Eifeler Zeitung, Katharina Isabel Franke

Kindern die Zeit zum Lernen geben

Die Förderschule Nordeifel feiert nach bewegter Geschichte am Samstag 50. Geburtstag. Bestand bis 2023 gesichert.

EICHERSCHEID „50 Jahre Förderschule – gemeinsam in die Zukunft“ heißt es auf den Plakaten. „Gemeinsam mit unseren Netzwerken, den Familien, anderen Schulen, der Jugendhilfe, den Betrieben der Region und unseren Partnern werden wir für den Erhalt dieser Schule arbeiten und kämpfen“, sagt Schulleiter Robert Knauff zum 50-jährigen Bestehen der Förderschule Eicherscheid, das am zweiten Adventswochenende mit einem Festakt und vielen aktuellen und ehemaligen Schülern gefeiert werden soll.

Am 1. August 1968 eröffnete die heutige Förderschule mit drei Lehrkräften und 60 Schülern. Der erste Direktor der Förderschule war Walter Peters, der 23 Jahre lang, bis 1991, die Schule leitete. Das Sonderschulwesen wurde in den 1960er Jahren in ganz Deutschland etabliert: „Das war also gar nichts Außergewöhnliches, dass auch Simmerath eine Förderschule, Sonderschule hieß es ja noch damals, erhielt“, so Knauff. Stetig kamen mehr Schüler hinzu, und bereits zum Beginn des Schuljahres 1971/1972 konnten sechs Klassen gebildet werden. Schnell wurde klar, dass das Schulgebäude, das damals noch an der Bickerather Straße lag, zu klein wurde. Drei Klassen wurden daraufhin nach Paustenbach ausgelagert. Im Sommer 1978 zog die Förderschule in die ehemalige Grundschule von Eicherscheid um, wo sie sich bis zum heutigen Tag befindet.

In den 1970er Jahren begann die ehemalige Sekretärin Irmgard Goffart ihre Tätigkeit an der Schule: „Ich fand meine Arbeit hier immer sehr schön. 1972 habe ich angefangen und alle Höhen und Tiefen dieser Schule erlebt.“ Die Tiefen waren für Goffart die Zeiten, in denen die Schule vor der Schließung stand: „Das war eine große Gefahr, die wir nicht nur in den letzten Monaten erlebt haben“, so Goffart. Schon 1994 wurde ein sogenannter „Schulversuch“ gestartet, um den Erhalt der Schule aufgrund sinkender Schülerzahlen zu sichern: „Da ab diesem Zeitpunkt auch sprachbehinderte und erziehungsbedürftige Schüler zu uns kommen konnten, wurde die Schule 1994 gerettet“, so die ehemalige Sekretärin, die 36 Jahre an der Förderschule Eicherscheid arbeitete. Durch diesen „Versuch“ erhielt die ehemalige Sonderschule Eicherscheid eine neue Bezeichnung und wurde seitdem als Förderschule bezeichnet.

Immer wieder Krisen gemeistert

Rund 20 Jahre später sanken die Schülerzahlen erneut, und die Schule stand zum zweiten Mal vor dem Aus. Die Sicherung des Erhalts der Schule vor einigen Monaten war eine „große Erleichterung“, so Goffart. Im Frühjahr 2015 schien das Schicksal der Förderschule besiegelt und eine Schließung zum Schuljahresende 2018 unumgänglich. Die rot-grüne Landesregierung kündigte damals an, dass die Schule aufgelöst werden müsse: „Das Problem war damals, dass im Rahmen der Inklusion gesagt wurde, dass Schüler an jeder Schule einen angemessenen Lern- beziehungsweise Förderort erhalten können. Wir haben hier ganz normale Kinder, die in einigen Bereichen Schwierigkeiten haben. Die haben doch ein Anrecht darauf, dass sie gefördert werden!“, so Knauff.

