Die Mädchenrealschule läuft aus, die Sekundarschule hat sich etabliert und ist doch scheinbar nicht für Jeden eine Alternative. Das Schleidener Schulangebot erfreut sich steigender Beliebtheit. Diesen Zustand wollen CDU, SPD und FDP in Monschau nicht hinnehmen und fordern: »Der Schulverband Nordeifel ergänzt sein wohnortnahes und qualifiziertes Schulangebot der Sekundarstufe I durch die Einrichtung einer Realschule für Jungen und Mädchen.«
Nordeifel (Fö). »Der Schulverband muss sich erklären, ob er ein Schulangebot findet, das alle zufrieden stellt, oder Monschau am langen Arm verhungern lässt«, erklärt Hilmar Weber, CDU-Fraktionsvorsitzender im Monschauer Stadtrat. Die Bezirksregierung Köln habe in mehreren Beratungsgesprächen Lösungsvorschläge zur Behebung der unzufriedenen Situation im Schulverband Nordeifel gemacht. Diese und 4000 Unterschriften zum Erhalt einer Realschule in der Nordeifel seien bislang jedoch missachtet worden, kritisieren die Monschauer. »Wir alle haben vor einigen Jahren einen Kompromiss zum Erhalt des Bildungsangebotes in der Nordeifel getroffen. Eine neue Schule würde das aktuelle Angebot nur schwächen«, hält Stephan Cranen, Bürgermeister der Gemeinde Hürtgenwald dagegen, und erteilt damit dem Beschlussvorschlag der Monschauer Mandatsträger eine klare Absage. »Wir haben – nachdem das Bistum die Schließung von St. Ursula bekannt gemacht hat – einen Arbeitskreis gebildet, bei dem sich Vertreter von Hürtgenwald, Monschau, Roetgen und Simmerath darauf verständigt haben, das aktuelle Schulangebot zu erhalten«, ist Cranen über den Vorstoß aus Monschau überrascht.
Foto; Thomas Förster
»Die Sekundarschule Nordeifel hatte einen schlechten Start«, gesteht Bernd Goffart, Bürgermeister der Gemeinde Simmerath und Vorsitzender der Verbandsversammlung des Schulverbandes Nordeifel. »Aber das differenzierte Lernen, die Möglichkeit eines qualifizierten Abschlusses für jedes Kind und die positiven Zahlen der Schulabgänger zeigen, dass sich an der Schule einiges zum Guten verändert hat«, so Goffart. Ein Drittel der Sekundarschüler verlassen die Einrichtung mit der Qualifikation zur gymnasialen Oberstufe, ein weiteres Drittel erlange den klassischen Realschul-Abschluss, ein weiteres Drittel den Hauptschul-Abschluss. »Genau dafür ist die Schule da – jedem Schüler individuell die besten Entwicklungschancen zu bieten«, erklärt Goffart. Am 8. Juni übrigens feiert die Sekundarschule Nordeifel zehnjähriges Bestehen.
Die Schulsituation sei im Bezug auf den Besuch einer Realschule für die Kinder aus Monschau »absolut unzureichend« und für die Simmerather zumindest »stark verbesserungsfähig«, heißt es im Antrag der Monschauer Mandatsträger. Roetgener und Hürtgenwalder nutzten verstärkt Schulen außerhalb des Verbandsgebietes. »Das ist bei uns die absolute Ausnahme«, hält Stephan Cranen dagegen. Fast alle Schüler, die in der Gemeinde wohnen, besuchten das Franziskus-Gymnasium Vossenack oder Sekundarschul-Standort Kleinhau.
Die Busverbindung nach Schleiden sei für Monschau nicht tragbar. »Eltern berichten, dass der Schülertransport äußerst zeitaufwendig und sehr strapaziös ist«, führen CDU, SPD und FDP aus Monschau aus. Aus der Gemeinde Simmerath pendelten täglich sechs Busse mit Schülern nach Schleiden, heißt es.
Das Gros der Schüler besucht in Schleiden die Clara-Fey-Schule, die einen exzellenten Ruf genießt. Im letzten Sommer seien dort 46 Kinder abgelehnt worden, zeigt die Monschauer Politik auf, dass auch dort die steigende Nachfrage zum Problem für Schüler aus der Nordeifel werden könne.
