Die neuen Stromlieferverträge berücksichtigen nur noch regenerative Energiequellen. Rund 5000 Euro Mehrkosten im Jahr.
Simmerath. Einen Grundsatzbeschluss zum Abschluss neuer Stromlieferverträge fasste jetzt der Strukturausschuss der Gemeinde Simmerath. Demnach wird mit Start der neuen Verträge zum 1. Januar 2019 die Gemeinde Simmerath für ihre Gebäude und die Straßenbeleuchtung nur noch Strom aus regenerativen Energiequellen beziehen. Damit folgte der Ausschuss einem gemeinsamen Antrag von CDU, Grünen und UWG, die sich dafür ausgesprochen hatten, eine entsprechende Ausschreibung vorzunehmen.
Als Begründung hieß es: „Soweit dies finanziell vertretbar ist, sollten wir ausschließlich auf regenerativ erzeugten Strom zurückgreifen“. Denn in der Gemeinde Simmerath werde bereits jetzt aus Wind- und Solarenergie eine Strommenge produziert, die deutlich größer sei als die Menge des im Gemeindegebiet verbrauchten Stroms. „Simmerath ist sogar Exporteur von regenerativem Strom, und es wäre somit nur konsequent, wenn auch der durch die Gemeinde eingekaufte Strom regenerativ erzeugt würde.“
Deutlich wurde bei der Diskussion aber auch, dass der Beschluss zum Teil nur symbolischen Charakter besitzt, denn am Ende kommt der Strom aus der Steckdose, und der Verbraucher kann nicht wählen, ob gerade Strom aus regenerativen oder traditionellen Energiequellen geliefert wird. Das ist physikalisch auch unmöglich, weil Strom in der Regel vom nächst gelegenen Kraftwerk kommt, und dem Strom, der aus der Steckdose kommt, sieht man nicht an, ob er aus dem Atomkraftwerk kommt oder dem Kohlekraftwerk, ob er von Windrädern erzeugt oder mit Sonnenenergie gewonnen wurde.
Ausschussmitglied Klaus Stockschlaeder (Grüne) sorgte mit einem bildhaften Vergleich für etwas Transparenz. Der gesamte erzeugte Strom fließe in einen gemeinsamen Stromsee, der aus verschiedenen Quellen gespeist werde. Je nachdem, welchen Strom der Verbraucher bestelle, ändere sich auch die Zusammensetzung des Stromsees. Je mehr Kunden also Ökostrom bezögen, desto größer sei der Anteil der regenerativen Energie im Stromsee, rückte er die Verantwortung eines jeden einzelnen nach vorne. Der Wandel müsse „von unten“ erfolgen. Mit dem Beschluss mache man deutlich, „dass Simmerath die Energiewende geschafft hat“.
Aufgrund der vorangegangenen Ausschreibung erfolgte der Zuschlag an drei unterschiedliche Versorgungsunternehmen: Für die Straßenbeleuchtung ist die Stawag im Geschäft sowie des Weiteren die Ecomac GmbH Leipzig und RWE.
Die Preisspanne zwischen regenerativ und fossil erzeugtem Strom liegt aktuell bei fünf Prozent. Für die Gemeinde bedeutet der Umstieg auf erneuerbare Energien Jährlich 5000 Euro Mehrkosten. Mit dieser Entscheidung verfestige Simmerath seine Positionierung als Gemeinde, in der regenerative Energie groß geschrieben werde, sagte Christoph Poschen (CDU). Simmerath exportiere jährlich rund 60 Millionen Kilowatt Strom.
Konsequenz und Inkonsequenz
Reinhold Köller (UWG) sprach von einem „konsequenten Schritt“, erst recht vor dem Hintergrund, dass Simmerath sich klar gegen den Betrieb des Atommeilers Tihange positioniert habe. Die 5000 Euro Zusatzkosten dürften bei jährlichen Einnahmen von 500 000 Euro aus dem Windpark Lammersdorf nicht groß ins Gewicht fallen. Ralf Löhr (CDU) stellte zudem die Vorbildfunktion der Gemeinde Simmerath heraus.
Allein Hermann-Josef Bongard (FDP) sprach sich gegen den Beschluss aus. Es sei aus seiner Sicht inkonsequent, wenn Simmerath auf Strombezug aus erneuerbaren Energiequellen wechsele, aber landesweit der Ausstieg aus der Braunkohle noch längst nicht vollzogen sei.
So sieht der aktuelle Strommix aus
Laut aktueller Zahlen stellt sich der Strommix in Deutschland derzeit wie folgt dar: Kernenergie: 13,1 Prozent Anteil; Braunkohle: 23,1 Prozent; Steinkohle: 17 Prozent; Erdgas: 12,1 Prozent; Erneuerbare Energien: 29,5 Prozent. Innerhalb der erneuerbaren Energien sind die Anteile wie folgt verteilt: Wasserkraft: 3,3 Prozent; Wind: 12,3 Prozent; Photovoltaik: 5,9 Prozent; Biomasse: 8,0 Prozent; Sonstige Energieträger: 5,1 Prozent.