Nachdem Norma die Pläne für die Ansiedlung einer Filiale auf dem Lammersdorfer Dorfplatz aufgegeben hat, wird weiter diskutiert
Lammersdorf. Der Discounter Norma hat in dieser Woche entschieden, seine Pläne für die Ansiedlung einer Filiale auf dem Dorfplatz in Lammersdorf zu den Akten zu legen, unter anderem weil es bei Ortsterminen zu Beleidigungen und Beschimpfungen der Mitarbeiter gekommen sei. Nun wird im Ort weiter fleißig über das Thema und die Konsequenzen für das Dorf diskutiert.
Die Lammersdorfer Ratsvertreter Franz-Josef Hammelstein, Manfred Sawallich und Christoph Vormstein (alle SPD) sowie Rolf Drescher, Andreas Hermanns und Marco Scherner (alle CDU) hatten noch kurz vor der Absage des Discounters in einer gemeinsamen Stellungnahme erklärt, dass sie in der Ansiedlung einer Filiale eine wichtige Entwicklung der Infrastruktur des Ortes sehen würden.
Zu Beginn der Woche hatten die Initiatoren einer privaten Meinungsumfrage bekanntgegeben, dass sich 86 Prozent der rund 700 Teilnehmer gegen die Ansiedlung des Discounters und für den Erhalt des Dorfplatzes ausgesprochen hätten. „Ich freue mich sehr über die rege Teilnahme der 700 Personen. Das Votum der Bürger hat auch mich überrascht. Die Politik ist nun gefordert, an einem anderen Standort für eine Einkaufsmöglichkeit zu sorgen. Dies ging auch aus unserer Befragung hervor“, sagt Mario Genter, einer der Initiatoren der Umfrage.
Alfred Rausch,
Expansionsleiter bei Norma
Andreas Hermanns, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Lammersdorf, bewertet die Situation hingegen völlig anders. „Egal ob für oder gegen eine Norma-Ansiedlung, sind die Vorgänge, die zum Rückzug des Discounters geführt haben, beschämend und peinlich für Lammersdorf“, betont er.
Ortsvorsteher Franz-Josef Hammelstein meint zu den erfolgten Beschimpfungen und Beleidigungen: „Es ist verständlich, dass Norma unter diesen Umständen die Notbremse gezogen hat. Es ist schade, dass es jetzt keine demokratische Abstimmung mehr geben wird, bei der auch die abwartenden und zurückhaltenden Bürgerinnen und Bürger zu Wort gekommen wären. Ich hoffe, dass der zugespitzte Streit nun ein Ende hat und wieder Ruhe und Vernunft einkehren.“
Die Betreiberin des Lammersdorfer Gemüseladens, Heike Hotz, ist erleichtert: „Für mich hätte es nicht besser ausgehen können. Andererseits hätte der Verlauf der Auseinandersetzung etwas friedlicher sein können und es sollte auch niemand beleidigt werden. Das ist sehr unschön. Also bleibt unser Dorf so erhalten wie es ist. Das ist gut so und ich hoffe, dass jetzt Lammersdorf und die Bürger wieder zur Ruhe kommen, es war doch alles sehr aufregend.“
Christoph Vormstein, SPD-Ratsherr und Geschäftsführer des TuS Lammersdorf, hofft, dass bei allen schnell wieder die Vernunft die Oberhand gewinnt und erklärt: „Es bleibt ein Riss in der Lammersdorfer Bevölkerung und ein schlechtes Gefühl bei mir zurück. Ist das wirklich die Art, wie wir miteinander umgehen, wenn nicht jeder die gleiche Meinung hat? Einige Lammersdorfer haben gezeigt, wie rücksichtslos und respektlos sie sein können, wenn sie ihren Willen durchdrücken wollen.“
Bäcker- und Konditormeister Lars Jacobs findet es „extrem bedauerlich, dass die einseitig angelegte Befragung die geplante Infoveranstaltung für die Bürger verhindert hat. So hätten viele Sachen einmal korrekt erklärt werden können. Zu meiner Jugendzeit war der Dorfplatz noch sehr ansehnlich, was jetzt leider nicht mehr der Fall ist. Daher hätte ich mir eine Umgestaltung und gleichzeitige Stärkung der Infrastruktur sehr gewünscht“.
Der ehemalige Geschäftsführer der Karnevalsfreunde Lammersdorf, Thomas Gülpen, ist „nicht gegen den Norma oder einen anderen Discounter in Lammersdorf. Allerdings gegen eine Änderung der Nutzung auf dem Dorfplatz, der nicht nur für die Pflege des Brauchtums Karneval ein wesentlicher zentraler Ort in Lammersdorf ist“.
Gudrun Peters und Joanna Scholl (Mitinitiatorinnen der Meinungsumfrage) sehen die Entscheidung von Norma in der mehrheitlichen Meinung ihrer Umfrage begründet und stellen fest: „Der Dorfplatz ist das Herz von Lammersdorf und sollte unberührt bleiben.“ Dies würden auch die Kommentare auf den Umfragebögen widerspiegeln. Sie betonen, die Interessengemeinschaft habe sich zu keinem Zeitpunkt negativ gegenüber Norma oder seinen Mitarbeitern geäußert.
Hedwig Dercks, Vorsitzende des Kirchenchores, hält zu den aggressiven Vorfällen auf dem Dorfplatz und zur Stimmungsmache durch „angriffslustige“ Bürger fest: „Da kommt mein Verständnis von Demokratie nicht mehr mit.“
Der Vorstand der Karnevalsfreunde Lammersdorf ist auch jetzt nicht zu einer Stellungnahme bereit. Winfried Maassen (Geschäftsführer) und Vorsitzender Dieter Kaczmarek verweisen darauf, dass man sich erst im Vorstand beraten wolle, bevor man sich zur Sache äußere.
„Offensichtlich ist eine Ansiedlung nicht gewünscht, wenn sich ein Großteil in der privat initiierten Meinungsumfrage dagegen ausspricht. Hinzu kommt, dass es Beschimpfungen und Beleidigungen uns gegenüber gegeben hat. Daraus haben wir die entsprechenden Konsequenzen gezogen“, sagt Alfred Rausch, Expansionsleiter bei Norma.
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