein moderner Neubau stärke zudem die Situation des Handwerks in Simmerath und der gesamten Region. Auch die Nutzung als Veranstaltungsort sei nicht auszuschließen.
Preisgericht hat entschieden
Nachdem im vergangenen Jahr also der Entschluss zum Internatsneubau gefallen war, wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Zehn Architektenbüros aus ganz Deutschland hatten sich daran beteiligt. Die Entscheidung des Preisgerichts fiel am 25. September. „Von zwei Erstplatzierten hat der gemeinsame Entwurf der Architektenbüros fischerarchitekten und B.A.S. jetzt den Zuschlag bekommen“, sagt Peter Deckers. Zum Preisgericht zählten neben den zehn Preisrichtern auch sogenannte Vorprüfer, also „Kollegen aus dem Haus, denn die müssen im Endeffekt hier arbeiten und viel Zeit verbringen“, erklärt Geschäftsführer Wilhelm Grafen. Auch Bürgermeister Hermanns beteiligte sich an der Entscheidung.
Die beiden Erstplatzierten erhalten jeweils ein Preisgeld von 30.000 Euro. Für den dritten Platz gibt es 15.000 Euro. Zwei weitere Architektenbüros erhalten eine Anerkennung und jeweils 7500 Euro von der Handwerkskammer.
Eine Ausstellung mit allen zehn Entwürfen ist im BGZ Simmerath noch bis zum 2. November montags bis donnerstags von 10 bis 16 Uhr, freitags bis 15 Uhr, zu sehen. Am 1. November (Allerheiligen) bleibt die Ausstellung geschlossen. Der Eintritt ist frei.
Für die Fachbereiche Bau, Dachdecker sowie Maler und Lackierer hat das BGZ Fördermittel zur Beschaffung von neuen Werkzeugen, Geräten und Programmen erhalten. Bericht folgt.
Die Aufgaben des BGZ Simmerath
Das Berufsbildungszentrum (BGZ) Simmerath gehört zu den fünf Qualifizierungszentren der Handwerkskammer für die Region Aachen. Den Schwerpunkt der Arbeit im BGZ bildet die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU). Betriebe haben hier die Möglichkeit, die betriebliche Ausbildung extern zu ergänzen. Der Auszubildende ist zur Teilnahme an überbetrieblichen Unterweisungen verpflichtet, der Ausbildungsbetrieb ist zur Freistellung verpflichtet. Weil der Unterricht im Block stattfindet, können die Auszubildenden im BGZ Simmerath für diesen Zeitraum im Internat untergebracht werden. Neben weiteren Kursangeboten und Spezialschulungen sind im BGZ Simmerath auch Meisterschulen für die Bauhandwerke, das Dachdecker- und Tischler-, Maler- und Lackierer-, und Straßenbauerhandwerk angesiedelt.