SPD-Kandidatin Claudia Moll sichert sich überraschend das Direktmandat. Helmut Brandt (CDU) fehlen 733 Stimmen. Zufriedene Gesichter bei der FDP. Grüne und Linke hadern mit ihrem Abschneiden.
Städteregion. Heute Mittag wollte Claudia Moll eigentlich in den Flieger steigen und sich nach einem langen und anstrengenden Wahlkampf eine Woche Urlaub in der Sonne gönnen. Daraus wird nun nichts, die SPD-Direktkandidatin im Altkreis Aachen muss ihre Pläne kurzfristig ändern. Denn schon am morgigen Dienstag wird sie zur ersten Sitzung der neuen Fraktion in Berlin erwartet. Durchaus überraschend und nach einem unglaublich spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen hat sie sich gegen Helmut Brandt von der CDU durchgesetzt und zieht erstmals in den Deutschen Bundestag ein.
Den Sieg sicherte sich die Eschweilerin am Ende mit einem hauchdünnen Vorsprung, den Städteregionsrat und Wahlleiter Helmut Etschenberg kurz vor 22.30 Uhr im Haus der Städteregion als vorläufiges Endergebnis verkündete: Auf Moll entfielen 36,89 Prozent der Stimmen, Brandt kam auf 36,46 Prozent – er erhielt gerade mal 733 Stimmen weniger als die Sozialdemokratin.
Der Alsdorfer ist somit bei seinem Versuch, erneut direkt nach Berlin zu kommen, gescheitert. Eine letzte Hintertüre könnte sich über die Landesreserveliste öffnen, wo Brandt auf Platz 20 geführt wird. Allerdings mochte der 66-Jährige am späten Abend selber nicht so recht daran glauben, die endgültige Entscheidung dürfte erst am heutigen Montagmorgen fallen.
Claudia Moll
Direktkandidatin der SPD
Während der bisherige Bundestagsabgeordnete den Schock im engeren Kreis in Alsdorf sacken ließ, stieg für die zukünftige Bundestagsabgeordnete in Eschweiler eine große Party – zunächst im Rathaus und dann in einer Gaststätte am Markt. „Ich bin grundsätzlich eher ein vorsichtiger Mensch und habe deshalb erst spät an den Sieg geglaubt“, erklärte sie in einem ersten Gespräch mit unserer Zeitung. Den Grund für ihren Triumph nannte sie hingegen ohne großes Zögern: „Ich bin einfach glaubwürdig. Und ich war besser als mein Kontrahent.“
Zufriedenheit mit dem Erreichten, und das auf der ganzen Linie, herrschte derweil auch bei der FDP. „Die Ergebnisse sind ziemlich genau so ausgefallen, wie ich das erwartet hatte“, erklärte der Fraktionsvorsitzende Georg Helg. Mit Blick auf die Konkurrenz zeigte er sich hingegen überrascht: „Dass die CDU derartige Verluste erleiden würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Und die Grünen habe ich offenbar unterschätzt
Wobei das wohl nur auf das Bundesabschneiden bezogen gewesen sein dürfte. Mit diesem zeigte sich Alexander Tietz-Latza durchaus zufrieden: „Ich bin froh, dass wir unser Ergebnis von 2013 übertroffen haben“, konnte der Grünen-Direktkandidat dem Gesamtergebnis durchaus etwas Positives abgewinnen. Für ihn persönlich galt das hingegen nicht: „Ich hätte mir natürlich mehr Stimmen gewünscht.“ Als wesentlichen Faktor sieht Tietz-Latza die von ihm in den vergangenen Wochen ausgemachte „Wechselstimmung“ in der Region. „Davon hat Claudia Moll profitiert, die kleineren Parteien aber haben darunter gelitten.“
Gelitten hat nach eigener Aussage auch Gabi Halili von den Linken, ehe sie am Ende eines langen Abends feststellte: „Ich bin keine Schönrednerin. Wir haben im Wahlkampf sehr viele positive Rückmeldungen erhalten und sind deshalb enttäuscht, dass es nicht zu mehr gereicht hat.“
Deutlich unter dem Bundesschnitt blieb im Altkreis Aachen die AfD. Markus Matzerath erzielte als Direktkandidat (8,83 Prozent) nahezu genauso viele Erst- wie seine Partei Zweitstimmen (8,65) Als positiv wurde dies im Kreise der übrigen Parteien aber unisono nicht gesehen.
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