Nach dem Landesregierungswechsel im Herbst 2017 und einem Besuch der neuen Schulministerin Yvonne Gebauer in der Schule wurde eine Lösung gefunden. Nur drei Monate später beschloss das Schulministerium die Wiedereinrichtung der kleinsten Förderschule in NRW, und nur zwei Wochen später bestätigte auch die Bezirksregierung den Fortbestand. Wenige Tage vor dem Schuljahresende in diesem Jahr erfolgte dann die erlösende Nachricht: Die Schule kann aufgrund der neuen Mindestgrößenverordnung bis in das Jahr 2023 weiter bestehen.

Fußballspielen, Rollerfahren und Fangenspielen gehören einfach zu einer großen Pause in der Förderschule Nordeifel in Eicherscheid dazu. Foto: Katharina Isabel Franke

Diese Verordnung sieht vor, dass eine Mindestanzahl von 112 Schülern gewährleistet sein muss, um einen Schulstandort weiter bestehen zu lassen. Die Förderschule hat nun fünf Jahre Zeit, um diese Mindestgröße zu erreichen. Die „Regelung für Ausnahmen“, die mit der gelb-schwarzen Regierung eingesetzt wurde, beinhaltet auch, dass Schulen, die sich an einem besonderen geographischen Ort befinden, diese Mindestanzahl unterschreiten dürfen. „Wir werden die nächsten fünf Jahre nutzen, um uns neu aufzustellen, zu modernisieren und zu aktualisieren. Ob man im Jahr 2023 dann noch einmal mit dem Ministerium in Kontakt treten muss, weil nur 110 Schüler vorhanden sind, wird sich dann zeigen“, so Robert Knauff. „Wir wollen Vorreiter in der Sonderpädagogik sein. Mein Team und ich sind zuversichtlich.“ Auch die steigende Schülerzahl stimmt Knauff glücklich: „Wir haben das letzte Schuljahr mit 17 Schülern beendet. Nur wenige Monate später haben wir schon 52 Schüler. Der Bedarf ist da, der Zuwachs auch, und viele Anfragen von Eltern aus der Region liegen bereits vor.“

Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns, der auch der Vorsitzende des Förderschulverbands ist, wünscht sich, dass die Förderschule auch weiterhin bestehen kann: „1000 Schüler haben in den letzten 50 Jahren die Schule in Eicherscheid besucht. Wir werden uns bemühen, dass diese sehr wichtige und ortsnahe Schule für Schüler mit individuellem Förderbedarf weiter bestehen kann. Durch die gute Schularbeit werden wir eine hohe Akzeptanz schaffen.“

Ulrich Wetter-Wendt arbeitete 25 Jahre als Sonderpädagoge in Eicherscheid. Obwohl er bereits im Ruhestand ist, engagiert er sich weiterhin für die Förderschule. Gerne denkt er an seine Zeit als Lehrer zurück: „Manche jungen Menschen brauchen einfach mehr Zeit als andere. Durch Anerkennung, persönliche Beziehungen und Positivität schreiben wir hier Jahr für Jahr Erfolgsgeschichten“, erklärte der Pädagoge. Die Schüler der Förderschule, die in den „Regelschulen“ als „Störer“ gelten, erhalten laut Wetter-Wendt in Eicherscheid „einen Schonraum, der nicht verhätschelt, sondern positiv motiviert und Stärken herausstellt.“

Für Robert Knauff steht damit fest: „Die Sehnsucht unserer Kinder ist Normalität. Was auch immer das genau bedeutet.“

 INFO 

Förderschule feiert Jubiläum

Die Förderschule Nordeifel feiert am Samstag, 8. Dezember, ihr 50-jähriges Bestehen. Zwischen 15 und 18 Uhr wird in einem vorweihnachtlichen Rahmen mit Freunden, Förderern und vielen ehemaligen Schülern und Kollegen das Jubiläum begangen. Zum Festprogramm gehören Aufführungen der Schüler und ein Basar mit selbsthergestellten Artikeln. Stockbrotbacken und Aktivitäten machen den Nachmittag kurzweilig. Es werden ein Kuchenbuffet, Waffeln und Suppe angeboten.

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