Ein steigendes Schülerpotenzial in allen Nordeifel-Kommunen stärke die Hoffnung auf eine weitere Schule. So gebe es in Monschau 40 Prozent mehr unter Sechsjährige als noch 2012 – Simmerath habe ein Plus von 31 Prozent, Roetgen von 16 Prozent zu verzeichnen.
»Dann müssen sie den Weg zu einer neuen Realschule alleine gehen«, bedauert Cranen, obwohl diese Schulform schon vor einem Jahrzehnt Existenzprobleme gehabt habe. Dies war schließlich die Grundlage für die Gründung der Sekundarschule Nordeifel.
CDU, SPD und FDP aus Monschau beantragen eine zeitnahe Einberufung einer Versammlung des Schulverbandes Nordeifel. Dieser Bitte will Bürgermeisterin Dr. Carmen Krämer, die dem Verband vorstehe, nachkommen. Sie erklärt: »Ich habe den Antrag der drei Monschauer Fraktionen Ende letzter Woche erhalten und war darüber vorab nicht informiert. Die Verbandsversammlung werden wir wunschgemäß zeitnah einberufen. Wie im Gespräch mit der Bezirksregierung im Rahmen der Diskussionen um die St. Ursula Mädchenrealschule im vergangenen Jahr deutlich wurde, ist das Einrichten und auch das Erhalten einer Schule allerdings keine Entscheidung, die ein Träger – in diesem Fall der Verband – allein trifft, sondern die nach gesetzlichen Vorgaben in Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung erfolgt. Schließlich ist die Standortkommune zwar für den Unterhalt der Gebäude und deren Innenausstattung und den Bustransport zuständig, die Einstellung der Lehrerinnen und Lehrer sowie der pädagogische Betrieb liegen aber in den Händen des Landes. Zu den Faktoren, die hierbei berücksichtigt werden, zählen vor allem die Betrachtung der bestehenden Schullandschaft und die Schülerzahlen. Die bestehende Schullandschaft in unserem Verband deckt sämtliche Schulabschlüsse ab. Hierfür hat man sich ja vor über zehn Jahren gemeinschaftlich entschieden. Die Schließung der St. Ursula Mädchenrealschule ist erfolgt, weil nicht mehr genug Schülerinnen vorhanden waren, um ausreichend große Eingangsklassen zu bilden. Wenn also der Antrag in der Verbandsversammlung befürwortet werden sollte, wäre immer noch die Frage zu klären, ob dieses Vorhaben hinsichtlich der nachzuweisenden Zügigkeit überhaupt möglich wäre.«
Ein Schreiben besorgter Eltern haben die Monschauer Mandatsträger auf den Plan gerufen. Auf einer Infoveranstaltung für Grundschul-Eltern sei auf die Vielfalt an Schulen verwiesen worden. „Welche Hauptschule, welche Realschule, welche Gesamtschule?? Wo sollen diese Schulen sein? 1 Stunde mit dem Bus täglich nach Schleiden und wieder eine Stunde zurück? Das soll ich meinem Kind auferlegen? Warum gibt es keine Realschule in Monschau mehr? Jetzt wird auch noch die Ursulinen geschlossen, ein Armutszeugnis für die ehemalige Schulstadt Monschau!“ Die Gebäude seien vorhanden, in bestem Zustand. Die Realschule Monschau wurde vor der Schließung noch renoviert, sie ist voll intakt. Das Vennbad, die Sporthalle seien direkt angeschlossen, besser geht’s nicht. „Der Schulverband besteht auf die gute Sekundarschule, und wir hören von vielen Eltern, das sie ihre Kinder nicht mehr dorthin schicken möchten“, erklären die Eltern.. Es fahren schon zwei Busse voll mit Schülenr nach Schleiden mit steigender Tendenz, der Bedarf einer Realschule in Monschau sei vorhanden. Die Kindergärten seien überfüllt und im letzten Sommer hätten 40 Schüler das Gymnasium wieder verlassen müssen Richtung Simmerath. „Eher werden auf die Sekundarschule noch 3 Etagen drauf gesetzt, bevor der Schulverband die Realschule in Monschau bewilligt“, fühlt man sich benachteiligt und sieht Potenzial für eine weitere Schulform.
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