Eifeler Zeitung

Vier Schulen politisch nicht gewollt

Leserbriefe:

Simone Werker-Schwartz aus Kesternich schreibt zum Artikel „Eltern haben sich mit der neuen Schulsituation arrangiert“:

Es ist an Hohn kaum zu übertreffen, wenn die Simmerather Verwaltung die Eltern aus Kesternich, Einruhr und Erkensruhr für das Anmeldeverhalten lobt! Die Verwaltung sollte doch wohl (hoffentlich) ihre Anmeldezettel für die Schulneulinge kennen: Es gab nämlich keine Alternative zu Steckenborn! Und hätte Herr Goffart einmal in der Verwaltung angefragt, ob es Kommentare auf den Anmeldebögen gegeben hätte, so hätte er gewusst, dass es durchaus viele Eltern gibt, die handschriftlich ihrem Wunsch nach einer Beschulung in Kesternich Ausdruck verliehen haben.

Nun, Anlass genug für uns, noch einmal Klartext zu sprechen: Wir haben im Oktober dieses Jahres auf unsere Anfrage vom Schulministerium des Landes NRW die schriftliche Bestätigung erhalten, dass der Erhalt der Kesternicher Schule auf Grundlage des Schulgesetzes möglich gewesen wäre, um „ein qualitativ hochwertiges und wohnungsnahes Grundschulangebot“ zu ermöglichen. Wir erinnern daran, dass selbst Bürgermeister Hermanns uns die rechnerische Möglichkeit bestätigte. Aktuell werden in Kesternich 85 Kinder beschult, 92 braucht ein eigenständiger Schulstandort, 46 reichen für einen Teilstandort! Auch unsere Voraussage, dass es nach zwei „mageren Jahren“ einen eindeutigen Aufwärtstrend gibt, dürfte der Verwaltung als wahr bekanntgeworden sein. In diesem Jahr wurden alleine in Kesternich 16 Kinder geboren, in Einruhr zwei. Mit 18 Schülern wäre das also eine normal große Klasse, sieht man sich die aktuellen Klassengrößen in der Gemeinde an.

Wir möchten auch weiterhin ganz klar betonen, dass alle vier Schulstandorte erhalten werden sollen und könnten, es aber schlichtweg politisch nicht gewollt ist! Wären die Entscheidungsträger doch wenigstens so ehrlich, und würden die Wahrheit sagen: Würde es nicht ums Geld gehen, hätte man wohl kaum gegen enormen Widerstand innerhalb von sechs Monaten die Schließung einer Grundschule durchgesetzt, was mittelfristig auf dem Rücken aller Kinder dieser Gemeinde ausgetragen wird. Hauptsache, die Gemeinde Simmerath hat genug Engagement, Energie und Geld, um seit nunmehr vier Jahren ein Verfahren gegen die Nachbarkommune wegen einer Kaufland-Filiale aufrechtzuerhalten! Man muss halt Prioritäten setzen können.

Bernd und Sonja Jestädt aus Kesternich schreiben zum Artikel „Eltern haben sich mit der neuen Schulsituation arrangiert“

Es bleiben Wut und Hilflosigkeit

Nun – was bleibt uns Eltern angesichts der Ignoranz des Simmerather Gemeinderats auch übrig? Über 1300 Unterschriften, Stellungnahmen in lokaler Presse und Fernsehen, eine Gesetzeslage, die die Möglichkeit zum Erhalt kleiner Schulstandorte schafft und Konzepte zum Erhalt der Grundschule, konnten die Mehrheit im Gemeinderat nicht bewegen. Die aufgezeigte Möglichkeit zur Erhaltung des Schulstandortes Kesternich wurde mit dem Argument abgeschmettert, dass dadurch die Existenz der Schule in Steckenborn gefährdet wäre. Unverschämt ist es, die Schulstandorte so gegeneinander auszuspielen. Wobei die Fakten zeigen, dass die Gefährdung der Steckenborner Schule an den Haaren herbeigezogen ist.

Durch den Schließungs-Entschluss wurde kurzfristig das Problem im nächsten Sommer gelöst, dass in Kesternich zu wenige Kinder eingeschult würden und in Steckenborn für eine einzelne Klasse zu viele Kinder das Schuljahr beginnen würden. Lang- und mittelfristig fehlt aber ein Konzept zur Reaktion auf die hohen Geburtenzahlen in Kesternich, (die sicher auch der steigenden Bebauung des Neubaugebiets Im Dreieck zu verdanken sind), gewünschte Zuzüge junger Familien und auch steigende Flüchtlingszahlen. Es ist traurig, wie offen hier mit einem „derzeit nicht akut“ argumentiert wird, um nur ja die Grundschule zu schließen, bevor die Willkür dieser Entscheidung zu offensichtlich wird. Zum Wohle unserer Kinder arrangieren wir Eltern uns, um unserem Kind die Umstellung irgendwie positiv darzustellen. Aus diesem Grund zeigen wir den Groll und Schmerz, den dieses Thema jedes Mal hervorruft, nicht.

Aber wie ist nun die Situation der Eltern und Kinder an der Grundschule Kesternich? Zunächst sind da die Fakten: An der Grundschule in Kesternich werden zurzeit 84 Kinder unterrichtet. Ab einer Schülerzahl von 92 Kindern wäre die Existenz unserer Schule nicht mehr gefährdet, weil die Schule dann als eigenständige Schule fortgeführt werden könnte. Für das jetzige 1. Schuljahr hatte die Gemeinde eine Klassenstärke von 19 Schülern vorausgesagt. Eingeschult wurden 20 Kinder, nach zwei Neuzugängen sind im 1. Schuljahr nun 22 Schüler. Im Jahr 2014 wurden allein in Kesternich 13 Kinder geboren, im noch laufenden Jahr 2015 waren es schon 15 Kinder. In Kesternich werden Flüchtlingskinder und integrative Kinder beschult. Immer noch wechseln Schüler der Grundschule Steckenborn im laufenden Schuljahr an die Schwalbenschule, obwohl den Eltern bewusst ist, dass ihre Kinder von der Schließung der Grundschule betroffen sein werden. Die Kapazität der Grundschule Simmerath ist erschöpft. Ab Januar wird in Simmerath ein neuer Kindergarten öffnen, um den jungen Familien im dortigen Neubaugebiet gerecht werden zu können.

Dann gibt es außerdem noch die kleinen Gespräche am Rande, die nirgends protokolliert wurden und in keiner Statistik auftauchen, aber die doch das Empfinden von uns Eltern ungemein prägen. So hört man immer wieder von Eltern aus Rurberg oder Woffelsbach, die ihr Kind gerne in Kesternich eingeschult hätten, dann aber durch die diskutierte Schließung der Schule verunsichert waren. Oder die Mutter aus Witzerath, die ihr Kind in Kesternich einschulen wollte, dann aber gebeten wurde, sich für Lammersdorf zu entscheiden – mit der Aussicht den Bustransfer gestellt zu bekommen. Auch in Simmerath höre ich von Eltern, deren Wunschschule Kesternich gewesen wäre…

Was wir Eltern angesichts dieser Situation denken, haben wir mit unserer Unterschriftensammlung, unseren Stellungnahmen und unserer Präsenz bei der Gemeinderatssitzung im Frühjahr deutlich demonstriert. Was nun bleibt, sind Wut, Enttäuschung, Hilflosigkeit und das Bewusstsein, dass die von uns gewählten Volksvertreter uns und unsere Anliegen im Ernstfall ignorieren.

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