Bei der Delegiertenversammlung der IG Metall geht es um laufende Tarifverhandlungen. Aber auch um Umzug der Geschäftsstelle.
Stolberg. In der Metall- und Elektroindustrie „ist ab dem 8. Januar mit Warnstreiks zu rechnen“ hat Martin Peters, Erster Bevollmächtigter der IG Metall, bei der Delegiertenversammlung für Stolberg, Eschweiler, Monschau und Düren verkündet.
Die Gewerkschaft fordert 6 Prozent mehr Entgelt und „kurze Vollzeit“, also ein individuelles Optionsrecht zur Verkürzung der Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden in der Woche für die Dauer von bis zu 24 Monaten.
„Das Arbeitgeberangebot der zweiten NRW-Verhandlungsrunde von 2 Prozent mehr Entgelt und Arbeitszeiten von bis zu 40 Stunden ist eine reine Provokation“, begründete Peters den drohenden Arbeitskampf.
Rückblickend erinnerte der Gewerkschafter zum Beispiel an die Situation im Stolberger Unternehmen „Senges“ und „eine der härtesten Auseinandersetzungen, die wir in den vergangenen Jahren zu führen hatten. Man hat seitens der Firma den Betriebsrat drangsaliert und die Arbeiter mit Änderungskündigungen überzogen“, sagte Peters. Letztere seien allerdings inzwischen zurückgenommen worden. Der Fall zeige, wie sinnvoll es sei, sich als Arbeitnehmer in einer starken Organisation zusammenzuschließen, und „sich kollektiv gegen die Willkür des Arbeitgebers zu wehren“.
Die Ortsvorstände der IG-Metall Stolberg und Düren hätten sowohl zahlreiche Verhandlungen in den Betrieben begleitet, als sich auch mit dem Kooperations- und Fusionsprozess der Geschäftsstellen auseinandergesetzt, berichteten Peters, der auch zweiter Bevollmächtigter in Düren ist, und Paul Zimmermann, der in Düren das Amt des ersten und in Stolberg das des zweiten Bevollmächtigten bekleidet. Die Fusion der beiden Geschäftsstellen sei für das Jahr 2020 angestrebt.
Einstimmig entlastet
Die Delegierten entlasteten die Vorstände ebenso einstimmig wie sie das Ortsstatut der Stolberger Geschäftsstelle änderten, die vom Mühlener Markt in das Burg-Center an der Zweifaller Straße 30 umziehen wird, wo ab dem 2. Januar der Betrieb aufgenommen wird.
Peters, der auch als SPD-Politiker im Städteregionstag vertreten ist, blickte bei der Delegiertenversammlung auch über die Tellerränder von Region und NRW und äußerte sich zur Regierungsbildung im Bund: „So sehr ich mich als Sozialdemokrat anfangs gefreut habe, dass die SPD nicht in eine erneute Große Koalition gehen wollte, so sehr habe ich mich als Gewerkschafter über das Scheitern von ,Jamaika‘ gefreut“, meinte Peters.
Bei einem Regierungsbündnis aus CDU, FDP und Grünen wären die Interessen der Arbeitnehmer für vier Jahre ins Hintertreffen geraten, sagte der Metaller.
„Man denke nur an die Vorstellungen der FDP zur Neugestaltung des Arbeitszeitgesetzes. Die wollen die Digitalisierung dazu benutzen, den Kapitalismus in all seiner menschenfeindlichen Kraft wieder zu entfesseln. Zum Glück für uns haben sie sich fürs Nichtstun entschieden“, betonte Peters. Der Erste Bevollmächtigte verwies auf Erfolge der SPD innerhalb der alten Regierung wie Mindestlohn, Rente nach 45 Versicherungsjahren und Eingrenzung der Leiharbeit. „Und es gibt noch weitere Projekte für die Arbeitnehmer, die man aus der Opposition heraus sicher nicht realisieren kann.“ Der Gewerkschafter nannte die Bürgerversicherung, paritätische Finanzierung der Krankenkassen, Rückkehr von Teilzeit in Vollzeit und Sicherung des Rentenniveaus als Beispiele und schloss daraus: „Ich glaube schon, dass eine erneute Große Koalition nicht zum Schaden für die Arbeitnehmer in unserem Land wäre. Eine ,Jamaika‘-Koalition hingegen wäre das sicherlich gewesen.“ (dim)
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