Wieder verschwindet ein Stück vom alten Simmerath. Die Nachricht löst am Freitag gerade bei älteren Simmerathern geradezu Betroffenheit aus: Mit dem „Hotel zur Post“ an der Hauptstraße soll erneut ein traditionsreiches und weithin bekanntes Fachwerkhaus einem modernen Zweckbau mit Flachdach weichen.
Der Abstimmung war eine rund einstündige Diskussion vorausgegangen, wie man sie in der Simmerather Politik nicht alle Tage erlebt. Hart ging die Opposition mit der Ortsentwicklung im Allgemeinen und dem Bauherrn und seinen Architekten im konkreten Fall ins Gericht: „Welche Architekten haben so wenig Fantasie, um solch ein Gebäude in die Welt zu setzen?“, fragte Manfred Sawallich (SPD). Wie auch nach dem Abriss des Saals Wilden werde ein traditionsreicher Bau durch einen „Klotz“ ersetzt, werde eines der letzten alten Fachwerkhäuser Simmeraths vernichtet. Der Versuch, den alten Bestand zu erhalten, sei offenbar überhaupt nicht unternommen worden. „Wenn man diese historische Bausubstanz zerstört, macht das Simmerath wieder ein Stückchen ärmer“, mahnte Sawallich. „Von der baulichen Gestaltung her ist ein solches Gebäude nicht zu akzeptieren.“ CDU und Grüne würden mit der Unterstützung derartiger Projekte die „Zubetonierung des Zentrums weiter vorantreiben“.
Die Angriffe von SPD und UWG ließen den CDU-Vertreter unterdessen nicht kalt. Er sagte: „Ich wohne in der Bruchstraße selbst in einem historischen Gebäude und bin umgeben von solchen weißen Klötzen. Wir können die Entwicklung im Zentralort aber nicht mehr stoppen.“ Der Abriss des Altbestands sei letztlich nicht mehr zu verhindern. Diese Erklärung wollte Gregor Harzheim nicht akzeptieren: „Muss man einen Fehler immer wieder machen, weil man ihn einmal gemacht hat?“, fragte Harzheim.
Am Ende stimmten die Vertreter von CDU, Grünen und FDP für die Einleitung eines Verfahrens zur Änderung des Bebauungsplans. Die Hoffnungen von SPD und UWG richten sich nun auf die Gespräche mit dem Bauherrn: Wird sich zumindest optisch noch etwas zum Besseren bewegen? Diese emotional besetzte Frage dürfte Simmerath noch länger beschäftigen.
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